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Film: HALS ÜBER KOPF

19.04.2023 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart; 20. April 2023 
HALS ÜBER KOPF
Österreich  /  2023  
Drehbuch und Regie:  Andreas Schmied
Mit: Miriam Fussenegger, Otto Jaus, Ulrike Beimpold, August Zirner, Juergen Maurer u.a.

Ja, natürlich darf man auch Blödelfilme auf Fernsehniveau drehen, und sie werden ihr Publikum finden („Griechenland“ mit Thomas Stipsits hat die Österreicher zweihunderttausendfach ins Kino gelockt, und es werden sicher noch mehr). „Hals über Kopf“ von Andreas Schmied (der auch die „Love Machine“  mit Stipsits gedreht hat, deren Fortsetzung bald erscheinen müsste) schwimmt ganz auf dieser Welle – Slapstick, Unglaubwürdigkeiten zur Potenz, einfach nur Spaß, er darf auch sehr dumm sein.

Gleich zu Beginn schlägt eine Flucht im Brautkleid den Ton an – die Braut verrenkt sich, um vor ihrem Bräutigam davon zu laufen. Irgendwie hat auch der Vater der Braut (nein, keine Spencer-Tracy-Idylle) mit dem Ganzen zu tun, der ist nämlich ein Wirtschaftsverbrecher. Nun muss ein Drehbuch (Schmied schrieb es sich selbst) allerlei Purzelbäume der Unwahrscheinlichkeit schlagen, damit die Braut, die als reiches Töchterchen natürlich nicht selbst Auto fahren kann, im Kofferraum des Familien-Benrley landet, dass dieser ausgerechnet mit ihr drinnen gestohlen wird, und dass der Autodieb dazu überredet wird, eine Entführung vorzutäuschen – und ja, einen Datenstick hat Töchterchen auch. Und obwohl sie ein Gutmensch ist, der / die das schmutzige Geld von Papa nicht will, reicht der Gegenwert eines Bentley ja wohl aus, mit dem kriminellen Liebsten irgendwo glücklich zu werden…

Dergleichen erinnert fast an die alten Peter Alexander / Gunther Philipp-Streifen, nur dass dort noch gesungen wurde. Die Kalauer waren ähnlich: „Wie kann einem das Kreuz weh tun, wenn man kein Rückgrat hat…“

Zu retten ist dergleichen nur durch die Besetzung, und da konnte Schmied aus dem Vollen schöpfen: Die Oberösterreicherin Miriam Fussenegger. Kurzzeit-Buhlschaft der Salzburger Festspiele, ist die zappelige Braut, August Zirner ein amüsanter Verbrecher-Papa im Nadelstreif, und den Helden der Geschichte hätte wohl früher Michael Ostrowski gespielt, der Kleinkriminelle ist ganz sein Tonfall, aber hier wurde  Otto Jaus besetzt, neuerdings mehr Kabarett- als Musical-Star.

Den Vogel schießen zwei Schwergewichte in den Nebenrollen ab –  Juergen Maurer ist ein Mafia-Onkel Siggi, dem man trotz seines aufreizend gemessenen Tonfalls weder bei Tag noch im Dunkeln begegnen möchte, und Ulrike Beimpold mach als „Frau Oberst“ Lippowitz ihre Verbrecher-Jagd zum Vergnügen, wenn sie auch nebenbei unter den  Scheiß-Wechseljahren keucht.

Das Ganze wirkt trotz seiner Slapstick-Manier und dem dauernden Augenzwinkern ein bisschen unzeitgemäß. Andererseits – das Leben ist hart genug. Warum nicht im Kino einfach lachen, ohne sich den Kopf zu zerbrechen, ob man das auch darf.

Renate Wagner

 

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