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Film: HALLELUJAH: LEONARD COHEN, A JOURNEY, A SONG

15.11.2022 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 18. November 2022
HALLELUJAH: LEONARD COHEN, A JOURNEY, A SONG
USA  /  2021
Regie: Daniel Geller, Dayna Goldfine
Dokumentarfilm

Der Song „Hallelujah“ hat sich verselbständigt. Man singt ihn mit wie ein altes Kirchenlied. Dass er das Werk eines Mannes ist, der ihn geschaffen und mit seiner kratzig-rauchigen Stimme unvergleichlich (und besser als alle anderen) gesungen hat, dürfte nicht allgemeines Wissen sein. Es war Leonard Cohen (1934-2016), der „Hallelujah“ kreierte, und der Dokumentarfilm von Daniel Geller und Dayna Goldfine nimmt diesen Song als Ausgangspunkt für eine Reise durch die Biographie dieses singulären Künstlers.

Als sich die Nobelpreisakademie 2017 entschloß, den Literaturpreis erstmals einem Sänger-Songwriter-Lyriker wie Bob Dylan zu verleihen, dachten manche, wenn man sich das ein paar Jahre früher überlegt hätte, wäre Leonard Cohen der erste Kandidat dafür gewesen…

Was „Hallelujah“ betrifft, so hat Cohen fünf Jahre daran gearbeitet und, wie es heißt, mit mindestens 150 Versen experimentiert, bevor er seine vollkommene Endform fand. Der gebürtige Kanadier war in erster Linie Lyriker, dann erst „Pop-Star“ und als solcher total verschieden von allen anderen. Ein Mann mit Hut, ohne Glamour, nur Stimme, Texte und seine überwältigende Persönlichkeit, die auch im Film zum Ausdruck kommt. So viel Dokumentarisches auch geboten wird, an Interviews mit Cohen selbst, an Erzählungen der Menschen, die ihn nahe gekannt haben, so geht es nicht nur um Biographisches, das kursorisch abgehandelt wird, als vielmehr um ein Charakterporträt. Dabei beginnt und endet es mit „Hallelujah“, weil man nicht besser beweisen kann, welch spiritueller Künstler dieser Leonard Cohen in seiner zutiefst jüdischen Wesensart war.

Er kam aus einer reichen Familie in Montreal und ist mit vielen Privilegien aufgewachsen. Als er Anfang der siebziger Jahre, ein „stiller Mann im schwarzen Anzug“, mit seinen Songs an die Öffentlichkeit ging, faszinierte er als Alternative zum üblichen Pop-Geschäft. Nie war er ein oberflächlicher, gelackter, sich billig verkaufender Star. Er blieb immer er selbst.

Cohen lebte dann in den USA, seine zahllosen Frauenbeziehungen wird man hier nur rudimentär finden, seine psychischen Probleme auch, ohne dass sie (ebenso wie sein zeitweiliger Alkoholismus) verschwiegen würden. Er selbst erzählt von seinem Judentum, aber er gibt auf Fragen nie billige Antworten. Krisen warfen ihn aus der Bahn, sein Manager brachte ihn um all sein Geld, so dass er im hohen Alter wieder auf die Bühne musste – von einem vor allem intellektuellen Publikum bewundert und bejubelt.

 Die knappen zwei Stunden des Films werden nicht zuletzt von Musik getragen und dokumentieren Cohens Rang als Texter und Komponist. Seine Antwort an die Welt war: „You look around and see a world that cannot be made sense of — you either raise your fist, or you say ‚hallelujah‘. I tried to do both.”

Wie besonders er war – dieser Film macht es klar

Renate Wagner

 

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