
Filmstart:  30. Oktober 2025
GOOD BOY
USA  /  2025
Drehbuch und Regie: Ben Leonberg 
Mit: Indy
Verliebt in Indy
Wenn der Kinobesucher in diesem Fall auch ein Hundelfreund ist, dann verliebt er sich nahezu auf Anhieb. Indy ist ein wunderschöner, beige-goldhaariger Retriever mit einem weißen Streifen über Stirn und Schnauze und weißen Pfoten. Er ist der Inbegriff dessen, was Menschen an Hunden lieben – treu, zärtlich, wachsam, immer um Herrchen herum und auch aktiv um ihn bemüht. Aber nein, Indy liefert uns keinen Lassie-Kitsch.
Denn Regisseur Ben Leonberg hat nicht etwa beschlossen, seinen privaten Hund (Hündin?) zum Helfen einer simplen Tiergeschichte zu machen. „Good Boy“ ist durchaus als Horrorfilm gedacht, dazu liefert er mit dem einsamen alten Haus im Wald auch das klassische Ambiente. Er erzählt die Geschichte nicht mit Indys Augen, denn der Hund ist als „Held“ des Geschehens dauernd im Bild. Er zeigt sie aus Indys Perspektive, was auch zur Folge hat, dass man von Herrchen (mit ganz, ganz wenigen Ausnahmen, wenn er sich nieder beugt) nur die Beine sieht. Und die Welt erscheint von unten (der Kameramann muss am Bauch gekrochen sein…), die in diesem Fall schlimm genug ist.
Denn Herrchen Todd nimmt Indy, den er innig liebt, in besagtes einsames Haus seines Großvaters mit. Todd ist offenbar krank, ob er dort einfach nur sterben will, ist nicht klar. Was da zwischen Todd und seiner Schwester am Telefon gesprochen wird, versteht Indy nur rudimentär, und der Kinobesucher auch kaum… Inhaltlich werden, das sei voraus geschickt, ganz wenige „Lösungen“ dafür geboten, was man in der Folge sieht und erlebt. Es wird jedenfalls schaurig.
Todd und Indy in dem Wald, der für den Hund von normalem Interesse ist, für den Zuschauer aber viel Regen, Dunkelheit und eine ziemlich furchteinflößende Atmosphäre mitbringt. Und was bedeutet der Friedhof, den man einmal mitten im Wald findet?
Und da sind Todd und Indy in dem Haus, wo sich Herrchen entweder auf einem alten Fernsehapparat alte Videos von seinem Großvater ansieht pder sich im Bett zu Tode hustet. Und – von Schauergestalten verfolgt wird.
Bestehen sie nur in seiner Phantasie? Der Hund sieht sie jedenfalls auch. Der Hund spürt das Böse, das hier herrscht, und will ihm auf den Grund gehen, indem er das Haus erforscht – und oft so angstvoll zurückschreckt wie sein Herr. Indy schaut, er denkt nach, er schnüffelt, er experimentiert mit Treppen und Türen und seltsamen Räumen, zweifellos auf der Suche danach, was sein Herrchen quält. Ist er besessen? Überträgt sich das auch auf das Tier?
Indy wird bei seinen Steifzügen komplett schmutzig, er tapst in eine Fuchsfalle (wirklich? Wenig später ist er nämlich frei. Hat auch ein Hund Alpträume sie sein Herr?), er findet ein Hundeskelett im Keller, er wird in der Hundehütte angekettet und befreit sich, er sieht schreckliche Gestalten… kurz, er teilt den Horror, der sein Herrchen einholt, bis Todd das Zeitliche segnet.
Am Ende kommt dessen besorgte Schwester, findet den toten Bruder, sucht den Hund. Findet ihn im Keller und nimmt ihn mit sich heim. Und man ist dem Regisseur nicht einmal böse, dass er so wenig von dem, was man gesehen hat, erklärt. Hauptsache, Indy hat es überlebt und streckt bei der Rückfahrt seinen Kopf aus dem Autofenster – als dächte der darüber nach, was da passiert ist… und man hofft nur, dass der wahrlich „good boy“ jetzt nicht Zeit seines Lebens traumatisiert ist.
Renate Wagner

