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Film: FOLLOW ME

18.08.2020 | FILM/TV, KRITIKEN

Filmstart: 21. August 2020
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USA / 2020  
Drehbuch und Regie: Will Wernick
Mit: Keegan Allen, Holland Roden, Ronen Rubinstein u.a.

 

 

 

 

 

 

Ein klassisches Motiv von Horror-Filmen besteht darin, dass die Protagonisten in eine Situation geraten, die geheimnisvoll und schier lebensbedrohlich ist und aus der sie sich befreien müssen. Dabei bringen die Drehbücher meist in den Nebenfiguren „Opfer“, damit die Hauptgestalten gerettet ihrem Happyend entgegen gehen können.

Will Wernick, von dem selbst das Internet nichts weiß, außer dass er bereits vor drei Jahren einen Horrorfilm namens „Escape Room“ gedreht hat, greift nun in seinem zweiten Streifen genau dieses Element wieder auf. Und der Held ist enttäuscht, als er erfährt, dass ihn als „Überraschung“ genau das erwartet. Ein „Escape Room“? Kennt er schon. Nein, versichern ihm die anderen: Der wird „scary as hell“ sein. Und nun versucht der Film eineinhalb mittel-aufregende Stunden lang, dieses Versprechen einzulösen.

Ein anderes Versprechen hätte es zu Beginn gegeben: Cole (Keegan Allen, ein 31jähriger blonder American Boy, der jünger wirkt und der Typ ist, der geistlose Teenies zum Kreischen bringt) ist nämlich das, was man einen „Influencer“ nennt. Er bloggt nicht, er „vloggt“, sprich, er lässt mit seinen YouTube-Videos „Escape From Life“ Millionen von Followern an einem Kunstleben teilnehmen, das für unsere Zeit typisch geworden ist. Und das wird am Anfang in seiner schrillen Oberflächlichkeit so geschickt gezeigt, dass man hoffen könnte, dass dieses Element kritisch durch den Film gezogen würde. Aber nein, es kommt eigentlich erst am Ende wieder – und von möglicher echter Auseinandersetzung leider keine Spur.

Cole und seine blässliche blonde Freundin (Holland Roden) und noch ein farbiges junges Pärchen, mit dem er herumhängt, feiern also sein zehnjähriges Jubiläum auf Video. Dafür haben die Freunde für ihn die Einladung eines reichen Moskauer Fans angenommen, der ihnen den schaurigsten Escape Room aller Zeiten angekündigt hat. Davor spielt der Autor / Regisseur noch ein wenig mit dem Schauder, den der Begriff „Russland“ möglicherweise noch aus Zeiten des Kalten Krieges bei den Amerikanern auslöst. Schon am Flughafen wird einer von ihnen von zwei Polizisten abgeführt und nur ihr reicher, cooler, smarter russischer Freund Alexei Koslow (Ronen Rubinstein) kann ihn da befreien.

Nächste Station: da offenbar in Moskau gefilmt wurde, gibt es ein bisschen Sightseeing, Roter Platz, Opernfreunde ergötzen sich an kurzem Blick auf die Bolshoi Oper, und im Moskauer Nachtclub geht es heiß und am Ende auch ein bisschen gefährlich zu, aber ihr rätselhafter Oligarch hält ja offenbar seine Hand über „diese Amerikaner“.

Bis dahin läuft alles – außer, dass Russland gefährlich ist, aber das muss man Trumps Leuten nicht erzählen – eigentlich ganz normal. Bis man in den angeblichen Escape Room kommt, der aussieht, wie man sich das KGB-Lubjanka-Gefängnis vorstellt, wo sich die Freunde schnell getrennt und in hoffnungslosen Situationen finden…

Nun gibt es, was dergleichen Horror zu bieten hat, Wühlen in Eingeweiden, die blonde Freundin ersäuft beinahe, die dunkelhäutige zittert unter Stromstößen, und einer äußerst echten Hinrichtung darf man auch zusehen. Und immer sind da Leute, die (in der Originalfassung ohne Untertitel) Russisch reden, und man hat keine Ahnung, worum es geht und fürchtet zurecht mit den Protagonisten, dass da Schluß mit lustig und das Ganze möglicherweise echt ist… Wie solche Filme halt gestrickt sind, wenn ihnen nichts Neues einfällt.

Allerdings irrt der Held bald nur noch ziellos durch die Gefängniskeller, und wenn das Ganze eine Auflösung findet, die noch einen Schreckeffekt birgt und im übrigen – na, nicht so toll ist, hat man halt ein mittelmäßiges Horrorsüppchen mit einer zweitklassigen Besetzung (vordinglich aus US-Serien) gelöffelt. Und man ist nicht sicher, wann der Name des Regisseurs nachdrücklich im Netz auftauchen wird. Als Schöpfer von Filmen, die man im Gedächtnis behält.

Renate Wagner

 

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