Filmstart: 26. Juni 2025
F 1
F 1 – The Movie / USA / 2025
Regie: Joseph Kosinski
Mit: Brad Pitt, Damson Idris, Kerry Condon, Javier Bardem u.a.
The Oldie and the Rookie
An jedem Formal 1-Wochenende sitzen Millionen Menschen an den Fernsehschirmen (oder anderen technischen Geräten) und verfolgen das Heulen der Motoren und den Kampf um Sekunden. Und die umfassende Berichterstattung davor und danach zeigt, dass es nicht um das Rennen allein geht, sondern auch um die Menschen, die diesen nicht nur halsbrecherischen. sondern tatsächlich jedes Mal lebensgefährlichen Akt unternehmen, sich in das Cockpit eines Rennwagens zu setzen und mit für normale Menschen unvorstellbaren Geschwindigkeiten loszubrausen…
Das könnte einen Hochglanz-Film in unserer heutigen Welt ergeben. Was „F 1“ hingegen zeigt, ist bestrickend altmodisch, spielt zwar angeblich „heute“, wirkt aber wie aus der Zeit gefallen und in der Dramaturgie total gestrig. Es geht ums Rennfahren, gewiß, um Vorbereitungen, Problematiken, Intrigen, aber eigentlich ist es eine klassische Oldie- und Rookie-Geschichte, die übrigens von Lewis Hamilton mit produziert wurde. Kein Wunder, dass er Rookie ein PoC ist… Hamilton selbst huscht auch einmal kurz durchs Bild wie viele andere Kollegen auch. Vermutlich lieben sie diesen romantisierenden Blick auf ihren Job.
Glaubwürdigkeit beiseite – dass man einen ehemaligen Rennfahrer, von einem schweren Unfall aus der Bahn geworfen, mit schätzungsweise Mitte 50 (oder mehr) wieder in ein Team der Formel 1 holt, das glaubt keiner. Aber es ist ja Kino, und der Held ist Sonny Hayes, oder, genauer gesagt, Brad Pitt. In seiner Jugend hat er (Brad Pitt ist gemeint) ein paar Leistungen gezeigt, die darstellerisch durchaus bemerkenswert waren, dann sank er in den „Brangelina“-Jahren total auf die Klatschseiten ab, und heute muss der über 60jährige froh sein, wenn es noch ein echtes Großprojekt gibt, das mit seinem Gesicht wirbt. Wobei das Gesicht – anders als bei Tom Cruise – auf natürlichere Art scheinbar einigermaßen „jung“ geblieben ist. Schauspielerische Künste verlangt man ihm nicht ab, das Charisma des elegant Gescheiterten, der es noch einmal versuchen will, reicht.
Dazu taucht Javier Bardem auf. Dieser Ruben Cervantes ist ein Kumpel aus alten Tagen, der mit dem kleinsten, erfolglosesten Stall bei der Formel 1 mitfährt. Der einen PoC Rookie hat, der als Riesentalent gilt, und einen zweiten Fahrer braucht, der diesem möglicherweise etwas beibringen kann.
Also, mehr als das Allerüblichste ist dem Drehbuch nicht eingefallen. Der Ältere gibt sich cool mit einsilbigen Sprüchen, der Jüngere explodiert gern, wird von seiner Mama belehrt (weise schwarze Mütter gibt es zahllose in Filmen), zeigt sich schließlich einsichtig. Alles wie gehabt, wenn’s gut und schön sein soll.
Auch die Liebesgeschichte klappt, wenn auch nicht auf Dauer. Die Dame (Kerry Condon) ist sympathisch, jedenfalls alt genug, um Pitt nicht in den Verdacht zu bringen, nach Frischfleisch zu jagen, und soll glaubhaft machen, dass sie als technische Direktorin Rennwagen konstruiert. Na ja, warum sollen Frauen das nicht können?
Der Rookie (Damson Idris) und seine Mama (Sarah Niles) behaupten ihren Platz, viel mehr wäre zu „F 1“ nicht zu erzählen – hätte das Team von Regisseur Joseph Kosinski nicht zwei Jahre bei den echten Rennen mitfilmen dürfen- Der Film kann folglich die spannendsten Szenen liefern, die einen Teil des mit zweieinhalb Stunden überlangen Streifens bestreiten. Man soll nicht glauben, dass man jetzt mehr vom Formel 1-Zirkus weiß (vermutlich eher weniger), aber man sieht Brad Pitt, die Motoren jaulen, es gibt mehr Unfälle, als man je auf einem Fleck gesehen hat – ja, und das war’s.
Renate Wagner