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Film: EIN MANN NAMENS OTTO

01.02.2023 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 3. Februar 2023  
EIN MANN NAMENS OTTO
A Man Called Otto  /  USA  /  2022 
Regie: Marc Forster
Mit: Tom Hanks, Mariana Treviño u.a.
Österreichisches Prädikat: Sehenswert

Hierzulande ist „Otto“ kein besonderer Name (zumal es in Deutschland den Ausdruck „Otto Normalverbraucher“ gab(. In den USA heißt nicht so bald jemand Otto, und nicht nur deshalb ist der ältere Mann in dem Vorort von Pittsburgh eine bekannte Erscheinung. Tom Hanks zwingt sein sonst meist freundliches Gesicht zu äußerster Unliebenswürdigkeit. Gleich zu Beginn streitet er mit einer Supermarktkassiererin um 33 Cent – nicht, dass es ihm auf diese ankäme. Aber er ist einfach rechthaberisch und legt sich mit jedermann an. Kurz – man weiß ziemlich bald, worauf es hinausläuft.

Der grumpelige alte Menschenfeind muss natürlich geheilt, umgedreht und geläutert werden, das verlangt die Dramaturgie dieser Art von simplen amerikanischen Tragikomödien. Die entscheidende Wendung lässt nicht lange auf sich warten – nein, Otto ist natürlich gar nicht begeistert, als eine Spanisch sprechende Familie lautstark neben ihm einzieht. Aber die Frau hat so gar keinen Genierer, diesen Nachbarn zu beanspruchen – und ihn dann zu einem echt mexikanischen Essen einzuladen. Es gibt Leute, die bringt man nicht los.
Dabei ist diese Marisol ein Sonderfall für das US-Kino, denn normalerweise sind solche Damen entweder eine Augenweide oder irgendeine  pummelig Komikerin. Aber Mariana Treviño: ist einfach nur umwerfend in ihrer unschuldsvollen Penetranz und stärker als Otto, dessen Verblüffung und logischerweise folgende Wandlung Tom Hanks natürlich hinreißend spielt.

Man ist ja in Hollywood immer wieder genötigt, sich zu beweisen, zumal, wenn man wie Hanks, auch mit Mitte 60 nicht abtreten will /was bedeutet, dass er sich selbst um seine Rollen kümmern und seine Familie mit produzieren muss, hier ist auch noch Gattin Rita Wilson zusätzlich als Produzentin dabei). Denn wenn Tom Hanks auch als „reiner Tor“ Forrest Gump oder als sterbender Aids-Kranker schon seine großen Leistungen abgeliefert und „Oscars“ einkassiert hat, läuft er doch immer Gefahr, als der liebenswerte Komiker zu gelten. Seine beste Leistung in den letzten Jahren in dem anspruchsvollen Western „News of the World“ ist in der Pandemie untergegangen, wo es viele Filme nicht ins Kino geschafft haben.

Otto ist keine vergleichbare Herausforderung, aber Hanks macht sie mit der Differenziertheit eines großen Schauspielers zu einer solchen, bis zum bittersüßen, natürlich hoch sentimentalen Ende – da konnte der deutsch-schweizerische  Regisseur Marc Forster, der in Hollywood immerhin schon einmal einen Bond-Film inszenieren durfte („Ein Quantum Trost“) nicht gegen das Drehbuch an. Da muss sogar eine Katze mitspielen, der Otto sein Herz öffnen kann, von den mexikanischen und anderen Mitmenschen ganz zu schweigen. Es kommt ganz schön dick, wenn er nach und nach zum Vertrauensmann aller in der Siedlung wird, immer zu Hilfe bereit… ein Lehrfilm für einsame alte Männer, wie sie sich wünschenswerter Weise verhalten sollen…

Noch ein Tüpfelchen im Tränendrüsen-Meer sind die Rückblenden – da sieht man, wie Otto, der in der Gegenwart am Friedhof am Grab seiner Frau mit ihr redet, diese einst kennen gelernt hat, er so jung (und erstaunlich dem alten Hans ähnlich) und schüchtern, sie so liebenswert auf ihn zugehend.

Was soll man sagen – alles drin in einem Film, der freundlich gestrig wirkt, aber immerhin von einem großen Schauspieler getragen wird, so dass die Klischees nicht allzu sehr ermüden.

Renate Wagner

 

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