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Film: EDDINGTON

So hässlich ist Amerika

20.11.2025 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 20. November 2025
EDDINGTON
USA / 2025
Drehbuch und Regie: Ari Aster
Mit:
Joaquin Phoenix, Pedro Pascal, Emma Stone i.a.

So hässlich ist Amerika

Wenn ausgerechnet der Sheriff eines Ortes sich weigert, eine Maske zu tragen, obwohl es strenge Vorschrift ist … dann ist man in den überhitzen Zeiten von Corona. Nicht nur bei uns gingen damals die Wogen hoch. Regisseur Ari Aster (Schöpfer etwa des verstörenden Films „Beau is afraid“) hat mit eigenem Drehbuch die Corona-Zeit in einer Kleinstadt namens Eddington in New Mexico aufgearbeitet. Und da wird – wie neulich auch in „One Battle After Another“ – das Alltags-Amerika einer Mittel- und Unterschicht in den abstoßendsten Farben gezeichnet.

Nun, die Corona-Maßnahmen waren natürlich geeignet, eine Gesellschaft zu spalten und Aggressionen, Aversionen und Widersprüche hoch schaukeln zu lassen Der Regisseur scheut sich weder, die Satire triefen zu lassen, noch die Gewalttätigkeit hoch zu treiben (bis zu einem wilden Ende), Und jenseits der Hauptfiguren geht es um eine Gesellschaft, die an ihren Smartphones klebt und von dort auch jeglichen Wahnsinn bezieht. Kein Wunder, dass es in Eddington wüst zugeht.

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An einzelnen Personen werden Positionen abgearbeitet, Da ist Joaquin Phoenix der Sheriff Joe Cross, nicht nur mit dem albernem Bärtchen, sondern auch mit permanent albernem Gehabe als armselige Erscheinung  lächerlich macht. Dass er in seinem Heim durch die lästige Schwiegermutter (Deirdre O’Connell) permanent mit den Verschwörungstheorien gefüttert wird, die damals herum schwirrten, macht seinen Widerstand gegen alle Covid-Einschränkungen noch ärger.

Für diese steht Pedro Pascal als Bürgermeister Ted Garcia, gewissermaßen der wackere, gehorsame Amerikaner auf der strengen Jagd nach Abweichlern. Dass die beiden Männer zusammen stoßen müssen, ist klar, und als Cross sich dann für das Bürgermeisteramt bewirbt, wird jede Begegnung auf offener Straße zur Konfrontation.

Inmitten der durchwegs schrägen Gestalten nimmt Emma Stone (Hollywoods Spezialistin für abgefahrene Typen) eine besondere Stellung ein. Man kann schon durchdrehen, wenn man mit jemandem wie Cross verheiratet ist, aber sich dann noch in aller Öffentlichkeit gegen ihn zu stellen, zeigt, wie gänzlich diese Gesellschaft ihren Halt verloren hat.

Der Film von Ari Aster ist ein zweieinhalbstündiges (also wieder einmal viel zu langes) Epos über eine extreme Zeit, die extreme Reaktionen hervorgerufen hat, die der Regisseur mit Lust ausreizt. Wieder einmal, um zu zeigen, wie hässlich das Trump-Amerika (schließlich war er noch im Amt, als Covid 2020 ausbrach) ist.

Und der lieblose, zynische Blick auf die eigene Welt, verbrämt mit schwarzem Humor, hat natürlich die besten „Oscar“-Chancen…

Renate Wagner

 

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