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Film: DRACULA – DIE AUFERSTEHUNG

Sie sind wieder da

30.10.2025 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 30. Oktober 2025
DRACULA – DIE AUFERSTEHUNG
Dracula: A Love Tale  /  GB, Frankreich  /  2025
Drehbuch und Regie: Luc Besson
Mit:
Caleb Landry Jones , Christoph Waltz, Ewens Abid, Zoë Bleu  u.a.

 

Sie sind wieder da

Sie sind wieder da, die Klassiker des Horrors, basierend auf den großen Werken des 19. Jahrhunderts: Frankenstein und Dracula. In lockerer, individueller Bearbeitung der jeweiligen Gestalter werden ihre Geschichten immer neu erzählt, diesmal von Guillermo del Toro die Frankenstein-Geschichte, und, im Grund ein wenig überraschend, von Luc Besson der Blutsauger Dracula – wo dieser Regisseur doch eigentlich für seine Krimi-Klassiker wie „Subway“, „Nikita“ oder „Leon“ bekannt ist. Einen gewaltigen Historienschinken wie diesen hat er noch nie gemacht. Aber schließlich ist es mit Mitte 60 noch nicht zu spät.

Bessons erste Absicht ist es, den Vampir Dracula, der ja meist nur als Monster vor uns steht, zu vermenschlichen. Zurück ins 15. Jahrhundert, erwartet den Zuschauer ein ausgefeilter Historienfilm. Dort hat der schöne junge Vlad, der Graf von Drācul, nichts anderes im Sinn, als mit seiner schönen jungen Frau Elisabeth zu – na, sagen wir, zu schmusen. Seine Höflinge müssen ihn mit Gewalt wegreißen und daran erinnern, dass er schließlich ihr Feldherr ist und sich gegen Feinde zu wehren hat.

Besson entfesselt blutiges Mittelalter mit Schlachtenlärm – und den brutalen Tod Elisabeths durch Vlads Feinde. Da weiß man dann, warum er nur noch für Blut und Rache leben kann – und das durch die Jahrhunderte. Denn in seiner Wut hat er einen Priester (Haymon Maria Buttinger widerfährt das Unglück) getötet, dem er vorwirft, den Tod der Gattin nicht verhindert zu haben. Und zur Strafe wird er unsterblich.

Er lebt nur in der Absicht, das Ebenbild seiner Elisabeth wieder zu finden… Und so begleitet man ihn als eleganten Lebemann durch die Epochen (darunter auch am Hof des französischen Königs, wo er dezent Damen in die Schultern beißt), bis wir wieder den festen Boden des Romans von Bram Stoker  unter den Füßen haben, nämlich im London des 19. Jahrhunderts.

Auch bei Besson gibt es den jungen Anwalt Jonathan Harker und seine Frau Mina (die Elisabeth so gleicht, dass sie von derselben Schauspielerin dargestellt wird), während Vampirjäger Van Helsing hier gar nicht auftaucht. Statt dessen gibt es einen Priester, der offenbar als Spezialist für Vampir-Exorzismus gilt.

Als Harker den alten Dracula in seinem Schloß in den Karpaten aufsucht (irgendeine finanzielle Transaktion des reichen Fürsten steht in London an), erzählt der alte Mann seine Geschichte und sieht das Bild von Harkers Gattin. Und schon taucht Dracula wieder ganz unwiderstehlich in London auf, um die Dame zu gewinnen… Da kann sich der Priester noch so plagen, man weiß um die Faszination, die der dunkle Fürst auf Harkers Gattin ausübt. Immerhin, Bram Stokers Roman bleibt, wenn auch hier und da ergänzt und verändert, in seiner Essenz erhalten.

Zuletzt, es war erst Anfang dieses Jahres, hatte man die Dracula-Geschichte unter dem Titel „Nosferatu – Der Untote“ im Kino, und Regisseur Robert Eggers, bekannt für Extremes, hat den Horror des Blutsaugens bis zum Unappetitlichen ans gekostet. Dagegen bleibt Luc Besson geradezu diskret, kümmert sich um die Psychologie seines Helden, der in Gestalt von Caleb Landry Jones vor allem elegant-verführerisch und gewissermaßen ein tragisch umflorter Außenseiter  ist, so dass man versteht, warum Mina (Zoë Bleu) ihn dem trockenen, fast komischen Gatten (Ewens Abid) vorzieht.

Hierzulande ist die Besetzung des Priesters natürlich von besonderem Interesse, denn es ist eine durchaus große Rolle für Christoph Waltz, der anfangs einfließen lässt, dass er aus Bayern kommt, um den leicht deutschen Akzent im Englischen zu erklären. Zudem ist von der Filmgesellschaft schon die Charakteristik als „romantisches Horror-Drama“ vorgegeben, und da überwiegen Romantik und Drama. Der englische Untertitel lautet gar „A Love Tale“…

Man kann ja mit den großen Stoffen machen, was man will – wenn man es gut macht. Und auf seine Weis(schließlich ist er bekennend kein Fan von Horrorfilmen) hat Luc Besson sehr gut erzählt, was er erzählen wollte. Wie herrlich-schön schaurig Liebe sein kann, zum Beispiel.

Renate Wagner  

 

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