Filmstart: 7. November 2024
DIE WITWE CLICQUOT
Widow Clicquot / USA / 2024
Regie: Thomas Napper
Mit: Haley Bennett, Ben Miles, Leo Suter, Natasha O’Keeffe u.a.
Die Frau hinter der Marke
Wer nach einer Flasche „Veuve Clicquot“ greift, wählt edlen Champagner von Weltruf, wird aber kaum vermuten, dass die titelgebende „Witwe“ genau das war – eine Frau, die nach dem Tod ihres Mannes um die Wende zum 19. Jahrhundert durch persönliche Initiative dieses kostbare Getränk zur Vollendung brachte …
Vor nicht allzu langer Zeit gab es einen spannenden Roman über Barbe-Nicole Clicquot Ponsardin, nun folgte ein Film, der eine dramatische Geschichte seltsam ruhig erzählt
Zu Beginn war da eine leidenschaftliche Liebesgeschichte zwischen dem jungen Monsieur Clicquot und seiner jungen Gattin, aber sie währte nicht lange, der Tod riß sie aus einander (allerdings erscheint er für den Kinobesucher immer wieder in Rückblenden). In einer Epoche, wo man von Frauen gar nichts erwartete, schon gar nicht geschäftliche Initiativen, übernahm Barbe-Nicole gegen die Vorbehalte des Schwiegervaters die Führung des Weingutes ihres Gatten in der Champagne. Weil es für sie Ehrensache war, das Projekt des Gatten nicht an Fremde zu verkaufen.
Mehr noch – sie kümmerte sich nicht nur um die Geschäfte, sie war auch innovativ genug, den „Champagner“ zu entwickeln, der bis heute berühmt ist und zu ihrer Zeit trotz der Kriege Napoleons bis Rußland geliefert wurde… (und es erforderte Geschicklichkeit, sich durch das Kriegsgeschehen und seine Restriktionen zu manövrieren). Selbst, wenn es Männer gab, die ihr beratend zur Seite standen, hat sie doch nie die Zügel aus der Hand gegeben. Immer wieder sieht man die Veuve Clicquot in ihren Weinbergen, immer wieder ist man bei ihren Überlegungen, ihr Produkt stets zu verbessern, dabei. Ihre Leidenschaft für das, was sie tat, ließ nie nach.
Bedenkt man, wie viel auf beruflicher, aber auch privater Ebene passiert (sie war schließlich noch eine junge Frau), so erzählt Regisseur Thomas Napper die Geschichte eher temperamentlos, während Hauptdarstellerin Haley Bennett hinter scheinbarer Unbeweglichkeit wenigstens etwas Geheimnisvolles durchschimmern lässt.
Man will der Witwe Clicquot ihr Geschäft rechtlich gar nicht zugestehen – am Ende gibt es einen Gerichtsprozeß, wo die Männerwelt verlangt, sie möge alles, was sie geschaffen und organisiert hat, in die Hände eines Verwalters oder Ehemanns legen. Ihre Leistung, gegen unendliche Schwierigkeiten ein regelrechtes Imperium aufgebaut zu haben, bedeutete in ihrer Welt eine gesellschaftliche Herausforderung. Da die „Witwe Clicquot“ nie eingebrochen ist und nie nachgegeben und auch nie wieder geheiratet hat, um sich das Leben zu erleichtern, ist sie natürlich ein Idealfall für den heutigen Feminismus, So ist dieser Film vor allem als Lehrstück interessant.
Renate Wagner