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Film; DIE FARBE LILA

07.02.2024 | FILM/TV, KRITIKEN

film die farrbe lila

Filmstart:  9. Februar 2024
DIE FARBE LILA
The Color Purple  /  USA  /  2023  
Regie: Blitz Bazawule
Mit:  Fantasia Barrino, Taraji P. Henson, . Danielle Brooks u.a.

Vor fast vier Jahrzehnten (1985) hat Steven Spielberg bereits den Roman von Alice Walker „Die Farbe Lila“ verfilmt, und man hat in Erinnerung, wie Whoopi Goldberg sich damals durch das Schicksal einer jungen Schwarzen in den amerikanischen Südstaaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts kämpfte.

Damals allerdings gab es das Broadway-Musical noch nicht, das kam erst 2005 auf die Bühne und liegt der nunmehrigen Neuverfilmung der Geschichte zugrunde. Was eine letztendlich zwiespältige Angelegenheit ist  – ein herrliches Musical (Musik: Kris Bowers )  mit wunderbaren „schwarzen“ Stimmen und Sounds, mit den für Schwarze typischen Tanzkünsten, folkloristisch, melodisch, prachtvoll, temperamentvoll, auch sentimental, da bleibt kein Wunsch offen. Doch hat man den Eindruck, als liefe dies gewissermaßen zur Handlung parallel und hätte nicht immer damit zu tun.

Denn die Geschichte bleibt von unverminderter Tragik. Dabei muss man auch heute, wo sich mit „Black Lives Matter“ so vieles verändert hat und der schwarzen Bevölkerung weit mehr Beachtung entgegen gebracht wird als je, sagen, dass das Rassismus-Problem (Weiße kommen wenig vor, wenn auch nicht angenehm) an zweiter Stelle steht. Damals wie heute ist es die Geschichte von unterdrückten, gequälten Frauen, die versuchen, sich gegen die Gewalt ihrer Männer zu erheben und so etwas wie Entscheidungsfreiheit zu erreichen – wobei ihre Loyalität untereinander ein besonders schönes Element des Films ist.

Blitz Bazawule inszeniert das immer wieder von Musik-Szenen unterbrochene Drama mit einer prachtvollen Besetzung. Celie Harris (Fantasia Barrino)  erlebt vom Anfang ihres Lebens an Gewalt – vom eigenen Vater vergewaltigt und schwanger, später von diesem ungefragt an einen brutalen Mann, Albert „Mister“ Johnson (Colman Domingo), verheiratet. Mit ihrem Schicksal verwoben ist das vieler Frauen, ihrer Schwester Nettie, der Sängerin Sängerin Shug Avery (Taraji P. Henson),der mutigen Sophia (Danielle Brooks), die es wagt, sich den Forderungen der Weißen zu widersetzen und die dafür (auch weil sie zurückschlägt, als man sie angreift) im Gefängnis landet. Tragödien, wie auf einer Perlenschnur aufgereiht, aber auch getragen von der bewundernswerten Entschlossenheit der Frauen, sich nicht auf die Dauer unter der Gewalt zu ducken.

Wie gesagt, das Musical ist eines, die Geschichte ist eine andere. So sieht man eben zwei Filme in einem, die sich beide lohnen.

Renate Wagner

 

 

 

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