Filmstart: 15. März 2019
DIE ERSCHEINUNG
L’apparition / Frankreich /
Regie: Xavier Giannoli
Mit: Vincent Lindon, Galatea Bellugi u.a.

Eines macht der Film klar, und man glaubt es gerne: Der Vatikan mag keine Wunder. Sie bringen nur Ärger, reizen die Ungläubigen zu Spott und Hohn, haben allerlei massenpsychologisch ungute Nebenwirkungen, die man nicht mehr kontrollieren kann. So wundert es auch nicht, dass der Vatikan sofort eine Spezialkommission einsetzt, als aus Frankreich verlautet wird, dass einer 18jährigen die Mutter Gottes erschienen ist – und sofort zu ihr „gewallfahrt“ wird.

Der Film von Regisseur Xavier Giannoli stellt nun zwei Schicksale in den Mittelpunkt – die Gestalt der „reinen“ und dabei doch undurchschaubaren jungen Anna (Galatea Bellugi), und den seelenmüden Kriegsberichterstatter Jacques Mayano (Vincent Lindon), den der Vatikan als Experten und Rechercheur beruft, sich diese Sache anzusehen. Und das, obwohl (oder weil) er nicht gläubig ist…

Das Misstrauen von Mayano, der nicht an Übernatürliches glaubt, ist groß, aber er geht die Sache mit gewissermaßen beruflichem Interesse an. An dem jungen Mädchen findet er keinen Fehl, sie ist tieffromm, nicht vorstellbar, dass sie die Erscheinung erfunden hat. Weit problematischer ist ihre Beziehung zu den Geistlichen, die sie benützen, weil sie angesichts von Pilgermassen ein gutes Geschäft wittern. Und die Anna gewissermaßen zum „Star“ ihres eigenen Schicksals machen.

Galatea Bellugi gestaltet überzeugend, dass diese Anna zwar schlicht, aber kein plumpes Bauernmädchen ist (und auch ihre Geheimnisse hat). Dabei sorgt der Film dafür, dass sie nicht so hollywood-artig von innen her den Glauben versprüht wie einst Jennifer Jones als Bernadette… Tatsächlich wirkt das Ganze sehr „heutig“ – und man hat versucht, die Entwicklung so wenig kitschig auf die Leinwand zu bringen wie nur möglich… Die Musik von Arvo Pärt passt perfekt dazu.

Renate Wagner