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Film: DIE BONNARDS – MALEN UND LIEBEN

Der Maler und sein Modell…

04.06.2025 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 6. Juni 2025
DIE BONNARDS – MALEN UND LIEBEN
Bonnard, Pierre et Marthe / Frankreich /  2023
Drehbuch und Regie: Martin Provost
Mit: Cécile de France, Vincent Macaigne, Anouk Grinberg u.a.

Der Maler und sein Modell…

Er war fraglos ein großer Künstler, aber er war es in einer Zeit, da die Malerei-Szene in Frankreich von spektakulären Persönlichkeiten geradezu überbordete. So wird Pierre Bonnard bei aller Anerkennung seines Werks im allgemeinen unter „ferner liefen“ gelistet. Heute, wo Filme über Künstler und ihre Beziehungen auffallend dicht in die Kinos kommen (eben hatten wir Kandinsky / Münter), wird nun auch Bonnard hervorgeholt – interessant gemacht durch seine fast lebenslange Beziehung mit einer Gefährtin, die vor allem zur Legende wurde, weil er sie buchstäblich tausendfach gezeichnet und gemalt hat – und das oft genug nackt…

Man meinte, sich auf einen interessanten Film freuen zu können, hat Regisseur Martin Provost doch 2008 mit dem Film „Seraphine“ schon ein sehr gelungenes Porträt einer Malerin vorgelegt und sich auch sonst für historisierende Themen aus der Kunstwelt interessiert. Und rein äußerlich scheint die Geschichte zwischen Pierre Bonnard (1867–1947) und seiner Marthe (1869–1942) ja interessant – interessanter jedenfalls, als sie in über zwei Stunden auf der der Leinwand zu sehen ist.

Sie waren fast für Jahrzehnte zusammen, werden aber immer von denselben Darstellern gespielt – da erscheinen sie in Gestalt von Vincent Macaigne und Cécile de France, zwei Schauspieler in der Nähe der 50, nicht als so jung, wie sie es bei ihrer ersten Begegnung 1893 waren, als der Maler das hübsche Mädchen auf der Straße ansprach, in sein Atelier mitnahm, sie zeichnete, ihren nackten Busen sehen wollte – und alles ergab sich von selbst.

Allerdings fehlt dem Ganzen der jugendliche Schwung des Beginns – und  die Figur der Marthe, die eine Hochstaplerin war und sich eine glamouröse Herkunft erfand (obwohl sie aus einfachsten Verhältnissen stammte und auch keine Waise ohne Familie war, sondern sehr wohl Mutter und Schwester hatte), wird nicht wirklich schillernd. Weit eher zeichnet der Regisseur die Geschichte einer jungen Frau nach, die sich in den Malerkreisen des Gefährten nicht sonderlich wohl fühlte, auch weil sie meinte, angesichts der zahllosen Aktbilder, die Bonnard von ihr malte, als nichts anderes betrachtet würde als „das Flittchen, das seinen Hintern zeigt“.

Als Gegenfigur wird jene berühmte Salondame der Zeit eingeführt, die in den Künstlerwelten der Epoche wie ein Fisch im Wasser jedermann kannte und sich zelebrierte – Misia Sert (Anouk Grinberg), wobei die beiden Damen auch ganz schön aneinander geraten konnten.

Von den berühmten Künstlern der Zeit taucht prominent nur Claude Monet (André Marcon) auf, auch als er das Paar in deren Landhaus „Ma Roulotte“ in der Normandie besucht und Bonnard ihm jene Wasserpflanzen zeigt, von denen man weiß, wie sehr sie Monet faszinierten…

Marthe trug mit Grimm das Schicksal, neben Modell sonst eben  noch die Hausfrau zu sein, die für das Wohlleben des Gefährten zu sorgen hatte, der sie offenbar oft betrog. Der nächste größere Zeitabschnitt spielt während des Ersten Weltkriegs, als Bonnard sich in die jüngere und hübsche Renee (Stacy Martin) verliebte, die zu Marthr immerhin bewundernd sagte: „Ihr Mann hat sie zu einem Mythos gemacht.“ (Offenbar galten die beiden als verheiratet, obwohl sie es noch gar nicht waren…)

Bonnard mutete Marthe die Dreierbeziehung im eigenen Haus zu – oder ließ die immer verbitterter werdende Gefährtin gar allein, um mit Renee nach Rom zu reisen.   Allerdings begann Marthe damals selbst zu malen und fand sogar ihren (wenn auch bescheidenen) Platz in der Kunstszene. Bonnard hat sie, als Renee ihn verlassen hatte, dann sogar geheiratet.

Und wie der Film gewissermaßen schrittweise düsterer und tragischer wird, geht es im letzten Teil, der dann während des Zweiten Weltkriegs spielt, nur noch um Marthes Sterben.  „Begrabe mich“, sagt sie, was angeblich als größte Liebeserklärung gilt, weil es bedeutet, dass man ohne den anderen nicht leben will…

Man fragt sich allerdings als Kinobesucher, was an dieser Beziehung eigentlich so erzählenswert war. Eine Frau hat an der Seite eines rücksichtslosen Mannes ausgeharrt – gewissermaßen ein Alltagsschicksal. Da waren die Schlachten, die Gabriele Münter ihrem Wassily Kandinsky lieferte, der sich charakterlich auch nicht eben ausgezeichnet hat, um einiges interessanter…

Renate Wagner

 

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