Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Film: DAS SCHAURIGE HAUS

25.10.2020 | FILM/TV, KRITIKEN

Filmstart: 30. Oktober 2020
DAS SCHAURIGE HAUS
Österreich / 2020  
Regie: Daniel Geronimo Prochaska
Mit: Julia Koschitz, León Orlandianyi, Benno Rosskopf, Marii Weichsler, Lars Bitterlich, Inge Maux, Elfriede Schüsseleder u.a.                                          

Kinderkrimis sind ein Genre für sich, die heranwachsende Jungend erfreut sich an Geheimnissen – und daran, ihnen auf den Grund zu gehen. Darauf beruht auch „Das schaurige Haus“, das Regisseur Daniel Geronimo Prochaska (der Sohn von Andreas Prochaska, der mit „Das finstere Tal“ unverrückbar in Österreichs hochklassiger Filmgeschichte steht) nach einem in Deutschland populären Kinderbuch von Martina Wildner gedreht hat.

Es gibt bloß – schließlich handelt es sich um einen österreichischen Film – eine örtliche Verschiebung: Höhlenforscherin Sabine (Julia Koschitz), allein erziehende Mutter, kommt mit ihren beiden Söhnen, dem 16jährigen Als Hendrik (León Orlandianyi, so pappig, wie Jugendliche mal sind) und dem achtjährigen Eddi (Benno Rosskopf, ein verwirrter Wuschelkopf) nicht, wie im Original, in den Allgäu, sondern nach Kärnten, wobei die Gegend durchaus anheimelnd mitspielt.

Aber nicht nur Kärnten, sondern auch noch dicht an der slowenischen Grenze. Das erweitert die Geschichte /( Drehbuch von Marcel Kawentel & Timo Lombeck) nicht nur um den Sprachschock des „Kärntnerischen“ (das ja auch für Rest-Österreich nicht auf Anhieb verständlich ist, wenn sich die Einheimischen nicht zusammen nehmen!), sondern würzt auch noch das Slowenische hinein, das dort die andere Sprache für die meisten Bewohner ist…

Das Motiv des Schauerhauses, Gruselhauses ist so alt wie die Literatur und das Kino. Zugegeben, es ist nicht die gemütlichste Bude, in die man die Neuankömmlinge einweist. Man kann sogar Alpträume bekommen, was den Söhnen sofort passiert. Im übrigens gibt es in der Schule die Stänkereien gegen die Fremden, wie das so üblich ist. Aber Fritz (Lars Bitterlich, der einfach urkomisch ist), seinerseits eine Art Außenseiter, und die souverän zweisprachige Ida (Marii Weichsler, die reizvoll genug ist, damit es auch eine Jugendlichen-Romanze gibt) nehmen sich der beiden an. Und verraten bald, dass es mit dem Haus nicht mit rechten Dingen zugeht. Wie das halt so ist in Krimis mit leichtem Horror-Anteil…

In dem Haus sind (allerdings schon vor 40 Jahren!) unbegreifliche Morde geschehen, erfahren unsere jugendlichen Helden nach und nach – eine Frau habe zuerst ihre beiden Kinder und dann sich selbst umgebracht. Und sie spuken noch in den alten Gemäuern herum, so dass plötzlich unheimliche Schriften auftauchen, und plötzlich spricht Eddi Slowenisch, ohne irgendetwas von der Sprache zu kennen…. Kurz, Drehbuch und Regisseur wollen die echten Horror-Ingredienzien, die das Publikum das Übersinnliche glaubhaft machen sollen. Und unsere Helden setzen sich sogar bei Kerzenlicht zu einer Séance zusammen.

Dabei kommt man der Geschichte viel näher, wenn man am Boden der Tatsachen bleibt: Wenn die Kinder etwa versuchen, bei einer einsamen Nachbarin zu recherchieren (herrlich „böse“ und verbissen: Inge Maux, im Bild) und ihnen diese die Tür vor der Nase zuschlägt… Später wird sie zugeben, dass sie einiges über den rätselhaften Fall weiß (wie übrigens das ganze Dorf), und noch eine andere ältere Frau (Elfriede Schüsseleder) kann etwas erzählen…

Natürlich geraten die Kinder in höchste Lebensgefahr (wir sind schließlich in einer Welt der Höhlen), natürlich gibt es Rettung, natürlich wird das Rätsel gelöst. Aber obwohl im allgemeinen gut gespielt wird, kann man der Geschichte nicht viel abgewinnen. Zu unglaubhaft auf der „mystischen“ Seite, zu wenig spannend auf der alltäglichen. Für Kinder ab 10 Jahren gedacht. Ob die heutzutage so bescheiden sind?

Renate Wagner  

 

Diese Seite drucken