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Film: DAS REINSTE VERGNÜGEN

13.04.2023 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart:  13. April 2023  
DAS REINSTE VERGNÜGEN
How to Please a Woman / Australien / 2022 
Drehbuch und Regie: Renée Webster
Mit: Sally Phillips. Alexander England u.a.

Im Original heißt der Film „How to Please a Woman“, was die Sache absolut trifft, aber auch der deutsche Titel ist ganz witzig: „Das reinste Vergnügen“ lebt vom Doppelsinn des Wortes „rein“. Es heißt nämlich hier auch „sauber“, und so beginnt es. Mit einer sympathischen Fünfzigerin, die ihren Job verliert. Ihre Freundinnen schenken ihr zum Trost zum Geburtstag einen Call-Boy für zwei Stunden. In diesem Zeitraum ist der Stripper Tom (Alexander England), bereit, alles zu tun, was sie von ihm verlangt. Nun, sie will, dass er ihr Haus putzt. Das erfreut ihn zwar nicht, aber was bleibt ihm anderes übrig…

Das ist dann die Grundidee dieses Films der australischen  Regisseurin Renée Webster, die bis dahin nur für das Fernsehen tätig war. Hier hat sie sich als ihre eigene Drehbuchautorin eine hübsche weibliche Wunscherfüllung erträumt. Denn Heldin Gina, ideal verkörpert von der ruhigen, besonnenen, intelligenten Sally Phillips, kommt auf die Idee, arbeitslose Männer zu diesem Doppeldienst der Wohnungsreinigung „und was die Hausfrau noch wünscht“ einzusetzen.

Eine sexuell vernachlässigte Klasse mittelalterlicher Frauen nimmt diese Dienste gerne an, und es sind wohl die hübschesten Szenen, wie sich die einander fremden Paare annähern – und was sie einander beibringen. Den gelegentlich in Shorts, mit Schürzchen und nacktem Oberkörper tatsächlich auch putzenden Männern, sehen sie nebenbei mit Vergnügen zu.

Gina hält „Sprechstunden“ in ihrem Auto, eine Hausfrau nach der anderen steigt ein und äußert ihre besonderen Wünsche („Ein Orgasmus Minimum!“), und Gina teilt ihre Herren ein, die weit weniger Mopp und Wischtuch betätigen, mit denen sie antreten, als anderes… Und als eine Hausfrau schüchtern anfragt, ob Gina vielleicht auch Frauen vermittelt, stürzt sich eine ihrer Freundinnen in ein hoch befriedigendes lesbisches Abenteuer…

Gina selbst, in einer sexlosen Ehe mit ihren uninteressierten Gatten Adrian (Cameron Daddo) gefangen, kommt auch nicht umhin, in dieser sex-geschwängerten Atmosphäre nun ihrerseits Gefühle und Bedürfnisse einzugestehen, abgesehen davon, dass sie den Laden perfekt organisiert.

Dass dergleichen auf die Dauer nicht gut gehen kann (Geheim-Prostitution?), hat man sich gedacht, aber die Hausfrauen wehren sich heftig gegen die Versuche der Polizei, ihr schönes System zu verbieten. Und weil der ganze Film tragische Probleme (etwa die wirklich seelisch verzweifelten, weil von ihren Männern geradezu ignorierten Frauen) nur am Rande ankratzt, aber auf Harmonie seetzt, geht auch alles gut aus.

Ist das nun nur albern, oder kann man dergleichen unter zwei Stunden legitime Unterhaltung einreihen? Kino zum Träumen, Wohlfühlen, Wünsche erfüllen, wie es im Leben halt doch nicht vorkommt – das gelingt hier auf nicht nur sympathische, sondern auch kluge Art und Weise. Was ja nicht so oft vorkommt…

Renate Wagner

 

 

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