Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Film: DANIEL RICHTER

03.05.2023 | FILM/TV, KRITIKEN

dfilm aniel richter 354x500 v~1

Filmstart:  5. Mai 2023 
DANIEL RICHTER
Deutschland  /  2022 
Regie: Pepe Danquart
Dokumentation

Nein, er ist nicht Gerhard Richter, jener Künstler, der derzeit als der teuerste der Welt gilt, er ist auch mit ihm weder verwandt noch verschwägert. Aber auch Deutscher, bildender Künstler und mit an die eine Million Pfund, die er für ein Werk lukrieren konnte, auch ganz oben in der Welt der Berühmten und Begehrten der Kunst: Daniel Richter, geboren am  18. Dezember 1962 in Eutin in Deutschlands hohem Norden, ist williger Protagonist eines Dokumentarfilms, den Pepe Danquart, ein erfahrener Routinier dieses Fachs (und für einen seiner Kurzfilme auch „Oscar“-gekrönt), über ihn erstellt hat. Dafür durfte er dem Künstler drei Jahre lang folgen.

Das Ergebnis ist so spannend, als hätte man es mit einem Spielfilm zu tun, der scheinbar dokumentarisch erzählt, was es bedeutet, heutzutage ein Künstler zu sein. Dafür steht Daniel Richter in vielen Gesprächen zur Verfügung, man erlebt ihn aber auch mit seiner Galeristin, man hört Wegbegleiter und Fachleute, und man bekommt einen künstlerischen Weg nachgezeichnet, der von zweifellos echter, provokanter Rebellion in die großen Auktionshäuser der Welt führte.

In seiner Jungend wollte er aus tiefer Überzeugung „alternativ“ sein, nur Plakate für Demos, Cover  für sperrige Bands machen und Irritationen im öffentlichen Raum erzeugen. Damals konnte man die Taliban als tapfere Männer, die aus ihren Höhlen kämpften, sogar noch romantisieren…

danielrichter er v~1

Aber die Zeiten ändern sich, die Künstler auch, und die Erkenntnisse ebenfalls: Politischen Anspruch für Beifall und Geld einzuholen, das könne wohl nicht die Aufgabe der Kunst sein, sagt Daniel Richter in einem der vielen Gespräche. Szenen aus Versteigerungen zeigen, dass Richter heute – womit er nicht gerechnet hat – mit seiner Kunst ein sehr, sehr  gutes Leben führen kann. Und das, indem er einfach seinen Ideen nachgibt, die die Kunstwelt jeweils neu überzeugen.

Bei Daniel Richter haben sich genügend Menschen darum gekümmert, dass er, „ein lustiger Typ, der sich auch selbst durch den Kakao ziehen kann“, „Wir Künstler sind kleine Teufel, das ist das Liebe an der Kunst“, seinen Marktwert erhalten hat. Er sieht das gar nicht zynisch. Wie man sich einigermaßen ehrlich zwischen dem durchlaviert, was man selbst, aus seinem Instinkt heraus gestalten will und was der Markt will und bezahlt – das wurde wohl selten so ehrlich behandelt.

Man darf Daniel Richter beim Malen zusehen, man darf teilhaben an seinen Ideen und Überlegungen. Die vielfach theoretisch sind, aber nie so, dass man sich auf die Schaufel genommen fühlt. Richter serviert sich hier nicht mit geschwurbeltem Künstlergetue als Selbstdarstellung Affektiertes oder Abgehobenes – das ist einer, der weiß, was er macht, warum er es macht, und wie es sich verkauft. Das ist harte, klare, deutsche Realität. Ein fesselndes Porträt. Und ein sympathisches noch dazu.

Renate Wagner

 

Diese Seite drucken