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Film: DAAAAAALI!

Es lebe der Surrealismus

04.09.2024 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 6. September 2024
DAAAAAALI!
Frankreich  /  2023 
Drehbuch und Regie: Quentin Dupieux
Mit: Gilles Lellouche, Jonathan Cohen, Alain Chabat,  Edouard Baer, Pio Marmaï, Didier Flamand u.a.

Es lebe der Surrealismus

Salvador Dali (1904-1989) war zweifellos von der Imagination wie von seinen künstlerischen Fähigkeiten her einer der größten Maler des 20. Jahrhunderts. Doch er wäre nicht so berühmt, wäre er nicht auch „Dali!“ gewesen, eine sich selbst inszenierende und vermarktende, skurrile, exzentrische Persönlichkeit, die bei jeder Gelegenheit Aufsehen erregte.

Der Surrealismus, den er malend auf die Leinwände bannte, war auch ein Teil seiner selbst. Und das war es, was Regisseur Quentin Dupieux (selbst als Leinwand-Spitzbub bekannt)  in seinem Film „Daaaaaali!“ einfangen – oder vielleicht auch schlicht damit spielen –  wollte. Ein Biopic über Dali (immerhin mit Ben Kingsley) gibt es schon, leider wurde es in Österreich nie in die Kinos gebracht. Die Version von Quentin Dupieux, bei den vorigen Filmfestspielen von Venedig präsentiert, spürt dem originalen Dali nicht real-biographisch nach.

Vielmehr ist der kurze Streifen (mit knapp 80 Minuten unter dem üblichen Durchschnitt) gewissermaßen von Surrealismus getränkt. Dabei wird Dali als Personnicht in Frage, sondern gewissermaßen liebevoll ausgestellt, nicht verspottet, sondern zelebriert.

Die erste Rahmenhandlung geht um eine französische Journalistin (Anaïs Demoustier, sympathisch reizlos), die erleben muss, wie schwer es ist, ein Interview mit Dali zu bekommen. Denn dass sie nur mit Kuli und Notizbuch vor ihm sitzt, genügt dem             Meister nicht. Mindestens Filmkameras müssen dabei sein, wenn er sich herablässt – sonst rauscht er ab, ungeachtet dessen, dass er zu Beginn einen schier endlosen Hotelgang entlang gewandert ist, um zu der Verabredung zu kommen. Also müssen die junge Frau und ihr Produzent (so zynisch, wie in der Branche oft üblich: Romain Duris) alles tun, um das zustande zu bringen und Dali mit Kameras nachzureisen, nämlich zu seinem Wohnsitz am Meer, wo er malt.

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Dabei erlebt man nun Dali – aber der Regisseur hat nicht ohne Hintersinn dem Titel seines Films nicht weniger als sechsmal „A“ verpasst. Zu seinem surrealen Konzept des surrealen Künstlers gehört es, dass er in schneller Abfolge von sechs verschiedenen Schauspielern gespielt wird. Man kann ihre Namen aufzählen (Gilles Lellouche, Jonathan Cohen, Alain Chabat,  Edouard Baer, Pio Marmaï und Didier Flamand), hat aber nichts davon, da man sie ohnedies nicht auseinander halten kann – die Maske mit Frisur, den großen, starren Augen und dem charakteristisch gezwirbelten Bart löscht die einzelnen Individualitäten aus, wenngleich man immer wieder kleine Unterschiede bemerkt. Dennoch – des Meisters Überagieren und Überakzentuieren haben sie alle gemeinsam… Folglich überzeugt das „Sixpack“ der Interpreten gedanklich nicht – es sind ja nicht verschiedene Dalis, die man erlebt.

Nun ist die Geschichte mit der Journalistin nicht der einzige Handlungsstrang, das wäre aucch zu wenig. Einmal sind Dali und Gattin Gala (Catherine Schaub-Abkarian macht jene Schreckschraube glaubhaft, als die man sie aus der Literatur kennt) zu einem Abendessen geladen. Und dort erzählt ein Priester (Éric Naggar als Père Jacques) seine Träume, die es an Surrealität mit allem aufnehmen können, was Dali in seinen Bildern eingefallen ist.

Traum und Wirklichkeit gehen in der Folge so nahtlos in einander über, dass man als Zuschauer immer wieder aus etwas herausgerissen wird, was man schon bereit war, als seltsame Wirklichkeit zu nehmen, obwohl der Regisseur (als sein eigener Drehbuchautor) sich hier die absurdesten Drehungen und Wendungen einfallen ließ.

Kurz, als Kenner und Liebhaber Dalis und seines Werks hat man durchaus das Gefühl, diesem wunderbaren Verrückten nahe zu kommen (ohne das Gesehene auch nur eine Minute lang ernst zu nehmen). Für die anderen Kinobesucher mag es eine verrückte Komödie sein, mit der sie vielleicht nicht immer etwas anzufangen wissen.

Renate Wagner

 

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