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Film: COMPANION – DIE PERFEKTE BEGLEITUNG

Seltsame neue Welt?

03.02.2025 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart:  7. Februar 2025
COMPANION – DIE PERFEKTE BEGLEITUNG
Companion  /  USA  /  2025
Drehbuch und Regie: Drew Hancock
Mit: Sophie Thatcher, Jack Quaid u.a.

Seltsame neue Welt?

Es beginnt genau so, wie man es zahllose Male gesehen hat. Attraktiver junger Mann sieht im Supermarkt hübsches junges Mädchen. Tiefes Durchatmen, und schon sind sie zusammen, super für Sex und auch sonst. Sie ist die perfekte Gefährtin, die man auf ein Wochenende in der Luxusvilla eines reichen russischen Freundes (natürlich ein hoch verdächtiger Geschäftsmann) mitnimmt. Der ist dort mit seiner exotischen Freundin, außerdem gibt es ein schwules Paar, der reiche Dicke und sein schöner Jüngling.

Aus solcher Voraussetzung ergibt sich im Kino selten Gutes, und darum wundert es nicht, dass der Russe unsere Heldin Iris bis zum Vergewaltigungsversuch belästigt, sie praktischerweise ein Messer bei sich hat und ihn ersticht. Horror unter Bobos – na und?

Nun, „Companion“ mit dem deutschen Untertitel „ Die perfekte Begleitung“ hätte nicht so viel Aufsehen erregt und (zurecht) Lob erhalten, wenn Regisseur Drew Hancock nach seinem eigenen Drehbuch nicht noch viel mehr eingefallen wäre – etwas, das uns heute, wo die K I -Entwicklung so rasant läuft, besonders interessieren muss. Wobei die Idee des „künstlichen Menschen“ ja gerade in der Fantasy- und Filmwelt längst eine Riesenrolle spielt. Aber fragen wir uns wirklich –wie Maria Schrader es so nachdrücklich in „Ich bin dein Mensch“ tat -, was das eines Tages tatsächlich für uns bedeuten könnte? Wo werden wir sein, wenn Menschen die Gesellschaft von Kunstmenschen, die sie nach Belieben steuern können, der Gesellschaft von echten Menschen vorziehen werden? Seltsame neue Welt?

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Iris ist also ein Humanoid, so echt in Erscheinung und Verhalten, dass man als Kinobesucher erst später, wenn man es weiß, hier an eine Starre, hier an ein wenig Eckigkeit erinnert, die gar nicht aufgefallen wären, Für Josh ist so eine Frau perfekt – im Bett, zum Herzeigen, zum Manipulieren, wie man erfährt. Er kann sie von seinem Handy aus steuern und dafür sorgen, dass ihre eingebauten Systeme – sie kann nicht lügen, sie kann töten – nach seinem Wunsch funktionieren…

Aber bis er es ihr sagt, hat Iris nicht gewusst, dass sie nicht echt, dass sie kein wirklicher Mensch, sondern eine Maschine ist, denn inzwischen (dafür sorgen schon die japanischen Hersteller, denen man kurz begegnet) kann sie auch wirklich fühlen. Und – begreifen. Nämlich das, was mit ihr geschieht und was Josh ihr antut.

Und das ist dann der faszinierende Trick der Geschichte –nicht nur, dass Iris auf dem Handy von Josh ihren Intelligenzquotienten von den 40 Prozent, die er ihr zugestehen wollte, auf hundert hinauf stellt. Sie begibt sich nun auf einen Rachefeldzug, der so grotesk wie amüsant ist. Und ob am Ende der Mensch siegt oder die Maschine, die keine mehr ist, sondern ein Mensch anderer Art  – zumindest das will man nicht verraten. Man bleibt mit der Frage  zurück, ob wir uns abschaffen?

Sophie Thatcher (die eben erst in „Heretic“ eine der jungen Missionarinnen gespielt hat, die in die Fänge von Hugh Grant geraten) ist verwirrend und faszinierend, obwohl nichts an ihr eine junge Durchschnittsfrau zu überragen scheint. Aber dank dem Drehbuch ihres Regisseurs hat sie es faustdick hinter den Ohren und steuert den Film souverän zwischen Sci-Fi, Psychothriller und Horrorvision hindurch.

Jack Quaid hat sein gutes Aussehen weniger von seinem Vater Dennis Quaid als von seiner Mutter Meg Ryan und wirkt einige Zeit wie der ideale nette Liebhaber – bis er sein wahres Ich enthüllt. Der Regisseur erzählt schön die Fassungslosigkeit und Empörung des Mannes, wenn er die Frau plötzlich nicht mehr nach Belieben manipulieren kann…

In Nebenrollen sind Rupert Friend der klassische „Russe“, Megan Suri dessen Freundin, die gar nicht so devot ist, wie es scheint, sondern eher hintergründig, und Harvey Guillén, der völlig von der (scheinbaren, eingebildeten) Zuneigung seines Kunstmenschen Patrick (hervorragend Lukas Cage) abhängig ist…

Angesichts dessen, dass der Regisseur mit Mord und Totschlag nicht spart, bleiben nur wenige Protagonisten übrig – was, mit lockerer Hand präsentiert, den Unterhaltungswert dieses seltsamen, zum Nachdanken anregenden „Unterhaltungs“-Films nicht schmälert.

Renate Wagner

 

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