Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Film: COCAINE BEAR

13.04.2023 | FILM/TV, KRITIKEN

cfilm ocainebear teaserplakat 223x324 v

Filmstart;  13. April 2023 
COCAINE BEAR
USA  /  2023 
Regie: Elizabeth Banks
Mit: Ray Liotta, Keri Russell  u.a.

Wäre es nicht wirklich passiert, man würde den Drehbuchautoren sagen, sie sollten sich nicht so abstruse Geschichten ausdenken. Aber der Fall passierte (weil das Leben die verrücktesten Geschichten schreibt) 1985 in Georgia. Das Flugzeug eines Drogenschmugglers stürzte über einer Waldlandschaft ab, 80 Kilo Kokain, in Kilo-Pakete verpackt, fiel heraus. Und ein Schwarzbär entdeckte, wie gut das „schmeckt“ – und drehte durch…

Elizabeth  Banks, die als blonde Schauspielerin eher unauffällig geblieben war, hat sich schon seit einem Jahrzehnt eine zweite Karriere, zuerst als Produzentin, nun auch als Regisseurin aufgebaut. Offenbar hat sie die Story vom bekifften Bären gereizt, die völlig ungerechtfertigt auch als Horror verkauft wird. Tatsächlich ist es eine wirbelige Komödie um Menschen auf wilder Drogensuche geworden und um einen Bären, der ihnen immer dazwischen kommt. Die Geschichte spielt akkurat in der amerikanischen Wirklichkeit und ist eigentlich nicht sehr aufregend. Das heißt, für die Beteiligten wohl schon, für den Kinobesucher weniger.

Großer, schöner Wald. Zwei aufgeweckte Kinder, die sich selbständig gemacht haben – Dee Dee (Brooklynn Prince) und der etwas jüngere Henry (Christian Convery). Sie sind die Ersten, die das aus dem Flugzeug geflogene Kokain finden, aber glücklicherweise nicht ernsthaft probieren. Der Schwarzbär, der angelockt wird, schnüffelt sich hingegen begeistert hinein. Von nun an wird er immer wieder auftauchen, auf der Suche nach Nachschub.

Nun ist das Tier nicht echt, sondern kommt aus dem Computer, was man nicht merkte, wenn man es nicht wüsste. Tatsächlich würde man gerne viel mehr von idem Bären  sehen, aber das ist die absolute Schwäche dieses Films: Er überbordet an Figuren, und man behält bei all den albernen Typen, die bald durch den Wald laufen und das Kokain suchen, keinesfalls die Übersicht, zumal sich das Drehbuch nicht die Mühe nimmt zu erklären, Who is Who.

Sicher, dass die Mutter des „verloren“ gegangenen Mädchens Dee Dee hinter ihr herläuft, ist verständlich, und Keri Russell macht als Krankenschwester Sari gute, vernünftige Figur und bildet einigermaßen das Zentrum des Geschehens. Als Komikerin engagiert ist die füllige Margo Martindale als anfangs gänzlich desinteressierte, später schwer lädierte   Parkrangerin Liz. Völlig durcheinander kommt man bei all den auftauchenden Gangster-Typen, halb komisch, halb bedrohlich. Man ist direkt froh, wenn Ray Liotta erscheint, in seiner letzten Rolle vor seinem Tod, denn da weiß man, das ist der gefährliche Drogenboß.

Nun kommt es zu einer Reihe komischer Szenen (ein Mini-Gangster kommt komplett unter dem Riesenbären zu liegen, der sich lange nicht von ihm wegrührt), zu einer Reihe brutalen Aktionen, man weiß selten, wer was warum tut, und alles ist leider nicht wirklich interessant. Und das Ende (dem gerade noch eine Pointe aufgesetzt wird) zerbröselt.

In den USA war dieser Film ein Riesenerfolg, wohl weil sein Thema zu den „Legends“ des Landes zählt (der echte Bär steht heute ausgestopft in Kentucky, er ist tatsächlich an seinem Drogenkonsum gestorben). Mal sehen, wie die wacklige Geschichte hier ankommt.

Renate Wagner

 

Diese Seite drucken