Filmstart: 17. April 2024
CIVIL WAR
USA / 2024
Regie: Alex Garland
Mit: Kirsten Dunst, Wagner Moura, Cailee Spaeny u.a.
Laßt es nicht so weit kommen!
Was soll das nun sein? Ein Katastrophenfilm wie in klasisschen Zeiten des Genres, nur dass die letale Bedrohung diesmal nicht von der Natur, sondern von den Menschen ausgeht? Eine politische Warnung, die zeigen will, wie schnell ein gesellschaftliches Gefüge unrettbar kippen und ganze Nationen auf einander hetzen kann? Oder geht es wieder einmal darum, die Kriegsberichterstattung in ihrer ganzen Härte, aber auch Fragwürdigkeit darzustellen?
Regisseur Alex Garland wollte mit seinem äußerst ungemütlichen Film „Civil War“ vermutlich all das zusammen. Und zu Beginn schon – im Wahljahr! – bedrohlich zeigen, wie gefährlich es ist, wenn ein skrupelloser Präsident an der Spitze der Vereinigten Staaten stünde, der auch bereit wäre, auf die eigenen Leute zu schießen. (Dass einer seine Anhänger zum Sturm aufs Kapital aufgehetzt hat, ist in der Realität, nicht im Kino, ja gerade noch in letzter Minute nicht völlig verheerend ausgefallen…)
Nun haben sich irgendwann (in baldiger Zukunft?) die Staaten Texas und Kalifornien gegen den Rest von Amerika und seinen Präsidenten erhoben und begeben sich mit voller Waffengewalt in Richtung Washington, Weißes Haus, Oval Office, um hier in ihrem Sinn Ordnung zu machen. Keine sympathischen Gesellen, weder hier noch dort.
Aber eine gewissermaßen ideale Situation für jene Journalisten, die sich zu Kriegsberichterstattern berufen fühlen (und die immer wieder Helden von Filmen waren). Hier brechen der Reporter Joel (Wagner Moura) und die Fotografin Lee (Kirsten Dunst) zu einem klassischen Road Movie durch die Hölle auf, um den Präsidenten in Washington vor dem Ende quasi noch zu „erwischen“. Sie sind zwei alte Hasen und stille Zyniker in ihrem Beruf, Emotionen ausgeschaltet. Mit im Auto ist noch ihr „Oldie“-Kollege Sammy (Stephen McKinley Henderson), die Stimme von Erfahrung und Vernunft. Und da ist auch noch der junge, entschlossene Nachwuchs in Gestalt von Jessie (Cailee Spaeny), die sich allerdings noch moralische Fragen stellt, die die anderen längst abgehakt haben. Dass sie für den Beruf gewissermaßen berufen ist, wird sie später zeigen, wenn sie den Tod der Kollegin kaltblütig abknipst – für solche Schreckensbilder sind Kriegsfotografen schließlich da, bekommen viel Geld dafür und am Ende noch Preise…
Man erlebt die Fahrt durch das wirre Land – wenn sie einer Verkäuferin in einer scheinbar noch idyllischen Kleinstadt sagen, draußen sei Krieg, meint diese, ja, aber sie versuchten halt, nicht hinein gezogen zu werden (to stay out). Wenn das Quartett allerdings einer Gruppe brutaler Soldaten in die Hände gerät (deren Gehabe und Ideologie natürlich rein faschistisch ist), da bricht der Horror der Todesangst auf…
Wenn ganz am Ende Jessie Fotos von den Aufständischen macht, die stolz mit der Leiche des ermordeten Präsidenten posieren, dann hat man schon mitbekommen, dass der Regisseur hier unter dem Vorwand von Action und Horror auch ein „Lehrfilm“ gedreht hat, der geradezu beschwört: Laßt es nicht so weit kommen.
Renate Wagner