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Film: CATWEAZLE

28.06.2021 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 1. Juli 2021
CATWEAZLE
Deutschland / 2020
Regie: Sven Unterwaldt
Darsteller: Otto Waalkes, Julius Weckauf, Katja Reimann, Henning Baum u.a.

Wenn das BBC-Catweazle- Original, das es nur Anfang der siebziger Jahre gab, an einem vorbei gegangen ist, mag man nicht berufen zu sein, zwischen der einstigen Legende und der deutschen Umformung zu befinden. Man kann also nur über den derzeitigen „Catweazle“-Film berichten – der erste „Otto“-Film, seit er 2014 seine „7 Zwerge“-Trilogie beendet hat. Dass er mittlerweile aus dem Gedächtnis des Publikums gefallen sei, war nicht zu befürchten, dazu war und ist „Otto“ eine zu starke Marke. Allerdings auch eine unverwechselbare – und wenn man diese in dem neuen Film vermisst, wird man ihn nicht unbedingt für gelungen halten können…

„Catweazle“ ist eine Zauberei- und Zeitreise-Geschichte, in der ein kleiner Magier aus dem Jahre 1020 in die Gegenwart plumpst. (2020 hätte der Film starten sollen, das fiktive „1000 Jahre Wiederkehr“-Jubiläum ist von der Pandemie gekippt worden und jetzt in der Werbung nicht mehr zu verwenden.) Aus dem britischen Original wurde nun ein ganz, ganz deutscher Film, der ziemlich holprig und plump mit dem Thema umgeht, das entschieden mehr Esprit vertragen würde.

Im Zentrum des Geschehens steht – nein, eigentlich nicht der in eine fremde Welt katapultierte Catweazle, sondern der 12jährige Benny, allseits als „Förstersohn“ bezeichnet, obwohl sein Vater (Fernseh-Krimi-Gesicht Henning Baum) immer wieder von seinem „Tierpark“ spricht. Benny, von Catweazle „Mondgesicht“ genannt, wird von Julius Weckauf gespielt, dessen Filmroutine schon auf die Verkörperung des jungen Hape Kerkeling zurück geht. Nachdem man zu Beginn wirre Kriegsereignisse im Mittelalter erlebt hat, findet Benny nun den zerrupften Zauberer in seiner Scheune und ist, er ist schließlich ein Kind, schnell bereit, ihm zu glauben und ihm zu helfen.

Catweazles Aufgabe besteht nun darin, sich über die Welt, die er hier vorfindet, entsprechend zu wundern – über „Licht an, Licht aus“, was er begeistert als „Elektrik-Trick“ wahrnimmt. Ebenso staunt man über Smartphones (ein Zauberspiegel) oder Verkehrsampeln (welch unheilverkündende Rune – ein roter Kobold!).

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Erstaunlich, negativ erstaunlich, wie wenig Otto darstellerisch aus der Möglichkeit macht, fröhlich alles in seinen Erfahrungshorizont einzuordnen. Tatsächlich wirkt er müde – und leider alt. Was man einem Mann von über 70 nicht vorrechnen kann und will, und der Zauberer muss ja nicht jung sein. Nur etwas von der alten Otto-Spritzigkeit müsste er ausstrahlen, wenn man aus einer englischen Fernsehlegende schon einen deutschen Otto-Film machen will.

Nun geht es ja eigentlich um Catweazles Zauberstab „Anawandur“ (was nichts mit „Wanduhr“ zu tun hat, auch wenn es ähnlich klingt), denn ohne diesen kann er nicht in seine Welt zurück. Benny hilft, und dann auch seine jugendliche Angebetete Lisa (Gloria Terzic), die anfangs so schnippisch und unfreundlich ist, dann aber Entscheidendes zur Rettung beiträgt.

Denn Bennys Vater hat den Zauberstab als Feuerholz weggeben, Lisas Mutter erkannte, dass das ein „antikes“ Stück sei und gab es dem Museum – und dort bekommt es die gierige Kunsthändlerin Dr. Metzler in die Hände. Wenn man sich fragt, was Katja Riemann in einem solchen Film, dessen Niveau peinlich tief ist, zu suchen hat, kann man nur antworten: Sie erkennt, was eine Rolle hergibt. Hier darf sie mit attraktivem Blondhaar und echtem Karriere-Lady-Look eine wahre Hexe sein, die sie bis zum Tobsuchtsfall ausspielen kann. Sie holt sich ihr Stück des Films.

Das Problem besteht nur darin: Als Catweazle heimkehren darf, ist er halt wieder im Mittelalter und dann weg – und man fragt sich gar nicht groß, was aus ihm wohl wird, so wenig hat er einen interessiert. Da hat Regisseur Sven Unterwaldt keine gute Arbeit für den ihm vertrauten Star geleistet. Vielleicht wollte man – das können nur Kenner des Originals beurteilen – aus britischem Kult keinen wirklichen Otto-Film (mit all dessen Mätzchen und Scherzen machen), aber das wäre wohl die grundfalsche Entscheidung gewesen.

Abgesehen davon, dass es ohnedies nichts genützt hat: Das Wort „Ikonenschändung“ geistert schon durch das Internet. Dabei hat in diesem Fall nur die Ikone Otto sich selbst – na, nicht geschändet, aber zumindest geschadet.

Renate Wagner

 

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