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Film: BRING HER BACK

Der Horror sitzt im Kopf

13.08.2025 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart:  14. August 2025
BRING HER BACK
Australien, USA /  2025
Regie: Danny Philippou, Michael Philippou
Mit: Mit Sally Hawkins, Billy Barratt, Sora Wong u.a.

Der Horror sitzt im Kopf

Dieser Film ist mit einem Wort zu charakterisieren: grausig. Aber da es sich um einen deklarierten Horrorfilm handelt und das Genre viele, anspruchsvolle Fans hat, ist die Erklärung, dass man sich über weite Stellen unter dem Kinosessel verkriechen möchte, gewissermaßen ein Kompliment. Das inszenierende Brüderpaar Danny und Michael Philippou hat die Geschichte einer Besessenheit geschaffen, deren psychologischer Hintergrund durchaus glaubhaft ist, wenngleich die Ereignisse natürlich in Horror-Kino-Wahnsinn ausufern.

Zuerst begegnet man einem Geschwisterpaar. Sie (Sora Wong) ist eine junge Asiatin, ihr etwas älterer, 17jährigerBruder (Billy Barratt) ein rotschopfiger Weißer, der die sehbehinderte Schwester behütet. Dass sie es mit dem Vater nicht allzu gut getroffen haben, der gewalttätig zum Sohn und allzu freundlich zur Tochter ist, erfährt man erst später. Eines Tages liegt dieser Vater im Badezimmer tot in seinem Blut. Wäre das der einzige Horror, den die Geschwister erfahren, sie wären noch verhältnismäßig gut weggekommen…

Sie wollen sich um keinen Preis trennen, also schickt eine verständnisvolle Beamtin sie zu einer ehemaligen Mitarbeiterin als „Pflegemutter“, bis der Junge 18 und alt genug ist, selbst auf die Schwester aufzupassen. Diese Laura  ist überschwänglich, aber schon das kommt einem verdächtig vor, insbesondere aber ihr anderes, androgyn wirkendes Pflegekind, der stumme Oliver (Jonah Wren Phillips) mit geschorenem Kopf und allen Anzeichen von Verstörtheit samt Neigung zur Selbstverletzung.

Unser Geschwisterpaar, auf dessen Seite man sich unerschütterlich und anteilnehmend befindet, muss nun herausfinden, was die seltsame Pflegemutter umtreibt, die wie nebenbei erwähnt, dass ihr Tochter gestorben ist, ertrunken im hauseigenen Swimmingpool…

Natürlich kann man sich vorstellen, was kommt, aber selbstverständlich wird der Wahnsinn, eine Tote zum Leben zu erwecken, indem man eine Lebende auf dieselbe Art tötet, wie die andere zugrunde ging auf entsetzlichste Weise realisiert. Das ist die dritte große Rolle in der Karriere der Sally Hawkins, die zwei verdiente „Oscar“-Nominierungen bekam – in Woody Allens „Blue Jasmine“ hat sie als unterdrückte Schwester sogar Cate Blanchett an die Wand gespielt, und in dem seltsamen Machwerk „Shape of Water“, machte sie ihre Zuneigung zu einem amphibischen Geschöpf glaubhaft.

Hier weiß man, diese Frau ist verrückt bis zur Entschlossenheit von Zerstörung und Mord, und man bangt regelrecht, wie unser Geschwisterpaar da davonkommen kann… den kleinen Oliver hat man ja schon aufgegeben.

Es wäre Spoiling, das Schlußbild zu verraten, das poetisch und wahnsinnig zugleich ist, aber dennoch hat man nach allem, was die Regisseure da nicht nur den Akteuren, sondern auch den Zuschauern abverlangen, manchmal das Gefühl, man hätte diesen schrecklichen Film lieber nicht gesehen…

Renate Wagner

 

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