Filmstart: 27. Februar 2025
BRIDGET JONES – VERRÜCKT NACH IHM
Bridget Jones: Mad About the Boy / GB / 2025
Regie: Michael Morris
Mit: Renée Zellweger, Chiwetel Ejiofor, Hugh Grant, Emma Thompson, Leo Woodall u.a.
As Time Goes By
Als man Bridget Jones 2001, also vor einem knappen Vierteljahrhundert, auf der Kinoleinwand kennen lernte, stand sie für etwas, das es längst nicht mehr gibt, nämlich Swinging London. Zweimal kam die mal pummelige, mal weniger pummelige Heldin der Romanautorin Helen Fielding wieder auf die Leinwand (2004 und 2016), beide Male fest in ihre Liebesgeschichten mit Daniel Cleaver (Hugh Grant) und Mark Darcy (Colin Forth) verstrickt.
Nun ist sie nach einem Respektabstand wieder da, in der gewohnten Gestalt von Renée Zellweger, die sich diese „ihre“ Rolle nicht entgehen lässt – in einem England, das seine Leichtigkeit und seinen eigenen Charme in Wirtschaftskrise, Woke-Diktatur und Brexit so ziemlich eingebüßt hat. Der Glamour ist ab… und dagegen, dass die Zeit eben vergeht, ist bekanntlich kein Kraut gewachsen.
Von den früheren Protagonisten sind nur ein knittrig gewordener Hugh Grant, eine flotte, weißhaarige Emma Thompson und, in einer winzigen Rückblende, Jim Broadbent als Bridgets Vater dabei. Colin Firth wollte offenbar nicht mehr mitmachen (es gibt in den Medien keine Erklärung dafür), und ausgerechnet ihn hat Bridget ja geheiratet und im vorigen Film 43jährig mit einem Sohn bedacht.
Im nunmehrigen Film ist sie seit vier Jahren allseits bedauerte Witwe, hat noch eine Tochter und erlebt den aufreibenden Alltag einer Mutter mit zwei relativ kleinen Kindern. Ein Großteil ihres Freundeskreises existiert, entsprechend gealtert, noch immer, und man ist voll guter Ratschläge, dass es an der Zeit sei, das Alleinsein zu verhindern. Wozu gibt es Tinder?
Auch in diesem vierten Teil der absterbenden Bridget ist wieder die ursprüngliche Romanautorin Helen Fielding am Drehbuch beteiligt und zeigt, dass sich gewisse Dinge komischerweise nie ändern. Wieder geht es nur darum, Bridget an den Mann zu bringen, und der kann jetzt nicht Hugh Grant sein, der sich als ziemlich alt, schäbig und krank präsentiert. Es kann aber auch nicht der „Boy“ sein, in den sich Bridget kurzfristig verguckt (Leo Woodall), der Altersunterschied ist doch ziemlich groß. Und als versierter Kinobesucher (oder auch Kenner der Frauenromane-Dramaturgie) weiß man ohnedies vom ersten Moment an, als Mr. Wallaker auftaucht, dass er „es“ am Ende sein wird. Der Lehrer des Sohnes, scheinbar ein nüchterner Naturwissenschaftler, wirkt zwar anfangs harsch und barsch, aber wie es schon so ist im Kino, offenbart er nach und nach seine weiche Seele. Und PoC Chiwetel Ejiofor sieht so gut aus (und erfüllt die Diversitäts-Ansprüche einer sonst ziemlich weißen Gesellschaft), dass an ihm kein Weg vorbei führt.
Und Renée Zellweger, die unermüdliche Bridget in diesem nicht übertrieben schwungvollen Film von Regisseur Michael Morris? Nun, sie sieht etwas verändert aus, an ihrem Gesicht ist ein wenig zu sehr herumgebastelt worden, um noch als natürlich durchzugehen. Aber da ihre Karriere (trotz des „Oscar“ für „Judy“ 2020) mehr tümpelt als läuft, konnte sie sich als Mittfünfzigerin diesen Film nicht entgehen lassen. Und wenn sie, ihren beiden Kindern auf einen Baum nachkletternd, plötzlich hilflos mit dem Po wackelnd in der Luft hängt und nicht vor und zurück weiß… da ist etwas von der alten Bridget zu spüren.
Alles in allem eine Frauenschnulze aus nicht mehr so heiteren Zeiten, wo die Drehbuchautoren letztendich gnädigerweise aber doch noch für ein Happyend sorgen. … Und indem man Bridget nun wieder unter die Haube gebracht hat, ist wohl keine Fortsetzung mehr nötig…
Renate Wagner