Filmstart: 14. März 2025
BONHOEFFER
Irland, Belgien / 2024
Regie: Todd Komarnick
Mit: Jonas Dassler, August Diehl, Moritz Bleibtreu u.a.
Wenig überzeugend
Nach dem Zweiten Weltkrieg begab sich Deutschland auf die Suche nach den anderen Helden als früher – jenen, die Widerstand gleistet hatten. Die Geschwister Scholl, der Österreicher Franz Jägerstätter, der Pastor Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), Menschen, die ihr Leben gelassen hatten, um gegen den Nationalsozialismus zu arbeiten. Sie alle sind Helden in zahlreichen Büchern, in Spiel- und Dokumentarfilmen, für Bonhoeffer gibt sogar ein Bonhoeffer -Musical und ein Bonhoeffer-Oratorium. Der Pastor, der – wenn es denn so war – sich am Mord an Hitler beteiligen wollte, hat die Phantasie der Nachwelt angeregt.
Der nun vorliegende Film hat allerdings nur drei prominente deutsche Darsteller zu bieten, im übrigen ist es die irisch-belgische Produktion eines amerikanischen Regisseurs. Wer sich für das Schicksal des Pastors interessiert, wird weniger von den Erregungen wissen wollen, die der Film in Deutschland hervorrief, wo man Todd Komarnicki für Drehbuch und Regie alles nur Mögliche bis Faschismus-Sympathien vorwarf (den Widerstand „rechter“ amerikanischer Kirchen gegen Liberalität bestärkend), abgesehen von einer gewissen Biopic-Beschönigungs-Fassung des Schicksals.
Es beginnt im Deutschland des Ersten Weltkriegs, ein kleiner blonder Junge (ja, es ist der spätere Held des Films) muss, nach familienidyllischen Szenen, zusehen, wie sein Lieblingsbruder lächelnd in den Krieg zieht, um wenig später im Sarg heimzukehren. Kriegsbesessen wird dieser Dietrich also nie werden. Eher begeistert er sich, als er in jungen Jahren als Student in die USA kommt, für „N-Wort-Musik“ im weitesten Sinn, Jazz ebenso wie Spirituals. Da setzt er sich auch in Bars ans Klavier und jazzt mit…? Und schon ist der junge Dietrich Bonhoffer als begabter Theologe wieder in seiner deutschen Heimat, in der das Dritte Reich ausgebrochen ist.
Sein ehrenwerter Weg zum Widerstand, der immerhin so weit führt, dass er Tyrannenmord für gerechtfertigt hält (?), ist allerdings nicht sonderlich spannend. Der mit zweieinviertel Stunden mühsam lange Film verfängt sich mehr in theologischen Diskussionen, als dass er wirklich interessante Charakterzeichnung böte. Tatsächlich ist Jonas Dassler in der Titelrolle zwar sehr blond-deutsch, aber wenig charismatisch, schon gar nicht sympathisch, dass man mit ihm mitleiden würde. Glaubt man ihm wirklich, dass er sich als „bekehrt“ ausgeben will, den leidenschaftlichen Nazi vorspielen, um an einem Attentat an Hitler beteiligt zu sein, das er hier aus seiner Religion heraus begründen will?
Dass er Juden in die Schweiz bringt (deren Grenzübertritt sich die dortigen Zollbeamten hoch bezahlen lassen) – ja, vielleicht., nicht ganz unglaubhaft. Man sagt dem Film jede Menge historischer Fehler nach. Dabei ist er gar nicht so reißerisch, wie das amerikanische Plakat zeigen wollte, das Bonhoeffer als „Pastor. Spy. Assassin“ mit der Pistole in der Hand verkaufen wollte.
Auch die Evangelische Kirche hat während des Dritten Reichs weitgehend still gehalten, so wie die Katholische. Ist Bonhoeffer, über dessen Schriften gelehrte Theologen sitzen, der Mann, mit dem man sein Gewissen beruhigen kann? So wirklich in die Tiefe geht die Geschichte aber dann auch wieder nicht.
Moritz Bleibtreu als Bonhoeffers Vater (also in der Jugend des Helden präsent) und August Diehl als ein Bischof, der ihn in seinem Widerstand bestärkt, sind nicht präsent genug, um ein Argument für den Kinobesuch darzustellen. Wenn dann auch noch, wie man weiß, vieles an der Geschichte nicht stimmt… dann weiß man nicht so recht, was man mit dem Film soll.
Renate Wagner