Filmstart: 22. August 2024
BLINK TWICE
USA / 2024
Drehbuch und Regie: Zoe Kravitz
Mit: Naomi Ackie. Channing Tatum u.a.
Ziemlich
hässlicher
Horror
Als armer Normalo, der sich seine Abenteuer im Kino suchen muss, ist man auf die Partys, auf die Yachten, in die Luxusresidenzen der Superreichen natürlich nie und nimmer eingeladen. Man liest dann nur davon in den Zeitungen – etwa, wenn eine Frau Jahrzehnte später als Teilnehmerin an einer Jeffrey Epstein-Vergnügung wegen Vergewaltigung klagt und das englische Königshaus schröpft… Aber wie geht es bei den Millionären, Milliardären – dieser offensichtlich abscheulichen Spezies – eigentlich wirklich zu? Hoffentlich wird nicht immer, wie hier bei „Blink twice“, ein Horrorfilm daraus.
Schöpferin des etwas zweifelhaften Produkts ist Zoe Kravitz, die Eltern vom Fach (der Musiker Lenny Kravitz und ´die Schauspielerin Lisa Bonet.), Freundin von Berühmtheit (Channing Tatum, den sie in ihrem Film besetzte), bisher vor allem als Schauspielerin in Nebenrollen zu sehen. Ob ihr Regiedebut jungen Frauen von heute sagen will: Lasst Euch bloß nicht von reichen weißen Männern (auch wenn sie nicht alt sind) zu einem Weekend einladen, denn das geht schief, oder ob sie einfach einen Hochglanz-Horrorfilm drehen wollte, wird als Intention nicht ganz klar.
Immerhin wählte sie eine ungewöhnliche Heldin, keine schöne Weiße, sondern Naomi Ackie (die im Film schon Whitney Houston spielen durfte), die mit ihrem „lustigen“ Gesicht und den großen, von der Kamera immer wieder zelebrierten Kulleraugen ein wenig an Whoopi Goldberg erinnert und ein komödiantisches Element in den Film bringt. Eigentlich ist diese Frida nur eine Kellnerin für Partyzwecke, aber als sie bei einer Gala des Milliardär Slater King, den sie bewundernd in den Sozialen Medien verfolgt, eigentlich Cocktails servieren soll, schlüpfen sie und ihre Freundin Jess (Alia Shawkat) aus der Uniform in Abendkleider, um dem Idol näher kommen zu können. Dass dieser sie zu einem Aufenthalt auf seiner Privatinsel einlädt, ist nicht ganz unwahrscheinlich – den Reichen kommt es nicht darauf an, wie viele Leute sie beherbergen.
Und so sind die beiden zusammen mit drei Freunden Slaters und deren weiblichen Anhängsel ganz schnell per Privatflugzeug auf der Insel, das Haus sieht aus wie ein Maharadscha-Palast, Pool, Champagner, Luxus-Dinners und vor allem Drogen, alles da. Eine zeitlang sieht alles aus wie die Wunscherfüllung der Leserinnen der Bunten Blätter, und Naomi Ackie absolviert die Traumwelt mit großen Augen und spürbarem Entzücken.
Allerdings zeigt sich nach und nach, dass der Gastgeber nicht nur charmant ist – Channing Tatum, als Schauspieler noch nie sonderlich aufgefallen (zuletzt mit Scarlett Johansson in „To the Moon“ vage komödiantisch unterwegs), zeigt hier nach und nach, dass er mit all seiner gut aussehenden Fassade auch Gänsehaut erzeugen kann.
Nicht nur eine Schlange stört die Harmonie, nicht nur die lauten, dummen Männer und die sich so seltsam benehmenden Frauen, vom Personal ganz zu schweigen. Frida, die eigentlich bei allem mitmacht, schaltet früher oder später ihren Verstand ein und merkt, dass da einiges nicht stimmt – vor allem, als ihre Freundin verschwindet und man ihr einreden will, dass die doch eigentlich gar nicht da war?
Nun, man landet bei Folter- und Gewaltszenen, die einem den Magen umdrehen – Zoë Kravitz ist (auch als ihre eigene Co-Drehbuch-Autorin) wahrlich Grausiges eingefallen, das durch die böse Schlußpointe (sie hat mit unserer überlebenden Heldin zu tun) noch hässlicher wird. Bei Epstein wurde man wenigstens nur vergewaltigt. Zoe lässt ihre Opfer wirklich abscheulich leiden…
Renate Wagner