Filmstart: 5. Juni 2024
BAD BOYS: RIDE OR DIE
USA / 2024
Regie: Adil El Arbi, Bilall Fallah
Mit: Will Smith, Martin Lawrence u.a.
Ein ziemlich labriges Comeback
Dass er im wirklichen Leben ein Bad Boy (sprich: ein ziemlich böser Junge) ist, hat Will Smith ja bei der Oscar-Feierlichkeit 2022 bewiesen, wo er handgreiflich auf den Moderator losging (und im übrigen einen „Oscar“ bekam…). Dergleichen wird auch in unserer Zeit, die heute nicht weiß, was gestern war, nicht leicht vergessen und vergeben. Ob er je wieder im Kino erscheinen würde, schien unwahrscheinlich, sind wir doch ach so moralisch. Aber mit dem vierten Teil der „Bad Boy“-Filmserie ist es Will Smith geglückt. Und er gibt sich geradezu sympathieheischend brav und zurückhaltend…
Man erinnert sich (oder auch nicht): 1995 gab es den erstem „Bad Boys“-Film, Will Smith war pudeljung (zweite Hälfte 20) und wurde zum Star, der daraufhin einen Blockbuster nach dem anderen drehte. So dass die erste Fortsetzung erst 2003 kam. Und die zweite gar erst 2020. Nun schien es die einzige Möglichkeit, vom Publikum nicht strafend ignoriert zu werden, sich wieder mit Martin Lawrence zu paaren, die Buddy-Cops aus Miami, das Komiker-Pärchen, das nebenbei harte Action liefert…
Leider ist das nicht wirklich geglückt. Ganz zu Beginn gibt es einen Überfall im Drug-Store, den Mike Lowrey (Smith) und Marcus Burnett (Lawrence), sozusagen aus dem Handgelenk erledigen. Dann wird es lyrisch, Mike heiratet eine wunderschöne Frau. Dann wird es semi-dramatisch – Marcus erleidet einen Herzinfarkt. Weil ihm auf der Schwelle ins Jenseits gesagt wird, er sei noch nicht an der Reihe, hält er sich fortan für unsterblich – und faselt über frühere Leben. Damit sind die Gewichte für diesen Film verteilt – Will Smith mimt den Vernünftigen, Martin Lawrence ist der Brachialkomiker (allerdings nicht sonderlich gut).
Und dann folgen schätzungsweise (der Film dauert knapp zwei Stunden) eineinhalb Stunden Enttäuschung, denn schon lange hat man keine so gänzlich uninspirierte, uninteressante Story gesehen, in der die beiden falsch verdächtigt und gejagt werden (während doch der Verräter an das Drogenkartell in den eigenen Reihen der hohen Polizeibeamten zu finden ist). Ein einigermaßen erwachsener Sohn von Will Smith, der ziemlich Latino-artig aussieht, ist auch dabei…
Die zu erwartenden Action-Szenen sind kaum begründet, nur einiges (der Hubschrauber-Absturz) ist wirklich spektakulär. Die beiden treten als Komiker-Paar so in den Hintergrund, dass es kaum zu irgendwelchen echt witzigen Szenen kommt, und man sitzt da und weiß nicht, was man mit der Geschichte anfangen soll. Niemand will den beiden Stars von gestern vorwerfen, dass sie seit dem Beginn der „Bad Boys“ fast 30 Jahre älter geworden sind, wären sie nicht gefühlte 30 Jahre dröger…
Ob der Film mit seinem Image dennoch genügend Publikum ins Kino lockt, um die Karriere des Will Smith zu retten? Ein Glück, dass er seinen „Oscar“ schon hat und mehrere Male beweisen konnte, wie viel in ihm steckt. Hier darf er jedenfalls nichts davon zeigen.
Renate Wagner