Filmstart: 25. Juli 2024
ARTHUR DER GROSSE
Arthur the King / USA / 2024
Regie: Simon Cellan Jones
Mit: Mark Wahlberg, Simu Liu, Nathalie Emmanuel u.a.
Der beste Freund des Menschen
Wer meint, „Arthur der Große“ sei ein Historienfilm über König Artus, der fällt einem (vielleicht bewussten?) Etikettenschwindel herein. Arthur ist nämlich ein Hund. Trotzdem handelt es sich nicht ausschließlich um einen Tierfilm (er wird erst am Ende dazu). Es ist vielmehr ein Film über Sport, und zwar über eine Multi-Sportart, die hierzulande gar nicht so bekannt ist: Denn „Adventure Racing“ verlangt Vierer-Teams in denkbar unwirtlichem Gelände vieles ab – Laufen, Radfahren, Klettern, schließlich Paddeln. Dass die körperliche Anstrengung bis zum Anschlag geht, ist Teil des „Abenteuers“, das in „Adventure Racing World Championships“ ausgetragen wird. Ja, und schließlich ist es noch eine wahre Geschichte.
2014 hat der Schwede Mikael Lindnord an dem Event teilgenommen, ihm ist dieser wunderbare streunende Hund zugelaufen, der zu seinem Gefährten und Herzensfreund wurde, und er hat ein Buch darüber geschrieben. Wie weit der Film, der die Abenteuer-Komponente betont und den Tierkitsch dankenswerterweise nicht übertreibt, sich akkurat an die Realität hält, weiß man nicht, und es ist auch egal. Die Geschichte stimmt, auch weil der Regisseur Simon Cellan Jones durchaus die Frage stellt, warum Menschen sich solchen extremen Belastungen aussetzen, die sie nicht nur ihr Privatleben, sondern auch das Leben kosten können…
Man erlebt Mark Wahlberg, ohne dass er je im geringsten übertreiben würde, als Michael Light, einen Mann, der einfach von dieser Herausforderung besessen ist. Und als er als Anführer eines Teams versagte (und zum Spott der Sozialen Medien wurde, die in dem Film durchaus in ihrer Rolle thematisiert wird), unternimmt er alles, um bei der nächsten Adventure Racing World Championship dabei zu sein – nicht so einfach, denn einem Verlierer fliegen die nötigen Sponsorengelder ja nicht eben zu,
Aber dann ist das Team komplett –mit Leo (dem eindrucksvollen Simu Liu). mit Chok (nicht mehr jung, aber verlässlich: Ali Suliman) und der jungen Extremkletterin Olivia (Nathalie Emmanuel). Sie sind ein echtes Team, das zusammen hält, wo keine persönlichen Spannungen sie von dem Ziel, um jeden Preis zu gewinnen, abhalten, wo man sich schlicht und einfach auf einander verlassen kann.
In der Dominikanischen Republik sind 700 Kilometer durch unwegsames Gebiet zurück zu legen. Und das ist der wirklich aufregende Teil der Geschichte, wo man im gemütlichen Kinosessel diesen Extremsportlern mit Bewunderung und Verwunderung zusieht, wobei es auch atemberaubende Szenen gibt – nicht nur, mit dem Fahrrad am Rücken (!!!) einen Steilhang hoch zu klettern (!!!), sondern auch mit diesen Rädern ein im Dschungel praktischerweise da hängendes Hochseil zu benützen, um über ein Tal zu gelangen – und wenn Olivia da fast abstürzt, glaubt man Michael das abenteuerliche Kunststück, sie zu retten… zwei Menschen, zwei Fahrräder, wild in der Luft hängend…
Aber natürlich gibt es auch Arthur, der anfangs nicht so heißt. Immer wieder sind Hunde vor die Kamera gekommen, nicht ohne Absicht. Denn der liebenswerte Streuner, dem Michael etwas von seinem Essen abgibt, erweist sich daraufhin als treuer Begleiter über Stock und Stein, durch Dschungel und Wildnis. Sie nennen ihn „Arthur“, und er ist ein Teil von ihnen. Als man ihnen für den letzten Teil ihrer Aufgabe, das Kanupaddeln zum Endpunkt, verbietet, den Hund mitzunehmen, stürzt sich dieser ins Wasser und schwimmt neben den beiden kleinen Booten – bis er untergeht.
Nun, es verwundert nicht, dass Michael, dessen ganzes Trachten nur auf Sieg ausgerichtet war, nun auf diesen verzichtet, um den Hund zu retten. Und die Geschichte geht weiter – die Anstrengungen haben Arthur so erschöpft, dass die Tierärzte am Ende der Reise nur das Einschläfern empfehlen. Aber Michael schafft das nicht. Unter größten Schwierigkeiten bringt er Arthur heim in die Vereinigten Staaten, zu seiner Frau und seiner Tochter, die seine Reise treulich per Internet verfolgt haben.
Ja, und die Sozialen Medien sind doch zu etwas gut – natürlich wird ein tapferer Hund dort so schnell berühmt, dass auch die Spenden fließen, genug, um die teure Behandlung seiner auf der Reise zugezogenen Leiden zu bezahlen und ihm noch ein langes Leben im Kreise der Familie zu ermöglichen.
Eine wahre Geschichte. Und gar nicht triefend. Jeder Mensch, der aus eigener Erfahrung weiß, wie eng die Beziehung zwischen ihm und einem Hund sein kann, wird geradezu beglückt aus dem Kino gehen.
Renate Wagner