Filmstart: 29. August 2019
ANGEL HAS FALLEN
USA / 2019
Regie: Ric Roman Waugh
Mit: Gerard Butler, Morgan Freeman, Nick Nolte, Jada Pinkett Smith, Danny Huston, Piper Perabo u.a.
Man muss nicht gleich an James Bond (in vielerlei Gestalt) oder an den „Mission Impossible“-Ethan Hunt denken, der als Tom Cruise immer wieder auf die Leinwand kommt, um zu wissen, dass Serienhelden in der Krimiwelt zwischen Buchdeckeln und auf der Leinwand funktionieren. Allerdings hat selten einer bei seinem dritten Anlauf so ausgelaugt ausgesehen wie Gerard Butler als Secret-Service-Präsidentenbeschützer Mike Banning. Waren schon die vorangegangenen Filme „Olympus Has Fallen“ und „London Has Fallen“ reine B-Klasse, so eiert nun der dritte Teil „Angel Has Fallen“ noch ein Stückchen darunter.
Mike Banning hat nun erstens einen anderen Präsidenten: Morgan Freeman, in den vorangegangenen Filmen der Vize, ist nun aufgestiegen. Und möchte Mike zum Chef des Secret Service machen. Der will aber eigentlich gar nicht, fühlt sich krank, und so sieht Gerald Butler auch aus. Während seine Kollegen, beispielsweise der besagte, geradezu gespenstisch jugendliche Tom Cruise, sich bemühen, ein wenig einem Action-Helden gleichzusehen, macht der bullige Schotte Butler mit seinem aufgequollenen Gesicht (so muss man mit 50 nicht aussehen) nicht viel her. (Na, es ist auch schon ein Dutzend Jahre her, dass er in „300“ als König Leonidas so gute Figur machte.) Aber man erklärt den schlechten Zustand des Mike Banning mit seelischer Erkrankung.
Trotzdem ist er dabei, als der Präsident an einem idyllischen See angeln geht. Es kommt, wie es kommen muss (es ist nie gut, wenn ein Kinobesucher die Handlung geradezu vor erzählen kann) – Überfall auf den Präsidenten, der ins Koma fällt, alle Sicherheitsleute tot außer Banning, der sich im Krankenhaus mit Handschellen ans Bett gefesselt findet. Auftritt einer harten FBI-Agentin – Jada Pinkett Smith darf auch wieder einmal auf die Leinwand, sonst sind dort immer nur Gatte Will und ihr Sohn zu sehen. Angesichts ihrer Begabung ist es schade, dass die Rolle kurz bleibt…
Banning wird beschuldigt, hinter dem Anschlag zu stehen, es ist Geld auf einem Offshore-Account, das angeblich ihm gehört, aber der Kinobesucher weiß zweierlei sicher: Natürlich ist unser Held total unschuldig und sauber, und außerdem bekommt man jetzt eine Variante der „Auf der Flucht“-Filme geboten (nie vernünftigerweise fragen, wie die Flucht möglich ist, die geistige Herausforderung von Filmen dieser Art ist beleidigend gering).
Auftritt eines weißhaarigen, unglaublich zotteligen alten Mannes – Nick Nolte in einer Knallcharge stellt sich als des Helden Vater vor, der irgendwo tief in der Wildnis lebt. Die echten Attentäter sind, wie Banning weiß, noch unterwegs, jetzt muss er den Präsidenten aus dem Spital holen und ihn noch einmal retten. Banning weiß übrigens bald, wer dahinter steckt, und wir wissen es fraglos auch…
Bis die Sache, die von Ric Roman Waugh routiniert inszeniert ist, bis zu einem üblichen (und wie üblich triefenden) Ende kommt, wird unendlich viel geballert, ohne dass man immer genau weiß, wer gegen wen und warum und wieso jetzt… aber darauf kommt es ja nicht an.
Gerald Butler hat offenbar erklärt, er wolle es mit der „Trilogie“ der Filme rund um seinen Helden bewenden lassen. Gut so. Das Bedürfnis nach einem Wiedersehen ist gering.
Renate Wagner