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Film: ALTWEIBERSOMMER

So dröge ist’s um die 50?

02.04.2025 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart.  4. April 2025
ALTWEIBERSOMMER
Österreich  /  2025
Drehbuch und Regie; Pia Hierzegger
Mit: Pia Hierzegger, Ursula Strauss, Diana Amft u.a.

So dröge ist’s um die 50?

Dass das Leben für viele Frauen um die 50 nicht lustig ist, möchte Pia Hierzegger in dem von ihr geschriebenen und inszenierten Film „Altweibersommer“ zeigen, wobei sie auf dem schmalen Grat von Realität und Komödienanspruch des Kinos wandert. Von den drei Frauen, um die es geht, hat sie sich selbst als Elli die tragischste Rolle zugeteilt. Sie hat Brustkrebs und Chemo hinter sich, trägt Kopftuch, um die Haarlosigkeit nicht zu zeigen, und weiß nicht, was sie von ihren Überlebenschancen halten soll. Dann kommt noch – solcher Kontakt spielt sich heutzutage per Smartphone ab – die Nachricht, dass ihre sehr junge Tochter schwanger ist, was deren Lebensplanung durcheinander wirft und die Mutter entsprechend erschüttert…

Astrid (Ursula Strauss) hat einen Job, man erfährt nur nicht, welchen, hat einen ziemlich nutzlosen, selbsternannten „Künstler-Ehemann“, den sie ganz gerne los wäre, und Kinder, an die sie keine besonders Bindung zeigt. Dafür ist sie voll im Wokeness-Wahn, verbessert jede „Klima-Krise“-Aussage auf „Klima-Katastrophe“, erlegt sich seltsame Fasten-Rituale auf, trinkt nichts aus Blechdosen, würde igitt! kein Plastik anfassen und derlei Scherzchen mehr. Ein Wunder, dass sie die alte Schrottkiste fährt, mit der die drei Frauen ihren gemeinsamen Urlaub unternehmen, denn die stinkt schon beim Anblick nach Umwelt-Unverträglichkeit…

Die Dritte im Bunde ist Isabella (Diana Amft, vermutlich ins Team geholt, dass auch ein Schauspielername dabei ist, den man in Deutschland verkaufen kann), mehr Möchtegern als Schauspielerin (irgendwann war sie bei einem Freilicht-Sommerspiel dabei), wovon sie lebt, erfährt man nicht, wohl aber, dass sie regelmäßig privaten Kummer mit verheirateten Männern hat.

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Keine fröhliche Riege, die drei, die sich seit Jahrzehnten kennen, einst in einer Wohngemeinschaft lebten und seither jedes Jahr Urlaub miteinander verbringen. So bescheiden, wie es ihre Lebensumstände eben bedingen – auf einem Campingplatz, in einem gemieteten Wohnwagen, Josef Hader taucht in einer Mini-Mini-Nebenrolle auf und trägt ihnen die Handtücher hinein.

So sehr Astrid die anderen auch „aufmischen“ will (was ihr schwer gelingt, abgesehen davon, dass sie den unselbständigen Gatten dauernd am Telefon hat), sie sind eine triste Partie, die drei, und so müde, wie der Film anläuft, bleibt er im Grund auch, selbst wenn sich im Drehbuch der Turning Point ergibt.

Es soll jetzt nicht verraten werden, auf welche Art Astrid plötzlich zu Geld kommt, legal ist es nicht, und eigentlich traut man ihr den Coup auch nicht zu (woke Korrektheit hat offenbar ihre Grenzen), aber sei es wie es sei – Isabella behauptet aus dem Blauen heraus, Elli wolle an den Lido von Venedig (dabei möchte sie dort ihren Lover treffen), die drei brausen los, Luxushotel und – ja was? Eigentlich nichts. Die korrekte Astrid trifft auf einen Schwarzafrikaner (Emmanuel Ajayi), der ihr aus der Patsche hilft, als es um ihr lädiertes Auto geht, und sie in die Bredouille hineinreitet, als die italienische Polizei nicht glauben kann, dass es hier nicht um bezahlten Sex geht…

Wie gesagt, alles noch am Rande des Möglichen, nie komödiantisch umkippend, auch nicht, als Isabella kurz nach dem Sex mit dem Liebhaber ihn plus Gattin und Sohn im Kaffeehaus trifft. Und von Elli ist überhaupt nur Trübes zu berichten.

Man wetzt im Kinosessel, will, dass wirklich was geschieht, weiß, dass es im Leben nicht so ist und die Autorin gewissermaßen korrekt bleiben wollte. Aber was erzählt sie uns dabei? Nicht einmal den Lido und Venedig kann man genießen, vermutlich hätten die Drehgenehmigungen zu viel gekostet, also gibt es nur ein bißchen Meer und ein bißchen, aber nicht wirklich, Hotelluxus.

Um geradeheraus die Wahrheit zu sagen: Die drei Damen sind keine sehr anregende Gesellschaft für eineinhalb Kinostunden… Oder, auf Wienerisch: A fade G’schicht‘. Und sicher kein kritischer Frauenfilm voll tiefer Wahrheiten, wie dergleichen dann verkauft wird.

Renate Wagner

 

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