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Film: ALIEN: ROMULUS

Nostalgie im Weltall

15.08.2024 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart:  15. August 2024 
ALIEN: ROMULUS
USA  /  2024 
Regie: Fede Alvarez
Mit: Cailee Spaeny, David Jonsson, Isabela Merced, Aileen Wu, Archie Renaux, Spike Fearn u.a.

Nostalgie im Weltall

1979 war es eine (verdiente) Sensation, was Regisseur Ridley Scott mit Sigourney Weaver in der Hauptrolle auf die Leinwand brachte. Denn damals war die Idee von „Alien“, den unheimlichen Wesen aus einer fremden Welt, noch neu. Was schnell Kult wurde, fand die obligaten Fortsetzungen, ohne die es Hollywood nicht tut (gelobt sei, was Geld bringt). Im Moment ist man, 45 Jahre später, bei Teil 7 der Serie.

Geht man davon aus, dass ein Durchschnittspublikum nur über die Durchschnittserinnerung verfügt, einmal Teil 1 gesehen zu haben (damals für Ridley Scott von H.R. Giger designed und bis heute sensationell anzusehen) und keinesfalls alle Teile aufzählen kann, schon gar nicht die Regisseure, Besetzungen und jeweiligen stilistischen Eigenheiten, dann steht dieser Film erst einmal für sich selbst. Nur das Wissen wird voraus gesetzt, dass es im Weltall unheimlich zugeht…

Der Disney Konzern, der auch die Alien-Rechte gekauft hat, besetzte den Film in Hinblick auf ein junges Publikum mit wirklich jungen Schauspielern in ihren frühen Zwanzigern, und man wählte mit einer Ausnahme unverbrauchte Gesichter. Aber auch Cailee Spaeny hätte man nicht unbedingt wieder erkannt – ihre überschminkte, künstliche Priscilla Presley hat nichts mit der schlichten Rain zu tun, die hier mit Andy (David Jonsson, PoC) im Mittelpunkt steht: Er ist ein Humanoid (die menschenähnlichen Roboter, die uns von KI sicher bald auch in der Realwelt beschert werden) und hat die beste Rolle im Film, anfangs „beschädigt“, also leicht debil wirkend, später durch irgendwelche Weltraum-Wunder zum Intellektuellen emporwachsend. Weiter im Team sind Isabela Merced, die für ein leichtes Latino-Hautgout sorgt, und Aileen Wu, die Chinesin in der bei Disney immer so korrekten Diversitäts-Mischung. Zwei junge Briten (Archie Renaux und Spike Fearn) bringen es zu wenig Profil.

Gemeinsam ist den jungen Menschen, dass man sie zu Beginn in einer totalitären Zukunftswelt als ausgebeutete Minen-Arbeiter, die ein Sklavenleben ohne Sonnenschein führen, kennenlernt. Tatsächlich geht die Geschichte ruhig an, bis sich Ray und Andy den anderen Vieren anschließen, die schon über eine Art Raumtransporter verfügen, mit dem sie sich auf die Flucht begeben wollen. Sie hoffen, in leeren Raumstationen am Weg in eine bessere Zukunft nötigen Nachschub zu finden.

Aber so geht es im Kino natürlich nicht zu. Die total leere Raumstation namens Romulus entpuppt sich als Horrorort (da hat der Film schon mehr als eine halbe Stunde hinter sich). Hier sind sie, die seltsamen Körperfresser, sprich Alien-Facehugger, schaurige Krebse, die die Menschen anspringen und in ihre Körper eintreten. Von da an bietet der Film das klassische Alien-Grauen pur, und unsere sechs, die nicht alle überleben, stolpern auf ihrer Flucht vor diesem Schicksal von einer Katastrophe in die nächste… Dabei wird in einigen Sequenzen noch Ian Holm aus früheren Filmen ins Geschehen geschmuggelt. Er ist zwar längst tot, aber dergleichen machen die digitalen Künste mühelos.

Federico Álvarez. der aus Uruguay stammende Horrorregisseur, kann das und mehr. Darüber hinaus hat er einen nostalgischen Entschluß gefaßt. Sein „Alien“-Film spielt nur ein paar Jahre nach dem ersten – das heißt, seine Weltraum-Welt ist nicht die heutige, die von Computer-Equipment überlagert wäre, sondern gewissermaßen noch jene des ersten Films, eine Nostalgie-Erscheinung aus altmodischen Bildschirmen und zu drückenden Knöpfen… Dennoch ist die Optik sowohl der Monster wie auch der sonstigen Bilder von bemerkenswerter Ästhetik. Kenner betonen, wie man in Kritiken nachlesen kann, des Regisseurs zahlreiche Zitate aus anderen „Alien“-Folgen. Doch auch, wenn man dies nicht erkennt, würde man sagen, dass der Weltraum-Horror wieder einmal funktioniert. Man muss natürlich Sinn für dergleichen haben.

Renate Wagner

 

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