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Film: AKROPOLIS BONJOUR – MONSIEUR THIERRY MACHT URLAUB

07.03.2023 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 10. März 2023
AKROPOLIS BONJOUR – MONSIEUR THIERRY MACHT URLAUB
On sourit pour la photo / Frankreich  /  2022
Regie. François Uzan
Mit: Jacques Gamblin, Pascale Arbillot, Pablo Pauly, Agnès Hurstel, Ludovik

So wirklich leicht hat es Monsieur Thierry Hamelin (so köstlich wie berührend: Jacques Gamblin), drahtiger Pensionist, nicht. Die Anwältin-Tochter Karine (Agnès Hurstel) hat einen ausländischen Freund (der französische Stand Up Comedien, der sich kurz und bündig Ludovik nennt), den er eigentlich nicht mag. Sein Sohn Antoine (Pablo Pauly) laviert sich mehr schlecht als recht durchs Geschäftsleben, von einem missglückten Start-up zum nächsten. Und als er mit seiner Gattin Claire (Pascale Arbillot) auf ihrem Roller durch Paris brettert, sagt sie ihm, dass die Ehe eigentlich nicht mehr funktioniert und sie sich scheiden lassen möchte – was ihn nach 30 Jahren, die er als durchaus glücklich betrachtet hat, wie ein Blitz trifft.

Ob Monsieur Thierry beim Kinopublikum so beliebt wird wie der weitaus breitere Monsieur Claude, wagt man nicht vorauszusagen, aber diese Komödie, die für Nicht-Franzosen ein Team weitgehend unbekannter Schauspieler auf die Leinwand bringt, hat schon besonderen Charme, durchwirkt von einem kleinen bisschen Trauer, was Tiefgang beisteuert.

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Wir sind Thierry nämlich dabei begegnet, wie er alte Fotos ausgegraben hat – ein Familienausflug nach Griechenland vor 20 Jahren, als die Kinder noch klein und Mama und Papa noch so richtig knackig und unternehmungslustig waren. Jeder Mensch, nicht nur erfahrene Kinobesucher, die wissen, wie Drehbücher laufen, sondern auch Echtmenschen, die wissen, wie das im Leben so ist, könnte ihm sagen, dass er nichts Dümmeres unternehmen kann als den Versuch, den einstigen Urlaub und das einstige Familienglück zu wiederholen. Er versucht es doch.

Die Familie macht eher zähneknirschend mit (der Sohn lässt sich für diesen Ausflug sogar bezahlen, der unerwünschte Schwiegersohn taucht unerwartet auf und erweist sich als menschlich großer Gewinn) – und was in einer Komödie so passiert kann, das passiert auch. Und das ist nun nicht großartig und nicht das filmische Ereignis des Jahres, aber ein doch besonders liebenswerter Film (wenn man das kitschige Ende verzeiht).

Regisseur François Uzan, von dem man noch nicht so viel weiß, hat mit leichter Hand die tragikomische-bittersüße Familiengeschichte erzählt, lächelt über den Nostalgiewahn des Papa, der sogar denselben klapprigen Kleinbus bestellt hat wie 1998, inszeniert rundum ein paar köstliche griechische Typen (peinlich, als der Wirt erzählt, um wie viel besser es ihm seit der Scheidung geht), und lässt nächtliche Exzesse der Jungen (wo man sie dann von der Polizeistation abholen muss) und Missverständnisse der Alten so genüßllich ausspielen, dass man gar nicht merken will, wie klischiert vieles ist.

Und für jene Bedauernswerten im Publikum, für die es nur zu einer Kinokarte und Urlaub im eigenen Balkonien reicht, lässt der Film griechischen Alltag, gewürzt mit ein bisschen Kultur, wirklich reizvoll über die Leinwand flimmern. Man fühlt sich so richtig – dort.

Am Ende weiß Monsieur Thierry, was ihm jeder sagen wird, was aber nicht nur für ihn gar nicht so leicht zu verstehen ist, nämlich dass das Heil nicht in der Vergangenheit, sondern in der Zukunft liegt. Und wenn man bedenkt, wie lieb man diese verrückte Familie in so kurzer Zeit gewonnen hat – man hätte nichts gegen eine Fortsetzung.

Renate Wagner

 

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