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Film: A QUIET PLACE 2

15.06.2021 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 18. Juni 2021
A QUIET PLACE 2
USA / 2020
Drehbuch und Regie: John Krasinski
Mit: Emily Blunt, Cillian Murphy, Millicent Simmonds, Noah Jupe u.a.

Sind die Gegenwart und die Zukunft, wie sie logischerweise auf uns zukommen wird (mit den in jeden Menschen eingebauten Chips zum Beispiel) nicht schlimm genug? Müssen wir uns noch zusätzlichen Horror ausdenken,, was wäre, wenn die Weltraum-Biester doch kommen – und dafür millionenfach ins Kino stürmen? Seltsame Spezies, die Menschen. Aber ein Einspielergebnis von 340 Millionen Dollar an den Kinokassen kann vermutlich nicht irren.

Das erzielte der Regisseur John Krasinski 2018 mit einer Mischung aus Sci-Fi, Horror, Aliens, Überlebenskampf und seiner Gattin im wahren Leben, Emily Blunt, als potente Hauptdarstellerin mit „A Quiet Place“. Das „quiet“ war hier nicht als Vorort-Idylle zu verstehen, sondern als absolute Notwendigkeit: Denn die hässlichen Aliens, die die Welt hier schon heimgesucht haben, sind zwar blind, aber nicht taub. Jedes kleinste Geräusch bringt sie auf die Spur ihrer Opfer, der Menschen. Ein Leben in absolutem Schweigen ist angesagt.

Das begab sich im ersten Film im eigenen Haus und in der Familie, und John Krasinski hat noch den Familienvater gespielt, der sich später für die Seinen geopfert hat (darum ist er im zweiten Teil nur kurz in der Eröffnung dabei, die als Rückblende zeigt, wie die Aliens auf die Erde gekommen sind). Im Lauf der Handlung des ersten Teils verlor die Familie einen Sohn, ein anderer kam zur Welt (wie bekommt man ein Baby dazu, nicht zu schreien, bzw. was konstruiert man, damit seine Schreie nicht hörbar werden?), und wie gesagt, am Ende ist der Vater tot und die Mutter, mit dem Gewehr in der Hand, wild entschlossen, die Familie zu verteidigen. Und das hat, wie gesagt – nicht für jeden begreiflich – hunderte Millionen Dollar eingespielt. Denn so toll ist die Idee der auferlegten Stille ja auch wieder nicht…

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Im zweiten Teil ist man wieder da, Mama Evelyn Abbott (wieder Emily Blunt und eben eine wirklich starke Schauspielerin), die taube Tochter Regan (gespielt von der auch im wahren Leben gehörlosen Millicent Simmonds), der Sohn Marcus (Noah Jupe), der vor allem auf das Baby aufpassen muss. Ohne schützendes Familienoberhaupt scheint es logisch, dass die kleine Truppe weiterzieht, auf der Suche nach anderen Überlebenden, in der Hoffnung, dass man gemeinsam stärker ist.

Die Frage nach Gemeinschaftsgefühl und Hilfsbereitschaft blitzt auf, bekommt aber eine nicht sehr überzeugende Antwort. In einer beängstigenden verlassenen Fabriklagerhalle treffen sie auf Emmett, den sie zwar von früher kennen, der aber gar nicht begeistert davon ist, sein Refugium jetzt mit Mitmenschen teilen zu müssen. Cillian Murphy spielt ihn, und John Krasinski hat als Drehbuchautor versucht, aus der finsteren Undurchdringlichkeit der Figur noch eine menschliche Spannungsebene einzubauen (man kann sich schließlich nicht ununterbrochen nur vor Aliens fürchten, ein bisschen Unsicherheit, ob der andere am Ende ein Bösewicht ist, würzt das Erlebnis).

Beängstigend ist (denn im Zweifelsfall sollte man zusammen bleiben), dass die Familienmitglieder sich trennen. Marcus muss sich mit dem Baby in einem still gelegten Hochofen verstecken, der die schlechte Eigenschaft hat, dass man ihn nur von außen öffnen kann (und geschieht das nicht regelmäßig, dann ist der Sauerstoff weg). Regan wiederum, die ein Hörgerät besitzt, das sich mit den Alien-Geräuschen rückkoppelt und diesen Schmerzen bereitet, zieht tapfer aus, ob sich nicht noch andere Menschen finden, mit denen sie die Monster bekämpfen kann. Kinder und Halbwüchsige in Gefahr, dazu eine Mutter, die sich logischerweise zerreißen ließe, um ihren Nachwuchs zu schützen – damit kommt der Film über die Runden. Was John Krasinski im dritten Teil machen wird, der nun auch schon angekündigt ist, na, dazu muss er sich noch etwas einfallen lassen.

Sein Rezept besteht darin, eine Geschichte, die Science Fiction in Reinkultur ist, nicht als solche, sondern quasi als Realität zu verkaufen – echte Menschen in echten Situationen und echten Katastrophen. So dass man erst recht erleichtert aus dem Kino kommt: Ist ja alles nicht wahr! Haben wir es, Pandemie hin oder her, doch vergleichsweise gut!

Renate Wagner

 

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