Filmstart: 4. Juli 2024
A KILLER ROMANCE
Hit Man / USA / 2024
Drehbuch und Regie: Richard Linklater
Mit: Glen Powell, Adria Arjona u.a.
Eine mörderisch kluge Komödie
Regisseur Richard Linklater gewann vor knapp 30 Jahren eine Art spezifisch österreichischer Popularität, als er 1995 seine romantische Komödie „Before Sunrise“ mit Ethan Hawke und Julie Delpy in Wien spielen ließ. (Die Fortsetzung siedelte er dann in Paris an…) Mittlerweile hat er sich als Independent-Filmer bei einem entsprechenden Publikum einen Ruf erarbeitet, der mehr Kritikerruhm als Kassenerfolge brachte.
Aber es sollte sich herumsprechen, dass „A Killer Romance“ (wieder ein englischer Titel für den deutschen Markt, im Original heißt der Film „Hit Man“) eine ebenso brillante wie intelligente Komödie ist, die Spaß macht und zum Nachdenken anregt und sicher als beste Sommerkost empfohlen werden kann.
Zugrunde liegt der Geschichte des Psychologie-Professors Gary Johnson, der an der Universität von New Orleans mit Verve versucht, gelangweilte Studenten für die menschliche Natur zu interessieren, eine wahre Geschichte, die selbst wie ein Drehbuch anmutet. Es gab tatsächlich einen Professor, der für die Polizei arbeitete und eines Tages für einen verhinderten Kollegen als „Lockvogel“ einsprang. Sich als Profikiller anzubieten, gab die Möglichkeit, Verbrechen zu verhindern und potentielle Auftraggeber aus dem Verkehr zu ziehen. Dafür nahm der originale „Gary Johnson“ so viele Gestalten an, dass man ihn als „Laurence Olivier“ bezeichnete…
In Richard Linklaters Film, der auf vielen Ebenen funktioniert, steht tatsächlich Gary im Mittelpunkt, gespielt von dem 34-jährigen Texaner Glen Powell in seiner ersten Hauptrolle und tatsächlich eine Entdeckung. Man glaubt ihm den klugen Kopf, der in das Spiel der Masken und Verkleidungen (Perücken, Bärte, Hüte, Akzente in ergötzlicher Vielfalt) mit immer größerer Lust einsteigt, anfangs aus wissenschaftlichem Interesse, wer wohl die Auftraggeber von Killern wären, später aus persönlicher Lust an den verschiedenen Rollen. Das ist tief schürfend und trifft unsere Zeit, wo so viele Menschen bekanntlich Vergnügen daran finden, sich hinter erfundenen Figuren im Internet zu verstecken…
Gary fungiert als Ich-Erzähler aus dem Off, behandelt die Sache mit leichter, komödiantischer Hand („Give me the name and the money“, sagt er schließlich zu seinen Kunden, die schnurgerade der Polizei in die Arme laufen), und wie er da agiert („I am in the service business“) ist rabenschwarz und auf niveauvolle Art brillant komisch.
Bis es kommt, wie es kommen muss, und dass er sich in Madison verliebt, erscheint selbstverständlich, denn eine so junge, hübsche, verführerische Latina wie Adria Arjona findet man nicht alle Tage. Sie will halt bloß ihren Mann los werden, und Garys Versuche, das zu verhindern, gehen schief: Eines Tages ist der Ehemann tot und hinterlässt der Gattin eine Million Dollar Versicherungssumme… Und die Polizei weiß nicht, wen sie meher verdächtigen soll, Madison oder vielleicht Gary selbst?
Da wird der Film am Ende doch noch zum Krimi (ohne die entscheidende Wer-war-der-Täter-Frage wirklich zu beantworten), das an sich schon komische Drehbuch schlägt Screwball-Purzelbäume, die nicht unbedingt moralisch sind, und über das Happy End kann man schließlich nur säuerlich lächeln – nachdem man sich knapp zwei Stunden lang hinreißend unterhalten hat.
Denkanstöße, ob der Mensch nicht vielleicht die Freiheit hat, sich selbst die Rolle zu wählen, die er will, kann man mit nach Hause nehmen. Es schadet ja nichts, wenn man ein bißchen gescheiter wird, und Gary hat als Professor einiges Kluge zu sagen…
Renate Wagner