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Film: A E I O U – DAS SCHNELLE ALPHABET DER LIEBE

23.06.2022 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart:  23. Juni 2022 
A E I O U – DAS SCHNELLE ALPHABET DER LIEBE
Drehbuch und Regie: Nicolette Krebitz
Mit: Sophie Rois, Milan Herms, Udo Kier u.a.

Auch wenn es ein Film bis zur Berlinale schafft, ist das nicht unbedingt ein Qualitäts-Kriterium. Man muss schon – aus welchen Gründen auch immer – äußerst wohlwollend programmiert sein, um diesem Film, den die Schauspielerin Nicolette Krebitz geschrieben und inszeniert hat, auch nur einiges abzugewinnen. „A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe“ erzählt die Geschichte von zwei Außenseitern, die sich (no na) finden, und sie tut es so berechnend und dabei so ungeschickt wie möglich.

Die Außenseiterin ist die kaum noch beschäftigte, jenseits ihrer guten Jahre befindliche Schauspielerin Anna, die gerade noch Synchronjobs bekommt. Man kann sich vorstellen, dass Sophie Rois, deren große Zeiten auch vorbei zu sein scheinen, so entzückt war, wieder eine tragende Hauptrolle angeboten zu bekommen, dass sie gar nicht genau hingesehen hat, was sie da spielen soll.

Das löchrige Drehbuch verschafft ihr den Handtaschenraub durch einen Jugendlichen. Dass sie ausgerechnet diesem wieder begegnet, als ein Arzt, der eine Theatergruppe leitet, sich einbildet, gerade sie müsse gerade diesem Halbwüchsigen Sprechunterricht erteilen… nun gut. Sie tut es mit dem Pathos ihrer Profession, immer wieder am Rande der Lächerlichkeit, und der junge Mann namens Adam (Milan Herms) erweist sich als gar nicht so einsam und gestört, wie dargestellt, sondern ziemlich schnell bereit, sich auf die schräge Dame einzulassen. Was da an verquerter Erotik angedeutet wird, überschreitet die Grenze des Peinlichen. Und schließlich hat sie ihm mit ihrem affektierten Sprechunterricht auch absolut keine deutliche Aussprache beigebracht…

Ja, und wenn Anna sich dann ihren Adam schnappt, in den Zug setzt und mit ihm an die Cote d’Azur fährt, gibt es nicht nur ausreichend Sex, sondern auch jede Menge alberner Drehbuchwendungen, die weh tun. Der junge Mann ist nicht nur als Dieb in die Geschichte eingestiegen, er betreibt dieses Handwerk weiterhin, was ihn eigentlich nicht wirklich sympathisch macht, aber seine Gönnerin nicht stört:

Freilich, als er (auch eine unglaubwürdige Wendung, nur eine von zahllosen) ein wertvolles Collier stiehlt und sie damit ins Kasino an den Spieltisch geht und prompt verhaftet wird – da windet sie sich mit der Wendigkeit eines Fisches, scheinbar totale Arglosigkeit ausstrahlend, aus den Fängen der französischen Polizei. Dann noch auf ein Happyend zu wetten, ist dem Zuschauer bei so viel dramaturgischem und inszenatorischem Willen zur Albernheit ein Leichtes…

Wie gesagt, Nicolette Krebitz hat auf die wohlfeile Geschichte zweier „Außenseiter“ gesetzt, weil dergleichen zeitgeistig so gut ankommt. Echte Emotionen, echte Menschen findet man da nicht. Daran, dass es eine dumme Geschichte über dumme Leute geworden ist, kann auch die einst so großartige Sophie Rois nichts retten, die ziemlich farblos bleibt. In einer Nebenrolle spielt Udo Kier einmal nicht einen Bösewicht, sondern einen Seelentröster. Man glaubt ihm mehr als allen anderen (wobei ohnedies nur noch der französische Kommissar – Nicolas Bridet – einigermaßen eine Rolle hat und milder agiert, als man es für einen französischen Polizisten glaubwürdig hält).

Dass man für den Film bei der Berlinale einen Preis erwartet hat, grenzt an Unverstand. Dass er keinen bekam, ehrt das Festival, das andererseits einen Film dieser Art („Wie mache ich eine ‚bedeutsame’ menschliche Komödie, indem ich alle gängigen Klischees zusammen würfle“) eigentlich nicht in Festival-Höhen hätte heben dürfen.

Renate Wagner

 

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