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Film: A BIG BOLD BEAUTIFUL JOURNEY

Kino als Therapiesitzung

02.10.2025 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 3. Oktober 2025
A BIG BOLD BEAUTIFUL JOURNEY
USA  /  2025
Regie: Kogonada
Mit: Colin Farrell, Margot Robbie, Kevin Kline u.a.

 

 

 

 

 

 

Kino als Therapiesitzung

Wenn Menschen in der Mitte ihres Lebens beziehungsunfähig sind, dann liegt das meist an ihrer Vergangenheit, bzw. an den Wunden, die diese geschlagen hat. Dann legt man sich üblicherweise für teures Geld auf die Psychiater-Couch und spürt der eigenen Lebensgeschichte nach.

Im Kino kann man das anders, esoterischer, poetischer (aber auch primitiver) machen. Bei David und Sarah schlägt das Schicksal zu, in Form einer Macht, die nicht weiter erklärt wird. Bloß, dass beide bei einem überaus seltsamen Paar im Büro des Autoverleihs einen Wagen buchen und man ihnen offenbar ein GPS aufzwingt. Und das führt sie auf eine seltsame Reise, auf der sie sich gleich zu Beginn begegnen. (Dass am Ende das Happyend steht, muss nicht bezweifelt werden.)

Durch Türen, die scheinbar völlig unvermittelt in der Landschaft stehen, treten David und Sarah in Räume ihrer Vergangenheit ein. Es geht darin vor allem um seine Enttäuschungen – schon in der Schule musste er sich von dem Mädchen, dem er seine Liebe gestand, abweisen lassen. Natürlich spielt auch die Herkunft eine Rolle – offenbar hat er seine Eltern, die so liebevoll zu ihm waren (und noch sind), nie wirklich verstanden und gewürdigt.

Und bei Sarah, die alle Männer notorisch verlassen muss, um zu verletzen, bevor sie selbst verlassen wird, geht es vor allem um eine Mutter, die alles für sie getan hat, und an deren Sterbebett sie nicht war, weil sie lieber mit mit ihrem Professor im Bett lag…

Was Kogonada. der amerikanische Regisseur mit koreanischen Wurzeln, hier nach einem Drehbuch von Seth Reiss (der den seltsamen Horrorfilm „Das Menu“ geschrieben hat) erzählt, klingt vom Titel her wie eine romantische Komödie, ist aber davon meilenweit entfernt, auch wenn sich das Paar gelegentlich Schlagabtäusche im Katherine Hepburn / Spencer Tracy-Stil liefert.

Tatsächlich handelt es sich um Psychoanalyse aus dem Handbuch. Weil dies so war, ist das so geworden. Und trotzdem werden es die beiden nicht mehr ganz Jungen, die sich während der seltsamen Reise in die Vergangenheit, immer wieder gestritten haben, miteinander versuchen…

Kurz, diese Reise ist weniger „bold und beautiful“ als banal, auch wenn man ein nicht definiertes „Schicksal“ hier im Hintergrund vermuten darf. Da helfen auch Schauspieler wie Colin Farrell und (wie erinnerlich: Barbie!) Margot Robbie, die beide  auf der Leinwand schon einiges geleistet haben, wenig, da die Rollen ihnen einfach nur Routine abverlangen.

Möglicherweise aber schickt der Film manchen Zuschauer auf eine Forschungsreise in die eigene Vergangenheit. Kann nicht schaden.

Renate Wagner

 

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