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Film: 80 PLUS

Die höchste Schule der Schauspielkunst

30.09.2024 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 3.Oktober 2024 
80 PLUS
Österreich  /  2024 
Drehbuch und Regie: Gerhard Ertl, Sabine Hiebler
Mit: Christine Ostermayer, Margarethe Tiesel, Manuel Rubey u.a.

 

Die höchste Schule der Schauspielkunst

Einerseits muss man froh darüber sein, dass das Kino auf die Tatsache reagiert, dass es immer mehr alte Menschen auf dieser Welt gibt. Andererseits geraten Filme über alte Leute (zumal, wenn „späte Liebe“ beschworen wird) oft zum blanken, verlogenen Kitsch. Was zwei große Schauspielerinnen leisten können, um Humor und die Idee von Wahrhaftigkeit nicht in das Klischee kippen zu lassen,, das im Drehbuch immer wieder einzieht – das zeigen Christine Ostermayer und Margarethe Tiesel in einer nicht wirklich wahrscheinlichen, aber herzerwärmenden Komödie von Sabine Hiebler und  Gerhard Ertl.

Natürlich ist vieles wie am Reißbrett konstruiert. Zuerst begegnet man der Toni, einer Unterschichtsfrau, dauernd rauchend und gerne einem Schluck zugetan, die es im Leben sicher nicht leicht gehabt hat, die sich aber mit viel Pfiffigkeit („street smart“ nennt man es auf Englisch) durchs harte Leben bringt. Wenn man auf  der Treppe ausrutscht  und es ist einem Gott behüte nichts passiert – dann kann man es ja simulieren. Dann zahlt die Krankenkasse eine Woche in einem hoch eleganten Reha-Heim, das ist diesem Fall wohl auch ein Nobel-Altersheim ist.

Und hier muss Toni, des Kontrastes wegen, auf eine berühmte alte Schauspielerin treffen, die so elegant und distanziert ist, wie man es sich nur wünschen kann. Aber Toni drängt sich auf, und als die gnädige Frau (sie heißt Helene) jemanden benötigt, der sie mit ihrem Auto nach Zürich fährt und Toni sich anbietet (fahren kann sie ja, nur den Führerschein hat sie nie gemacht, wie Helene viel zu spät erfährt)  – dann sind wir schon im Road Movie, für das sich das Regie-Paar, das auch das Drehbuch schrieb, einiges „Lustige“ einfallen ließ. Dass Toni einen unhöflichen Tankwart damit bestraft, ihm den Einfüllstutzen von der Zapfsäule abzumontieren und wegzuwerfen, findet vielleicht nicht jeder so lustig, aber bitte…

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Und damit auch etwas „Spannung“ ins Geschehen kommt, das trotzdem kein Krimi wird (der Vergleich zu „Thelma und Louise“, der jemandem eingefallen ist, ist sinnlos weit hergeholt), muss Manuel Rubey, einmal nicht als öliger Verführer, sondern als Miesling, der Tante nachreisen, um sie davon abzuhalten, was sie in Zürich eigentlich tun will: Sich der Schweizerischen Sterbehilfe in die Arme zu werfen. Das soll dann das besinnliche Element sein…

Vorher aber wird Helene in Zürich von einer ehemaligen Schülerin (Julia Koschitz) empfangen, die eine Ehrung für sie arrangiert – und da gibt es, viel zu kurz (es müsste dreimal so lang sein) einen Zusammenschnitt von frühen Rollen von Christine Ostermayer, die an wunderbare Momente ihrer exzeptionellen Theaterkunst erinnern, die jeder Theaterfreund bewundert, der sie je gesehen hat…

Dann stellt sich noch rasch heraus, dass Toni auch krank ist, ihr Sohn eilt herbei, und alles wäre vor Rührung nicht auszuhalten und der übliche Kitschfilm…

… wäre da nicht die Grandezza und der souveräne Humor der Christine Ostermayer und, absolut auf Augenhöhe, die herrliche Bodenständigkeit der Margarethe Tiesel, die gemeinsam – miteinander, nie gegen einander – beweisen, dass große Schauspielerinnen über alles hinwegspielen und den Zuschauer, so er empfänglich ist, völlig in Bann schlagen können.

Da geht es dann nicht um Schwächen im Drehbuch, sondern nur um die beiden. Und noch etwas: Altsein wird bewusst, aber nicht lächerlich gemacht und auch nicht über Gebühr dramatisiert. In diesem Sinne ist die Geschichte auch gelungen.

Renate Wagner

 

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