Filmstart: 9. Februar 2017
FIFTY SHADES OF GREY – GEFÄHRLICHE LIEBE
Fifty Shades Darker / USA / 2017
Regie: James Foley
Mit: Dakota Johnson, Jamie Dornan, Kim Basinger, Eric Johnson, Marcia Gay Harden u.a.
Es war schon beim ersten Mal nicht ganz so „schlimm“ wie erwartet – die „Fifty Shades of Grey“, zwischen Buchdeckeln ein berühmt- berüchtigter Soft-Porno aus der Feder von E L James, Autorin von weltweit verkauften drei Bestsellern um ihre unschuldsvolle und doch letztlich unternehmungslustige Heldin Anastasia Steele, genannt „Ana“. Dass die junge Dame einen Milliardär (!) für sich einnimmt, macht sie für ihre jugendlichen Leserinnen zum begehrenswerten Vorbild – und dass dieser schöne, reiche Mann abgründige Gelüste hat… kurz, damit ist der Zeitgeist vollends getroffen.
In Teil 1 (und seiner Verfilmung) wurde Ana (relativ harmlos, wie gesagt, ein Soft-Porno ganz ohne Schrecken) von ihrem Mr. Christian Grey in das Geheimnis seiner Wünsche (hauptsächlich Bondage, sanfte Klapse auf den Hinterteil und unzüchtiges Benehmen in Restaurants) eingeführt, am Ende von Buch und Film waren sie getrennt. Nun erfüllen sich gleich zu Anfang alle Frauenträume: Er ist wieder da, zerknirscht, bittet um Entschuldigung, fleht geradezu um eine zweite Chance, ist zu allen Zugeständnissen bereit… und weil sie ihn ja doch liebt, schmachtet sie: Ja!
Dakota Johnson mit den langen Haaren, der jugendlichen Stirnfransenfrisur und dem fast unschuldsvollen Gesicht kann das sehr gut, und als ihr Held hat Jamie Dornan seit dem vorigen Film ein paar Kanten zugelegt. In einer Szene darf er am Reck und am Bock die Muskeln spielen lassen, dass man so richtig sieht, was er an „Body“ zu bieten hat…
Einerseits geht es um viel Gefühl, der Liebhaber könnte verständnisvoller und zärtlicher nicht sein. Kaum zu glauben, worauf er noch Lust hat. Dabei geht es wirklich nur ein wenig um Sex, mehr als ein paar Softporno-Liebesszenen werden nicht geboten, und das „Rote Zimmer“ des Herrn, das ja eigentlich wie eine Folterkammer ausgestattet ist, erregt keinerlei Ängste. Das soll Sadismus sein? Also, wer das ernsthaft will, soll bei Ulrich Seidl zusehen… Es hat offenbar zu keinerlei härteren Gangart geführt, dass man Sam Taylor-Johnson (Achtung, eine Dame namens Samantha) nach dem ersten Film gegen „House of Cards“-Regisseur James Foley ausgetascht hat. Die ganze Sache bleibt soft, soft, soft.
Immerhin müssen doch ein paar Schwierigkeiten in die Handlung eingefügt werden, sonst wird es gar zu langweilig – da ist Kim Basinger (Oldies unter den Kinobesuchern erinnern sich, dass sie es einst war, die vor 30 Jahren mit „9 ½ Wochen“ den aufregendsten Erotik-Film damals drehte) als Elena Lincoln, die Frau, die Mr. Grey einst in die Liebe eingeführt hat und ihn offenbar immer noch eifersüchtig als ihren Besitz betrachtet, wofür sie sich eine giftig-grimmige Miene zugelegt hat. Und da ist der sehr gut aussehende Eric Johnson (nicht mit der Hauptdarstellerin verwandt) als Jack Hyde, Chef in dem Verlag, in dem Ana arbeitet, und mit aufreizender Selbstverständlichkeit felsenfest überzeugt, dass sie ihm sexuell zur Verfügung stehen muss. Aber man sollte sich nicht mit Frauen einlassen, deren Liebhaber Milliardäre sind – der kauft doch glatt den ganzen Verlag, feuert den Zudringling und macht Ana zur Chefin. So läuft das Leben in den Märchen.
Wenn es dann noch eine Szene gibt, in der Christian Grey samt Co-Pilotin mit einem Hubschrauber abstürzt, kommt man gar nicht dazu, sich richtig zu sorgen, so schnell ist er wieder da und macht Ana einen Heiratsantrag. Die sagt natürlich ja (so schlimm sind die Klapse auf den Po und die paar Fußfesseln offenbar nicht), und am Ende feiert man Verlobung. Freilich, Mrs. Lincoln und Mr. Hyde haben noch ein Hühnchen mit Mr. Grey zu rupfen…
Und so geht man nach einer echten Schmacht- und Schmalz-Story mit einem riesigen Verlobungs-Feuerwerk ins Happy End, und nur die Bösen im Hintergrund verkünden, dass sich in Teil 3 noch irgendetwas tun wird, das vielleicht nicht ausschließlich die Wunsch erfüllende Romantik billiger Frauenromane umsetzt… Man hat diesen Teil übrigens gleich gemeinsam mit diesem Film gedreht, also wird er, kaum ist dieser finanziell abgeschöpft, nicht zu lange auf sich warten lassen.
Renate Wagner