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FERRARA/ Teatro Abbado: CATONE IN UTICA von Antonio Vivaldi

22.03.2023 | Oper international

FERRARA/ Teatro Abbado: CATONE IN UTICA von Antonio Vivaldi

am 19.3.2023

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Foto: Teatro Abbado in Ferrara

Das nach Claudio Abbado benannte Teatro Comunale di Ferrara hat sich einem ehrgeizigen Projekt verschrieben: innerhalb von drei Jahren soll jedes Jahr eine selten gespielte Oper von Antonio Vivaldi aufgeführt werden.

Begonnen hat der Zyklus 2022 mit „Il Farnace“ (wir haben darüber berichtet), mit dem die Stadt Ferrara ja eine besondere Bringschuld verbindet: denn die Weigerung des damaligen Erzbischofs, das Auftragswerk aufführen zu lassen, führte letztlich zu Vivaldis Bankrott, seiner verzweifelten Reise nach Wien und zu seinem einsamen Tod daselbst.

Heuer folgte der zweite Streich mit „Catone in Utica“, den Don Antonio auch vergeblich nach Ferrara zu bringen versucht hat. Leider ist die Quellenlage wie bei den meisten seiner Opern erbärmlich. Bei „Farnace“ fehlte der dritte Akt, und hier ist der erste nicht überliefert.

Die (natürlich viel zu kurzen) überlieferten zwei Stunden gerieten aber wieder zum absoluten Hochgenuss, was nicht besonders überraschte, da die Verwirklichung des Werks dem erfolgreichen Team des letzten Jahres (Federico Maria Sardelli für das Dirigat und Marco Bellussi für die Regie) anvertraut worden war.

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Federico Maria Sardelli. Foto: Michele  Monasti

„Catone in Utica“ ist ein oft vertontes Libretto von Pietro Metastasio. Es behandelt das Schicksal von Cato dem Jüngeren, der sich nach der Niederlage gegen Julius Caesar seiner Gefangennahme durch Freitod entzieht.

Das Ferrareser Theater hat dafür ein großartiges, absolut homogenes und unglaublich virtuoses Ensemble aufgeboten: an vorderster Stelle natürlich Miriam Albano (die als Dominique Meyer-Entdeckung jahrelang an der Wiener Staatsoper gesungen hat) als rachsüchtige und furchterregende Witwe Emilia. Aber auch alle anderen Sänger/innen bewegen sich sicher und spielfreudig auf der Höhe ihrer (enorm schwierigen) Aufgaben: Arianna Venditelli (Cesare), Valeria Girardello (Marzia), Valeria La Grotta (Arbace), Chiara Brunello (Fulvio) und Valentino Buzza (Catone).

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Valeria Girardello. Foto: Simone Scartazi

Über die Bravur von Maestro Sardelii (der ja nicht umsonst Herausgeber der Vivaldi-Edition ist), braucht man ja nicht mehr viel Worte verlieren), ebensowenig wie über die Intelligenz und die Eleganz von Maestro Bellussi.

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 Miriam Albano.  Foto: Teatro Abbado in Ferrara

 

So bleiben die einzigen Wermutstropfen dieser außergewöhnlichen und außergewöhnlich gelungenen Produktion nur das Fehlen des ersten Aktes und die bedauerliche Tatsache, dass bis jetzt kein anderes Theater diesen Catone übernommen hat.

Dafür freuen wir uns jetzt schon umso mehr auf den dritten Streich im nächsten Jahr: Vivaldis unbestrittenes Meisterwerk „Orlando Furioso“…

Robert Quitta, Ferrara

 

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