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Eva Gründel: MÖRDERWETTER

21.04.2014 | buch

BuchCover Gruendel, Moerderwetter

Eva Gründel:
MÖRDERWETTER
Ein England-Krimi
350 Seiten, HAYMON Taschenbuch, 2014

Wer gerne österreichische Krimis liest, kennt Elena Martell, ist ihr sogar schon dreimal begegnet – in Sizilien, in Neapel, in Libyen. Damals noch in Hardcover und in einem anderen Verlag. Aber Krimis sind ohnedies am besten im Taschenbuch aufgehoben – da wird keine Straßenbahnfahrt zu lang.

Elena Martell ist also wieder da, und weil Schauplatzwechsel eine gute Sache ist, fährt sie diesmal nach England – und der Titel „Mörderwetter“ bezieht sich durchaus auch auf den Regen, wenn man auf den Mord natürlich auch nicht lange warten muss. Mit dabei auf der Tour durch englische Gärten und Parks sind alte Bekannte aus den früheren Büchern – ihre energische Mutter, ihre alte, aber sehr „junge“ Lehrerin Adele Bernhardt, deren Gefährte Ludwig, und auch Elenas Liebhaber, der sizilianische Polizist Giorgio Valentino ist dabei, wenn auch gewissermaßen auf paralleler Mission bei einem Kongress in London.

Aber bei dieser Reise, die Elena ausnahmsweise nicht leitet (die Autorin ist selbst Reiseleiterin und weiß viel aus ihrem Milieu zu berichten), treffen alle bei einer fürstlichen Leiche zusammen: Roger Deverell, der Earl of Wharvedale, ist in seinem Irrgarten so unglücklich gestürzt, dass er zu Tode kam – und irgendwie hat da jemand wohl nachgeholfen. Fragt sich nur, wer und wie, und wie es sich gehört, gibt es eine Menge Verdächtiger.

Die Autorin hat schön recherchiert, ist Fachfrau für englische Gärten, für Londoner Adressen und Tube-Verbindungen und malt genüsslich das Milieu. Sie nimmt sich für die Lösung des Rätsels Zeit, da wird alles gemütlich und ausführlich erzählt und geschildert, so dass die echte Krimi-Spannung ein wenig kurz kommt. Aber die ganzen Psychogramme sämtlicher Verdächtiger oder auch nur Beteiligter am Geschehen sind ein wirklich schön geschriebenes Lesevergnügen. Schade nur, dass etwa eine Figur wie der sympathische Butler mit den österreichischen Wurzeln von der Handlung her dann sogar in der Luft hängt. Und der Täter / die Täterin am Ende keine besondere Überraschung darstellt.

Dafür ist alles logisch ineinander gefügt und kaum etwas billig spekuliert – außer vielleicht der nicht wirklich glaubhafte Mordanschlag auf die alte Dame Adele, woraufhin allerdings ein fescher ungarischer Arzt ins Geschehen kommt. Und unsere Elena, die hier als Heldin fast ein wenig an den Rand gedrückt scheint, ist ja flirtfreudig wie eh und je – sehr zum Kummer ihres Sizilianers…

Die Welt ist groß, an Schauplätzen wird es nie mangeln. Mal sehen, in welchem Eck man Elena und natürlich Giorgio wieder begegnet.

Renate Wagner

 

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