Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Esbjerg/ Den Ny Opera: DAS RHEINGOLD

Göttliches Spektakel in "Danreuth" - Orchestergraben nach Bayreuther Vorbild

26.08.2019 | Oper

Die dänische Hafenstadt an der Nordsee gilt nicht unbedingt als Hotspot der Opernszene. Insbesondere Wagnerianer sollten sich diesen Ort aber unbedingt mal genauer ansehen. Was 2017 mit der WALKÜRE startete, wurde in diesem Jahr mit dem RHEINGOLD fortgesetzt. SIEGFRIED folgt 2021, GÖTTERDÄMMERUNG 2023. Ein weiteres Jahr später soll es dann den kompletten Ring-Zyklus geben.

Im 1997 fertiggestellten Musikhuset mit seinen 850 Sitzplätzen spielte sich großartiges ab. Wer auf Chemie-Labore, Ratten, NS-Propaganda und Maschinengewehre in der szenischen Darstellung klassischer Opern verzichten kann, kam hier voll auf seine Kosten. Die stehenden Ovationen am Ende der Vorstellung bewiesen, dass der Geschmack des Publikums getroffen wurde und nicht zuletzt die Tatsache, dass bei herrlichstem Strandwetter jeder der Plätze besetzt war, zeugt vom ungeheuren Zuspruch.

Die Rheintöchter (Hanna Husáhr, Johanne Højlund, Trine Bastrup Møller)

Schon beim Vorspiel tauchte man mitten in die Klang-Wogen des dynamisch und konzentriert aufspielenden aus Sonderburg ausgeliehenen Sønderjyllands Symfonieorkester ein. Eine selten erlebte akustische Transparenz machte Lust auf mehr. Im ersten Moment fürchtete ich, dass die Sänger es eventuell schwer haben könnten, gegen das Orchester anzukommen. Dies war mitnichten der Fall. Beim rein skandinavischen Ensemble gab es keinen Ausfall zu beklagen sondern vielmehr eine formidable und ausgewogene Ensembleleistung zu erleben. Der Orchestergraben wurde vor Beginn dieses Ring-Projekts grundlegend umgestaltet und dem im Bayreuther Festspielhaus nachempfunden. Ein Kunstgriff, der offenbar gelungen ist!

Jens Søndergaard als formidabler Wotan und Randi Stene (Fricka)

Allen voran bot Jens Søndergaard eine hervorragende Interpretation des Wotan. Kraftvoll strömte sein für dieses Haus mächtiger Bariton bei sehr guter Textverständlichkeit und sehr guten schauspielerischen Leistungen. Seine Interpretation allein wäre schon die Reise wert gewesen. Luxuriös besetzt war Lars Møller als Donner und vor allem Magnus Vigilius als Froh, der hier schon Siegmund sang, andernorts als Lohengrin gefeiert wurde und 2020 bei den Bayreuther Festspielen debütieren wird, machte neugierig auf weitere Begegnungen. Als Rheintöchter-Terzett gefielen Hanna Husáhr (Woglinde), Trine Bastrup Møller (Wellgunde) und Johanne Højlund (Flosshilde und ebenfalls Erda). Loge wurde rollendeckend von Niklas Björling Rygert gegeben. Jesper Buhl meisterte die Partie des Alberich stimmlich gut und ist rein optisch eine Idealbesetzung. Die beiden Riesen Fasolt und Fafner wurden von Morten Staugaard und Jesper Brun-Jensen interpretiert und insbesondere Staugaard beindruckte durch seinen profunden Bass und die schauspielerische Leistung. Randi Stene als Fricka und Elsebeth Dreisig als Freija, sowie Jakob Næslund Madsen als Mime komplettierten ohne Abstriche das Ensemble.

Jesper Buhl (Alberich) mit Hanna Husahr, Trine Bastrup Møller, Johanne Højlund (Rheintöchter)

Der Regisseur Kasper Wilton verstand es, mit Hilfe des klassischen Theaterbaukastens faszinierende Szenen zu gestalten. Dazu sind bei ihm Gestik und Mimik der Sängerdarsteller gefragt. Nie steht ein Solist wie bestellt und nicht abgeholt an der Rampe, sondern jede Handlung wird den Zuschauern wie im natürlichen Fluss serviert. Bühnenbild und Kostüme von Marie ì Dali setzen ganz auf naturalistischen Fantasy-Zauber und könnten auch für einen erfolgreichen Hollywood-Film dienen. Pyrotechnische Elemente, Nebel und faszinierende Lichteffekte (z.B. als gegen Ende ein sich ausbreitender regenbogenfarbener Lichtstrahl die Bühne umhüllt) von Michael Breiner machen Lust auf mehr. Das Regieteam setzte Wagners Werk mit heutigen technischen Mitteln optimal in Szene. Man hatte sogar den Mut, einen Drachen als Bewacher des Rheingolds auf die Bühne zu stellen und vermied es wie selbstverständlich in auch nur einer einzigen Szene peinlich oder unzeitgemäß zu wirken.

Zum Abschluss ganz großes Lob an Lars Ole Mathiasen, der die musikalische Leitung dieses Ereignisses übernommen hatte und nicht zuletzt dank der hervorragenden Akustik des Hauses einen persönlichen Triumph feiern durfte.

Marc Rohde

 

Diese Seite drucken