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ES

24.09.2017 | FILM/TV, KRITIKEN

FimPoster  ES~1

Filmstart: 29. September 2017
Es
It / USA / 2017
Regie: Andres Muschietti
Mit: Jaeden Lieberher, Bill Skarsgård, Sophia Lillis, Jeremy Ray Taylor u.a.

Wenn ein an sich simpler Horrorfilm so über die Maßen erfolgreich ist wie dieser, stellt sich die logische Frage: Warum? Der Name Stephen King, so glanzvoll er auch ist, kann es allein nicht sein, auch wenn man auf einen dickleibigen Buchklassiker zurückblickt und auf eine offenbar unvergessliche Fernsehverfilmung (für jene, die sie gesehen haben). Es ist wohl die wirklich geschickte Vermengung von scheinbarer Normalität und Ängsten, die in den Einzelnen schlummern, gezeigt an einer Handvoll Kindern, die man in diesem mit zweieinviertel Stunden überlangen Film erlebt, in dem Regisseur Andres Muschietti die verschiedenen Welten perfekt ausbalanciert…

Man ist in Derry, einer hübschen amerikanischen Ostküsten-Kleinstadt mit viel Natur rundum. Es beginnt mit einem entzückenden Jungen, Georgie, der im Regen ein Papierschiffchen ins Wasser setzt, das die Straße hinunterfließt. Als das Spielzeug in einen Gully hineinsprudelt und Georgie hineinblickt, sieht ihm ein weißgesichtiger Clown entgegen, den er gar nicht mit Schrecken, sondern Interesse betrachtet. Ja, und dann… dann sieht man mit Entsetzen, wie das Kind in dem Gully verschwindet. Nur einer von vielen, die nach und nach in Derry vermisst werden. „Es“, genannt „Pennywise the Dancing Clown“ (in der Maske steckt mit erschreckendem Ausdruck Bill Skarsgård), schlägt immer wieder zu.

Es  nur ClownEs Clown Zähne

Ein paar Monate später findet man sich in Derry im Kreis von Georgies wenig älterem Bruder Bill (Jaeden Lieberher) wieder, der das Verschwinden des Jüngeren nicht verkraften kann. Während in der Schule die großen, größeren Jungs dominieren (Henry Bowers führt diese brutale Gang), scharen sich um den stotternden Bill die anderen Kleineren und Schwächeren, die Opfer, die sich selbst „Klub der Verlierer“ („The Losers Club“) nennen. Dazu gehört Ben (Jeremy Ray Taylor), der als Dickerchen charakteristisches Mobbing-Ziel ist, der gerne in der Bibliothek sitzt und recherchiert: In alten Fotos von Derry findet er bei genauem Hinsehen Horrorgesichter, und es ist die Stärke dieser Kids, das sie beschließen, sich dem Problem aktiv zu stellen – auch wenn jeder von ihnen von ganz eigenen, grausigen Visionen heimgesucht wird.

Als einziges Mädchen gehört später „Bev“ Marsh zu den Buben (die 15jährige Sophia Lillis hat etwas „Strahlendes“). Bei allen erfährt man zumindest andeutungsweise etwas über die häusliche Situation, ob der Sohn des Rabbi unter Lehr-Druck steht und andere Gefahr laufen, von sexuellem Missbrauch bedroht zu sein. Und rätselhafte rote Luftballons tanzen durch das Geschehen.

Im Grunde hantelt sich der Film von einem Entsetzen zum anderen, wobei Blutströme spritzen, die charakteristischen Schauplätze – alte Villen oder Wasserkanäle – Gänsehaut erzeugen, vor allem, wenn man nicht sicher sein kann, wann der Clown plötzlich wieder auftaucht und spitze Zähne fletscht wie ein Alien-Monster… Plötzlich tanzen auch in einer Unterwelt die ganz bekannten Kino-Schreckgestalten, und es ist natürlich besonders schockierend, wenn der tote Georgie plötzlich auftaucht und die lebenden Kinder von „Es“ attackiert werden.

Also harmoniesüchtiger Normalmensch fragt man sich manchmal, was ein breites Publikum an so viel Grauen faszinieren kann. Vor allem, weil man am Ende ja nicht weiß, was „Es“ wirklich war. Immerhin, eins steht fest – zweieinviertel seltsam fesselnde Kinostunden waren es jedenfalls. Es ist übrigens der erste Film zum Thema – im zweiten soll man den überlebenden Kindern als Erwachsenen begegnen.

Renate Wagner

 

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