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ERL/ Festspiele: DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG

13.07.2015 | Oper

Tiroler Festspiele Erl: Die Meistersinger  von Nürnberg am 11.7.2015

Unbenannt
Foto: Tiroler Festspiele Erl

Gustav Kuhn gelingt es mit seinen Mitstreitern, eine festspielwuerdige Meistersinger-Auffuehrung im Passsionspielhaus von Erl zu creieren. Aeusserst solide in der musikalischen Aufbereitung – ein grosßer Orchester- und Chorapparat aus den Akademien der Festspiele steht zur Verfuegung – , kann aber auch auch die Regie von Gustav Kuhn in Personalunion manche Akzente setzen. Schon das sehr getragen aber duftig ausmusizierte Vorspiel des hinter dem Buehnenpodium plazierten Orchesters kann eine bestmoegliche Einstimmung auf die folgenden Ereignisse Vorabend der Johannisnacht, 2.Aufzug Johannisnacht und im Schlussakt Johannisfest, erzielen. Daran schliesst sich der „Kirchenchor“ nahtlos an, und es wird darin schon mal in der Strophenform in einem machtvollen Buergergesang auf die christliche Bewandnis des Johannisfestes verwiesen. 

Alle sind in unterschiedlich bunte Rokokokostueme gekleidet, die Maenner z.T auch in kurze Pagenhosen. Auch Stolzing erscheint zuerst in einem derartigem Kostuem (Lenka Radecky), sogar mit Halskrause, das er aber nach dem „Gottesdienst“ ablegt, und ein heutig buergerlicher  Anzug kommt darunter zum Vorschein. Auch Eva traegt unter ihrer Robe ein blaugepunktetes buergerliches Kleid. Es scheint die sich sich durchziehende Intention der Regie Kuhns, durch das extreme Changieren der Kostueme, besonders auch spaeter im ganzen Chor auf der Festwiese, wo dies in eine Art Befreiung, in eine buergerlich offene Zukunft wirken soll, indem auch der Meistergesang aus seinen extremen Fesseln von Stolzing und Sachs befreit worden ist. Die Spielflaeche von Jaafar Chalabi ist fast rechteckig und wirkt wie laubgesaegt, links steht nur eine eine kleine Holzbarriere, hinter der sich der Merker bei seinem Amt verbergen kann, sonst kleine gezackte Podestchen als Sitzgelegenheiten, fuer die Meister mit Polster, die aber auch uebereinandergestelt werden koennen. Ein Pognerhaus gibt es nicht, Magdalena verbirgt sich waehrend Beckmessers Staendchen anscheinend hinter den Orgelpfeifen der Passionsorgel rechts, Eva und Poger sind hinter der Spielflaeche halb sichtbar. Beckmesser hat dazu seine Lautenbegleitung selbst migebracht, und  Sachs kontert darauf mit einer Perkussionistin, die auf einer Ruehrtrommel Beckmessers „Fehler“ beim Staendchen auf Sachsens Vorgabe hin vermerkt, der dabei auch garnicht schustert. 

 Gustav Kuhn wirkt vor dem Orchester fast wie mit seinem Klangkoerper verwachsen,indem es seine gestischen Intentionen ganz intuitiv klanglich verarbeitet. Es ergibt sich ein immer animiertes Spiel, und auch die Begleitungen von Flieder- und Wahnmonolog geraten auf ganz hohem Level. Endlich das Schlussensemble kann Kuhn noch einmal auf letzte packende Hoehen fuehren. 

 Alle Meistersinger singen schoenstimmig, ensemblebewusst und spielfreudig. Den Nachwaechter gestaltet in praegnanter Praesenz Adam Horvath. Einen drahtigen Fritz Kothner stellt Michael Mrosek. Anna Lucia Nardi kommt eher muetterlich Eva und David gegenueber herueber und hat einen sehr sanglichen Mezzo zu Verfuegung. Der David glaenzt in Gestalt von Iurie Ciobanu mit Luxustenor und haelt sich auf der Festspielwiese nochmal mit einem Tanzmaedel schadlos. Der Beckmesser des James Roser ist auch ganz tenoral angelegt. Nach seinem Missgeschick bei seiner Gesangswerbung wird er von  Choristen von der Festwiese weggetragen. Giovanni Battista Parodi kann sehr distinguiert seinen Vorschlag vorbringen, ihm fehlt aber der samtige Pogner-Bariton. Nicht nur mit einer tollen Sopranstimme ist die Eva der Joo-Anne Bitter ausgestattet. Ferdinand von Bothmer hat im 1.Akt seine Hoehen noch nicht ganz unter Kontolle, kann dann aber auch richtig loslegen, wobei ihn nebst Aussehen schoenes Tenor-Material unterstuetzt.Trotzdem muss ihm die ganze Zeit der Sachs Michael Kupfer-Radecky ein Konkurrent um Eva verbleiben, da Michael Kupfer-Radecky mit jugendlich gutem Aussehen punkten kann, und dazu einen Bariton in die Waagschale wirft , der sich in allen allen Lagen mit Supertimbre gewaschen hat, 

Da vergeht selbst die etwas ominoese Schlussansprache wie im Flug.                                                              

Friedeon Rosen     

        

 

 

 

 

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