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ERFURT: MACBETH – Zwischen Adelsprunk und Wasserbett. Premiere

25.04.2016 | Oper

Theater Erfurt/ Premiere am 24.04.2016/MACBETH – Oper von Giuseppe Verdi

 Zwischen Adelsprunk und Wasserbett / Verdis Oper „Macbeth“ in vier Zeitebenen

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Juri Batukov als Macbeth und Stéphanie Müther als Lady Macbeth. Copyright: Theater Erfurt

 „Macbeth“ das Synonym für Machtgier und für das sprichwörtliche über Leichen gehen. Mit dieser Verdi-Premiere fesselte das Erfurter Theater sein Publikum. Pamela Recinella wollte eine „Opera fantastica“ auf die Bühne bringen und ihre Inszenierung konnte viel Phantasievolles bieten. Angelegt war ihr Konzept auf vier sehr verschieden Zeitebenen: die Shakespeare-Zeit und die Epoche der Aufklärung, die Phase zwischen den Weltkriegen und unsere heutige Zeit. Nicht alles an dieser Zeitreise erschließt sich sofort und logisch. So kann man sich schon fragen, warum Lady Macbeth und ihr Gemahl sich in einem Plantsch-Bett unterhalten, denn wer hält sich schon gern in voller Kleidung im Wasser auf und steht danach durchnässt auf der Bühne. Bei Sängern droht zudem Erkältungsgefahr. Einen starken Eindruck hinterlässt Macbeth aber als er seine blutigen Arme in eben diesem Bett wäscht. Das wäre allerdings mit einem Waschbecken genau so eindrucksvoll gewesen. Regisseurin Pamela Recinella arbeitet mit vielen Spiegel Effekten. Als Lady Macbeth über ihren Machtwillen sinniert, strahlt ein Scheinwerfer grell ins Publikum. Dieses Bild vom Publikum kann man dann auf der Bühne im Spiegel sehen, direkt hinter der machtlüsternen Lady Macbeth. So werden Assoziationen geschaffen.

Die Bühnentechnik macht viele Ortswechsel möglich und lässt auch verschiedene Szenenaussagen überblenden.

Bildreich werden die Entwicklungen des Macht-Duos Macbeth gestaltet. Bei Macbeth zieht sich diese Entwicklung vom Machtgewinnenden in prunkender Adelskleidung über den vielleicht noch einmal Kind-Sein-Wollenden bis zum restlos Ernüchterten, der in einfachem Anzug auf dem Friedhof zwischen Kerzen sitzt.

Das Bühnenbild hat Hartmut Schörghofer entwickelt. Der Österreicher arbeitet dabei mit Hank Irwin Kittel zusammen, von dem die Kostüme kommen. Facettenreich und detail-interessant wirken ihre Entwürfe.

In den Hauptrollen kann man Juri Batukov in der Titelrolle und Stéphanie Müther als Lady Macbeth erleben. Juri Batukov verkörpert diesen machtwilligen, aber auch von den Prophezeiungen hin- und hergerissenen, ausgezeichnet. Es gehört auch zum Regiekonzept, dass man seine Sprechstimme mit Monologen seines Nachdenkens aus dem Lautsprecher hört, ebenso wie Stéphanie Müthers als Lady Macbeth.

Beide singen intensiv, ganz in ihren Rollen aufgehend. Stéphanie Müther ist dabei, wie von Verdi vorgesehen, nicht nur eine Unterstützerin, sondern auch eine Mittäterin ihres Mannes. Beide verstehen es auch gesanglich die hässlichen Seiten des Machergreifens zu präsentieren. Sehr facettenreich sind ihre Entwicklungen im Spiel wie im Gesang. Beide beherrschen ihre Partien überzeugend bis auf ganz kleine Schnitzer.

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Vazgen Ghazaryan (Banquo). Copyright: Theater Erfurt

Vazgen Ghazaryan als Banquo singt wieder mal einen wunderbaren Bass, mit einem tiefen, luziden Klangspektrum. Als Bass ist er ein Ohrenschmaus. Katja Bildt als Kammerfrau von Lady Macbeth zeigt mit ihrem Mezzosopran gewohnte Qualität. Die Rolle des Macduff sang Thomas Paul (ehemals Wiener Volksoper), als Malcolm konnte man an diesem Abend Richard Carlucci (vom Chor des Hauses) als guten Spieler erleben. Mit Gregor Loebel als Arzt erlebt man einen zweiten guten Bass. Heiko Mauchel singt den Diener von Macbeth und Dmitriy Ryabchikov spielt und singt ganz eindrucksvoll einen Mörder. Beide sind noch relativ frisch im Ensemble, haben aber längst das Publikum für sich eingenommen.

Die Musikalische Leitung führt Joana Mallwitz. Energisch dirigiert sie die dramatischen Entwicklungen, immer bedacht die Sänger zu unterstützen. Zu Beginn wirkt dieses Zusammenspiel noch manchmal etwas unpräzis, aber im Verlauf der Aufführung entwickelt sie eine vollkommene Symbiose zwischen Orchester und Sängern. Ausgezeichnet gelingen ihr die dramatischen Steigerungen. In guter Qualität singt auch der Chor in der Einstudierung von Andreas Ketelhut.

Bis auf das diskussionswürdige Wasser-Plantsch-Bett hat Regisseurin Pamela Recinella eine Inszenierung geschaffen, die diese Oper mit interessanten und spannenden Sichtweisen präsentiert. Dafür gab es viel Applaus und natürlich galten viele Jubelrufe den Hauptdarstellern: Juri Batukov als Macbeth und Stéphanie Müther als Lady Macbeth.

Eine Inszenierung, die zum Mitdenken und Nachfühlen einlädt, warum nicht!

Larissa Gawritschenko und Thomas Janda

 

 

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