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FRANKFURT/ Engelsburg: HOW TO DATE A FEMINIST

ein neues Theater für Frankfurt

25.04.2025 | Theater

Frankfurt am Main/ Theater in der Engelsburg
HOW TO DATE A FEMINIST
Komödie von Samantha Ellis
Besuchte Aufführung am 24.4.2025

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Die Protagonisten beim Schlussapplaus (Foto: Marc Rohde)

 

Erst zwei Jahre ist es her, dass das Frankfurter Fritz Remond Theater im Zoo nach 76 Jahren für immer seine Türen schloss. Nicht zuletzt aus nostalgischen Gründen habe ich dort die letzte aufgeführte Produktion ‚Dinge, die ich sicher weiß‘ mit wehmütigem Herzen besucht.

Nun haben sich ehemalige Mitarbeiter des Remond Theaters zusammengeschlossen und im einwohnerreichen, aber mit Theatern nicht gerade gesegneten Frankfurter Westen, genauer gesagt im Stadtteil Sindlingen, eine neue Spielstätte eröffnet.

Dabei wurde ein im Stile des Brutalismus Anfang der 1960er-Jahre errichtetes Veranstaltungszentrum wiederbelebt und vor wenigen Tagen mit der Premiere der Komödie ‚How to Date a Feminist‘ als Theater eingeweiht.

Allein die Architektur ist sehenswert, wenn es auch an plüschiger Theatergemütlichkeit erheblich mangelt. Auch die Publikumsströme dürfen gerne noch wachsen, denn hier wird richtig gutes Theater präsentiert und die scheinbare Randlage ist, da sie in unmittelbarer Nähe zur S-Bahnstation liegt, in wenigen Minuten aus der Innenstadt zu erreichen. Aber auch Mainz und Wiesbaden sind nicht weit, sodass das Potenzial immens erscheint und der 470 Menschen fassende Zuschauerraum gerne an seine Belastungsgrenze kommen darf.

 

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Der neue alte Theatersaal in Frankfurt Sindlingen (Foto: Marc Rohde) 

‚How to Date a Feminist’ von Samantha Ellis ist eine romantische Komödie, die auf humorvolle und zugleich pointierte Weise mit Geschlechterrollen, Feminismus und modernen Beziehungsdynamiken spielt.

Im Zentrum steht das Paar Kate und Steve. Kate ist eine selbstbewusste, toughe Frau mit einer rebellischen Ader, während Steve ein überzeugter, sensibler Feminist ist – einer, der sich bemüht, jede patriarchale Struktur zu hinterfragen, sogar im Schlafzimmer. Die Gegensätzlichkeit der beiden erzeugt eine explosive Dynamik: Während Steve bemüht ist, alle Machtverhältnisse in der Beziehung gleichzustellen, sehnt sich Kate nach Romantik à la Hollywood – mit Drama, Leidenschaft und klaren Rollen.

Die Handlung entfaltet sich vor dem Hintergrund ihrer Hochzeitsvorbereitungen, die schnell zum Prüfstein ihrer Überzeugungen und Gefühle werden. Dabei gibt es zahlreiche Rückblenden, bissige Dialoge, schräge Nebenfiguren und eine permanente Reflexion über Liebe, Rollenbilder und Ideologie.

Das Theaterstück ist für eine Schauspielerin und einen Schauspieler konzipiert. Diese übernehmen sämtliche Rollen – insgesamt sechs Charaktere – in schnellen Wechseln, was dem Stück eine besondere Dynamik und Komik verleiht. Gleichwohl will die Zeit bis zur Pause nach etwa 80 Minuten nicht wirklich verfliegen und einige Dialoge wirken oberflächlich.

Die Inszenierung von Jan Käfer bietet über weite Strecken ein temporeiches und pointiertes Theatererlebnis in einem aus wenigen Stellwänden bestehenden Bühnenbild und werkgerechten, teils recht aufwändigen Kostümen von Pia Oertel.

Auf der Bühne brillieren Theaterleiter Steffen Happel und die dem breiten Publikum aus zahlreichen TV-Produktionen bekannte Elinor Eidt. Ihr gelingt es noch besser, die unterschiedlichen von ihr verkörperten Charaktere darstellerisch voneinander abzugrenzen als ihrem Kollegen, aber beide zaubern ein Schauspielerlebnis allererster Güte in dieses nun ‚Engelsburg’ genannte Theater.

Möge das gerade zart aufkeimende Kulturpflänzchen zu einer wahren Kulturoase im Frankfurter Westen heranwachsen. Ich drücke die Daumen und hoffe, dass auch die Stadt Frankfurt das Engagement zu schätzen weiß und sich entsprechend einbringen wird.

Weitere Informationen: www.engelsburg-theater.de

Marc Rohde

 

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