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Engelbert Humperdinck: HÄNSEL UND GRETEL – PENTATONE 2 CDs. Mitschnitt einer konzertanten Aufführung in der Berliner Philharmonie unter Marek Janowski

16.11.2017 | cd

0827949060564

Engelbert Humperdinck: HÄNSEL UND GRETEL – PENTATONE 2 CDs

Mitschnitt einer konzertanten Aufführung in der Philharmonie unter Marek Janowski mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin vom 23.12.2016

 

Verlockender musikalischer Lebkuchen als würdiger Abschied für den langjährigen Chefdirigenten Marek Janowski nach 13 Jahren an der Spitze des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. Exakt 123 Jahre nach der Uraufführung von Humperdincks Wunderwerk durch die Staatskapelle Weimar unter Richard Strauss bewies Janowski noch einmal, wie sehr ihm die deutsche romantische Oper generell und nicht zuletzt deren märchenhafteste Partitur, „Hänsel und Gretel“, in die künstlerische Wiege gelegt worden zu sein scheint.

 

Ob die prächtige Ouvertüre, Volksliedhaftes, chromatisches Waldweben, Abendsegen oder grotesk menschenfresserisches Treiben der Hexe, Janowski kann seinem Sinfonieorchester genau die richtige Dosis an feenhaftem Wohllaut bzw. dramatisch-deklamatorischer Wucht entlocken. Himmlische Piani in den Streichern und heroisches Blech versüßen den akustischen Verzehr dieses Albums ebenso wie klare polyphone Durchhörbarkeit und schwungvolle Reisbrei-Tollerei.

 

Die Besetzung ist vor allem in den lyrischen Partien völlig überzeugend. Katrin Wundsam als Händel und Alexandra Steiner als Gretel verströmen kindischen Übermut, Ängstlichkeit elementaren Kräften gegenüber und klugen Mut gleichermaßen in verblüffender vokaler Harmonie. Deren Eltern Peter, der Besenbinder und Gertrud, die Wagnerröhren Albert Dohmen und Ricarda Merbeth, outrieren kompensatorisch in hochdramatischer Manier ihr gefährliches erzieherisches Versagen. Von Alexandra Hutton als Taumännchen und Nora Lentner als Sandmännchen ist duftig Balsamisches zu hören. Auf den Spuren von Karl Dönch oder Wolfgang Ablinger-Sperrhacke schlüpft Christian Elsner in die Rolle der bösen Knusperhexe. Überartikulierend bis an die Grenze der Karikatur vermag Elsner so aber dem markanten Charakter der Figur ein scharfes vokales Profil zu verleihen. Der Kinderchor der Staatsoper Unter den Linden (Einstudierung Vinzenz Weissenburger) vervollständigt glänzend diesen gelungenen und willkommenen sängerischen Gruß an Weihnachten.

 

Eine CD für Kinder und Erwachsene gleichermaßen geeignet. Garantiert gleichermaßen betörend wie Vanillekipferl direkt aus dem Backrohr.

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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