Neue CD einer Opernsängerin (Preiser Records)
Vor kurzem kam eine hörenswerte neue CD mit dem Titel „Dream with me“ auf den Markt. Diese Aufnahme von 19 Liedern in acht verschiedenen Sprachen ist dem Thema „Traum“ gewidmet und entstand in enger Zusammenarbeit der Sängerin Elsa Janulidu und der Pianistin Hanna Bachmann, die sich als Lied-Duo verstehen.
Die in Athen geborene Mezzosopranistin Elsa Janulidu absolvierte ein Biologiestudium an der Aristoteles-Universität in Thessaloniki, ehe sie mit ihrer musikalischen Ausbildung an der Wiener Universität für Musik und Darstellende Kunst begann, die sie mit Auszeichnung abschloss. Sie war Stipendiatin des Wagner-Verbandes und Preisträgerin bei internationalen Wettbewerben sowie Mitglied des Internationalen Opernstudios in Zürich. Zuletzt war sie Ensemblemitglied des Landestheaters Linz, wo sie zahlreiche Opernrollen darstellte. Liederabende und Kammerkonzerte fanden u. a. im Wiener Musikverein, im Stephansdom und im Brucknerhaus Linz statt.
Mezzosopranistin Elsa Janulidu (Foto: Ektoras Nikolakis)
Die CD „Dream with me“ beinhaltet 19 Lieder von ebenso vielen Komponisten (Edvard Grieg („Ein Traum“), Sergej Rachmaninov („Träume“), Francesco Paolo Tosti („Sogno“), Harold Arlen („Over the rainbow“), Richard Strauß („Traum durch die Dämmerung“), Jan Sibelius („Var det en dröm?“), Astor Piazzolla („Milonga sin palabras“), Joseph Haydn („Das Leben ist ein Traum“), Alban Berg („Traumgekrönt“), Franz Schubert („Nacht und Träume“), Alfredo Tamayo Marin („Soñó mi mente loca“) , Franz Liszt („Oh! Quand je dors“), Richard Wagner („Träume“), Manos Hatzidakis („Magnus Eroticus“), Ennio Morricone („Nella fantasia“), Clara Schumann („Ich stand in dunklen Träumen“), Gabriel Fauré („Après un rêve“), Kurt Weill („Youkali“) und Leonard Bernstein („Dream with me“), die sich allesamt mit dem Thema „Traum“ befassten.
In einem literarischen Beitrag des Programmhefts schrieb Eva Teimel unter dem Titel Reich mir die Hand zum Traum über den verschiedenen Zugang der Komponisten zu diesem Thema. Sie leitete ihren lesenswerten Artikel mit den Worten ein: „Wie verführerisch ist es, in einer Welt, in der die Schnelllebigkeit das Sagen hat, sich in eine Welt der Träumerei zu flüchten? Dem Traum der Realität Vorrang zu geben? Doch Traum und Träumerei – ist es eins? Zumindest ist es Zufluchtsstätte, und hat als solches in der Kunst, allen voran in Musik und Poesie, spätestens seit dem Zeitalter der Romantik eine wegweisende Bedeutung erfahren. Hier wurden Nacht, Schlaf und Traum zu einem Faszinationsort erster Güte.“
Im weiteren Verlauf ihres Beitrags geht Eva Teimel ausführlich darauf ein, wie die verschiedenen Komponisten in ihren Werken das Thema verarbeiteten.
Pianistin Hanna Bachmann (Foto: Nancy Horowitz)
In einem weiteren Artikel unter dem Titel Traumgedanken brachte Elisabeth Schrattenholzer ihre Gedanken zu diesem Thema zu Papier. Sie begann ihren ebenfalls sehr lesenswerten Beitrag mit den Worten: „Wir alle träumen. Es gibt die verschiedensten Arten von Träumen: Wünsche an das eigene Leben, Träume im Schlaf, die auch Albträume sein können, Träume in den Tag hinein, Träume, die das Wirkliche umbauen zu Visionen und Utopien. Aus allen Zeiten und Kulturen kennen wir Berichte über Träume.“ Die Autorin zitiert in der Folge aus der Mythologie, der Religion, der literarischen Epoche der Romantik, aber auch aus der Dichtkunst und schließt ihren hochinteressanten Beitrag mit den Worten: „Der Traum und das Träumen eint alle Menschen. Und zwar, weil alle träumen und weil die Träume von Frieden, Liebe und Freude einander ähnlich sind. Also bitte träumen! Und dann auf zu Taten, die uns der Verwirklichung unserer Träume näher bringen!“
Die Mezzosopranistin Elsa Janulidu brachte die in der Tat oft traumhaften Lieder mit ruhigem, innigem Gesang zum Besten, wobei mir besonders auffiel, dass sie die Texte in deutscher Sprache mit großer Wortdeutlichkeit sang. Allerdings bin mir fast sicher, dass sie auch die Lieder in den anderen sieben Sprachen ebenso deutlich interpretierte. Auffallend war, dass die Mezzosopranistin in den dramatischen Liedern auch alle Höhen mit „traumwandlerischer“ Sicherheit beherrschte. Beim Anhören dieser CD ging einem das Herz auf – und man begann zu träumen…
Zum musikalischen Erfolg der CD trug auch die Pianistin Hanna Bachmann bei, die der Liedsängerin eine adäquate Begleiterin war. Die im Jahr 1993 geborene Musikerin, die bereits eine rege Konzerttätigkeit hinter sich hat, wurde übrigens vom Dirigenten Kirill Petrenko als „gereifte Persönlichkeit am Klavier“ bezeichnet. Ein Lob, das verpflichtet!
Udo Pacolt
PS: Aus meinen umfangreichen Opernunterlagen konnte ich erkennen, dass ich die Mezzosopranistin unter ihrem griechischen Namen Giannoulidou bereits in vier Aufführungen erlebt habe. Im Jahr 2007 in „Szenen aus Goethes Faust“ von Schumann am Opernhaus Zürich, 2009 in „Kepler“ von Glass in Linz, 2014 in „Le Cinesi“ von Gluck im Schloss Hof und 2016 in „Nemesis“ von Löschel an der Wiener Kammeroper.