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Eine Landpartie nach Transdanubien: ‚Kultúr Wellness‘ ganz nahe zu Österreichs Grenze

01.10.2019 | Themen Kultur

Eine Landpartie nach Transdanubien: ‚Kultúr Wellness‘ ganz nahe zu Österreichs Grenze

Der feurige Csárdás, dieses musikalische Heilmittel aus Ungarn, ist er in dieser Region bereits in Vergessenheit geraten? Jedenfalls hier in Westtransdanubien, ganz nahe der Grenze zu Österreich, ein Katzensprung nur, am westlichen Rand der weiten Ungarischen Tiefebene? Zigeunermusik ist für den in Sache Kultur Reisenden während seiner bequemen Landpartie keine zu hören. Mit gängiger Schlager-Kost wird in den guten Lokalen aufgewartet, gefälliger Kuschelsound scheint hier mehr und mehr die Zigeunermusik zu ersetzen. ‚Kultúr Wellness‘ heißt es heute, und um Besucher aus dem nahen Nachbarland wird mit der traditionellen Kultur der ungarischen Wellness- und Heilbad-Profis wie auch so manch heimischer Spezialität geworben.

Es ist eine friedliche Naturlandschaft, welche sich im Grenzgebiet vom mittleren Burgenland in das ungarische Komitat Vas, in die Weite der Pannonischen Tiefebene ausbreitet, die hier ihren Anfang nimmt. Natur ist in dieser Region dominant. Die ausgedehnten Felder, langgezogenen Alleen, die kleinen Ansiedlungen strahlen reinste Ruhe aus. Und aus dem Boden sprudelt Thermalwasser hervor. Medizinische Hilfe wird in Bük und dessen Badebereich Bükfürdör mit seinen zahlreichen Schwimmbecken, dem großen Kurzentrum zum nahen Österreich, geboten. Heilwasser anstatt des erhofften Erdöls ist in den 50er Jahren aus den Bohrlöchern geflossen, und seitdem wird auch hier der ungarischen Badetradition gehuldigt.


Greenfield-Golfplatz und Hotelanlage. Credit: visitbuk / greenfield 

Ein großer Golfclub lockt ebenfalls in diese weitläufige Erholungslandschaft. Die Naturschönheit von Ungarns erstem 18 Loch Championship Golfplatz mit seiner Greenfield Golf Academy scheinen so verlockend zu sein, dass die Mehrzahl der Mitglieder des Golfclubs aus Österreich angefahren kommt (oder ist es doch günstigerer Mitgliedsbeiträge wegen?). Direkt daneben hat sich das Greenfield Hotel Golf & Spa als komfortables elegantes Haus etabliert, geschätzt von Kurgästen wie den Golfern. Die weite Golfanlage mit ihren zahlreichen Teichen, den hochgewachsenen Pappeln, den ausgedehnten Rasenflächen zählt auch zu den bekanntesten in Ungarn so besonders gehegten und beworbenen Vogelparadiesen.     

Doch auch, im Austausch, umgekehrt – Österreich ist so etwas wie ein Magnet für die Ungarn. Etwa: Die Kinder werden ins Burgenland zur Schulbildung geschickt. Und da das Komitat Vas zu den reicheren Regionen des Landes zählt, siedeln sich nicht wenige Bewohner aus Ungarns ärmeren Gebieten im Osten hier an, um den Sprung zum Arbeitsmarkt über die Grenzen oder weiter bis in den Westen zu schaffen.

Zum Kulturleben: Das frühere Schlagwort ‚Hochkultur‘ scheint hier kaum bekannt zu sein. Und auch kulturelle Zurufe aus Budapest sind nicht zu vernehmen; Impulse werden von dort keine gegeben. Schon deutlicher meldet sich die geschäftstüchtige österreichische Esterházy-Stiftung mit Werbemateriel für den Eisenstädter ‚Goldenen Herbst‘ oder die  Opernshow im St. Margarethener Steinbruch. Doch der Komitatssitz Szombathely mit seinen römischen und barocken Baudenkmälern ist um ein entsprechendes Kulturleben bemüht. Das große Savaria Múzeum mit seiner umfangreichen Römer-Sammlung ist sehr wohl einen ausgiebigen Besuch wert. Und als spezielle Attraktion der Stadt dürfte doch der alljährliche ‚Römische Karneval‘ am leckersten schmecken.

Wenn schon nicht Hochkultur mit Haydn und Bartók geboten wird, dann ist der positive Ausblick auf eine um Bereicherungen bemühte Lebenskultur gegeben. Abgesehen von den traditionellen Badevergnügungen. Der Weinbau steht oben an. Sehr persönliches Bemühen mit viel Liebe der Winzer ist in diesem traditionellen Weißweingebiet zu spüren. Verbunden mit einem herzlichen Willkommen. Noch nicht das große Vermarktungsgeschäft, doch eine ehrliche Weinbaukultur wird gepflegt. Der Trend zielt nach fruchtigen Weinen. Frisch & spritzig & jung soll´s schmecken, die schöne Frucht soll erhalten bleiben. Auf ähnlichen Böden bebaut wie im Burgenland, noch nicht ganz so weit verfeinert wie dort …. von den Weinbauern wird den burgenländischen Weinen jedenfalls volle Achtung gezollt. 

In den Restaurants zaubern die Küchenchefs sehr gern auf ungarisch munter drauf los. Nun vom Gulasch in Richtung zu zarterem Geschmack. Auch auf gastronomische Truffière wird gesetzt: Trüffelsuche, nicht mit Trüffelschweinen sondern mit geschulten Hunden zwischen den angepflanzten Bäumchen im Èrsek Èden-Trüffelparadies, dem ‚The Truffle Experience‘. Und der Kunst des Angelns, als ‚Sport Fishing‘ hier beworben, wird an gehegten Teichen nachgegangen. Die Fische …. die kommen nicht auf den Tisch, sondern werden zurück ins Wasser geworfen. So heißt es jedenfalls.


BU: Amateurtheater in Bük: Petöfis ungarischer Klassiker „János vitéz“ in modernisierter Form. Credit: visitbuk 

Mit der Veranstaltungsreihe ‚A Büki Kultúr Kúra‘ nochmals zu bodenständiger Kultur: Das Sok-Szin-Pad-Amateurtheater spielt Sándor Petöfis – der dichtende Volksheld des ungarischen Aufstandes 1848 gegen die Habsburger – abenteuerliches Märchen „János vitéz“, János der Held – in modernisierter Fassung, und es gibt dazu ein Treffen der dörflichen Volksbühnen; Blasmusik wird in der Grenzstadt Köszeg hoch gehalten; das Tanzensemble Mosoly tritt bei den Büker Kurweintagen auf, und auch die ehrwürdigen Tanzhäuser bekommen wieder mehr Zuspruch, nun ein Spur moderner ausgerichtet. Und ja, die ‚Pannon Zigeunerband‘ scheint auch im Kulturprogramm auf. Also, der Csárdás scheint hier doch noch nicht ganz verloren gegangen zu sein.

Infos: www.visitbuk.hu

www.greenfield.hu

Meinhard Rüdenauer

 

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