Ein Gespräch mit Oberst Prof. Mag. Bernhard Heher, Leiter und somit „musikalischen Vorgesetzter“ – sowohl in musikalischer als auch in militärisch-operativer Hinsicht – des ‚Österreichischen Militärmusikdienstes’“
Militärmusik, die nicht nur als Blasmusik verstanden werden will!
Bernhard Heher entstammt einer musikalischen Familie, bereits im Kindesalter wurde er von seinem Großvater auf der Klarinette ausgebidet, später wurde diese Ausbildung in der Musikschule Puchberg weitergeführt. Bernhard Heher entschloss sich für die Musikerkarriere, das Militär war zu diesem Zeitpunkt noch keine Option.
Bernhard Heher begann 1979 (als 17jähriger) mit dem Studium der Klarinette an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien, bei Prof. Horst Hajek. Bereits 1981 rückte er dann zur Gardemusik in Wien ein, verbunden mit der Absicht, den Präsenzdienst möglichst rasch hinter sich zu bringen, um sich dann wieder voll auf das Klarinettestudium konzentrieren zu können. Aber im Leben kommt es oft anders, als man denkt.
Nach dem Grundwehrdienst wurde ihm dann eine wichtige Entscheidung abverlangt. Eigentlich gefieles ihm beim Militär recht gut, Weiterbildungsmöglichkeiten waren gegeben, der Karriereweg im Rahmen des Heeres stand für einen Musiker seiner Begabung offen. Dass es freilich in jenem Maße, das dann tatsächlich eintraf und ihn an die Spitze der gesamten österreichischen Mititärmusik katapultieren sollte, möglich sei, war damals noch nicht abzusehen.
Er verpflichtete sich als Zeitsoldat mit anschließender Ausbildung zum Musikunteroffizier und Registerführer. Nach dieser Ausbildung begann er 1984 mit dem ordentlichen Studium der „Instrumental- und Gesangspädagogik mit Hauptfach Klarinette “ am Konservatorium der Stadt Wien bei Prof. Roger Salander. Dieses Studium schloss er 1990 mit der „staatlichen Reifeprüfung“ ab.
Ab 1994 erfolgte dann die Ausbildung zum Militärkapellmeister. Parallel dazu unterzog er sich einer Kapellmeisterausbildung bei Generalmusikdirektor Franz Bauer -Theussl (Wiener Volksoper) und bei Prof. Leopold Großmann. Daneben absolvierte Bernhard Heher auch die vorgeschriebene Ausbildung zum Miliz-Offizier in Linz-Ebelsberg.
Nach bestandener Militärkapellmeisterprüfung wurde er in der Funktion als 2. Kapellmeister zur Militärmusik Tirol versetzt. 1997 kehrte er wieder zur Gardemusik Wien als 2. Kapellmeister und Leiter der Musikfachausbildung zurück. 1998 begann er mit dem Studium der Instrumentalpädagogik an der Universität für Musik und darstellenden Kunst Wien bei Prof. Mag. Kraxberger und Prof. Fankhauser.
2001 folgte die Sponsion zum „Mag. art.“ mit dem Diplomarbeitsthema „Prof. Franz Bauer-Theussl – ein Dirigentenleben“. Mit Wirkung vom 1. Dezember 2001 wurde Mag. Heher zum 1. Gardekapellmeister ernannt! Nebenbei betrieb er weiter eine permanente Dirigenten-Weiterbildung bei Alfred Eschwè und bis zu dessen Tod (2010) bei Prof. Franz Bauer-Theussl.
Mit Wirkung vom 16. Februar 2009 wurde Oberst Heher vom Generalstabschef, General Mag. Edmund Entacher, zum Leiter und somit „musikalischen Vorgesetzten“ – sowohl in musikalischer als auch in militärisch-operativer Hinsicht – des ‚Österreichischen Militärmusikdienstes’ ernannt. Er ist damit allen Landesmusikchefs übergeordnet und verantwortet mit Musikausbildung bundesweit.
Mag. Heher führte bereits seit Dezember 2001 die Gardemusik Wien als dessen musikalischer Leiter und Kommandant und jetzt eben mit der Zusatzfunktion als Hauptverantwortlicher aller 9 Militärmusiken Österreichs. Da die Gardemusik auch für die Ausbildung aller angehenden Musikchargen, Musikunteroffiziere und Musikstabsunteroffiziere zuständig ist, wirken in Wien zwei Militärkapellmeister. Der 2. Gardekapellmeister ist der aus Oberpullendorf (Burgenland) stammende Major Johann Kausz. Er ist Ausbildungsoffizier und Stellvertreter von Oberst Mag. Heher und unterstützt den „Militärmusikchef“ sowohl in musikalischen als auch militärischen Belangen.
Die Gardemusik ist das Repräsentationsorchester des Österreichischen Bundesheeres, steht bei Staatsempfängen und Feierlichkeiten im Blickpunkt. Dem Gardekapellmeister ist es daher sehr wichtig, dass sich „seine“ Militärmusik im militärischen Auftreten, sowie in der richtigen Interpretation der Dienstmusik stets als Vorzeigeorchester der Öffentlichkeit präsentiert.
Als Chef-Dirigent der Johann Strauss-Gesellschaft Wien hat sich Oberst Mag. Heher natürlich der Pflege der Wiener Musik (J. Strauss und seine Zeitgenossen) verpflichtet. In dieser Funktion besteht eine enge künstlerische Zusammenarbeit mit dem „Klassischen Wiener Operettenensemble“ unter der Leitung des Präsidenten der Johann Strauss-Gesellschaft Wien, Prof. Mag. Peter Widholz. Dadurch ergibt sich auch Kontakt mit den Wiener Philharmonikern, zumal die Johann Strauss-Gesellschaft bei der Erstellung des Programms zum berühmten „Neujahrskonzert“ fallweise zu Rate gezogen wird.
Oberst Prof. Mag. Heher hat sich sehr für die Aufrechterhaltung des Streichorchesters bei der Gardemusik eingesetzt, da dieses bei den diversen namhaften und berühmten Ballveranstaltungen in Wien permanent eingesetzt und herzlich willkommen ist. Für die jungen Musiker auf den Streichinstrumenten ergibt sich damit auch die einmalige Gelegenheit, den Militärdienst nicht nur in relativ kurzer Zeit (6 Monate) zu absolvieren, sondern dabei auch die musikalische Fortbildung ohne größere Unterbrechung und mit Ausbildung in allen Sparten, von der klassischen Militärmusik über Operette, Oper bis zur Symphonie und zum Wienerlied fortzusetzen. Bei Oberst Prof Heher können diese Musiker speziell über die Interpretation von „Wiener Musik“ sehr viel lernen.
Dass die Musikausbildung des österreichischen Bundesheeres unter Oberst Heher zum Vorzeigemodell geworden ist, beweist die Tatsache, dass auch Militärmusikchefs anderer Länder ihre Musikausbildner nach Wien zum Anschauungsunterricht schicken. Dem wurde insoferne Rechnung getragen, als Oberst Heher im November 2018 die Berufsbezeichnung „Professor“ verliehen wurde.
Nun zu Militärmusik: Die österreichische Militärmusik hat eine Tradition, die bis Ende der Türkenkriege zurück geht. Sie entwickelte sich aus der Signalmusik zur Militärmusik, zu Beginn noch mit vielen Einflüssen der Türkischen Janitscharen, die man auch in Mozarts „Entführung aus dem Serail“ erkennen kann.
In der Monarchie gab es hundertvierundfünfzig Militärkapellen, also jedes Bataillon hatte eine. Diese vom Offizierschor finanziert und spielten auf vielen Festen der Offiziere. Nach dem Sturz der Monarchie ging es wohl weiter, aber mit Ende des zweiten Weltkrieges wurde die Miltärmusik aufgelöst. Erst 1955, mit dem Staatsvertrag, wurde sie wieder eingeführt, aber nur je eine pro Bundesland. Auch in der jüngsten Vergangenheit wollte man sie wieder total wegsparen und alte Traditionen somit verschwinden lassen.
Die Gardemusik hat sechzig Musiker, eben nicht nur Bläser, sondern auch Streichergruppen. Die Gardemusik gibt viele Konzerte, auch mit internationalen Sängern, die sich gerne von diesen guten Musikern begleiten lassen. Das Festwochenkonzert der Gardemusik ist von den Festwochen nicht wegzudenken.
Auch in der Ballsaison ist für größte Auslastung der Musiker gesorgt, sie spielen auf vielen Bällen und können auch in Streichergruppen, Quartetten etc. engagiert werden.
Übrigens, die Hoch- und Deutschmeister und ähnliche Kapellen haben mit der heutigen Militärmusik nichts zu tun. Die Deutschmeister waren ein altes Regiment mit eigener Kapelle, aber eher privat. Fesche Männer waren wohl dabei und Karl Michael Ziehrer war einer der Vertragskapellmeister. Nach einer USA Tournee mit „Überziehung des Zapfenstreiches“ war allerdings seine Militärmusikkarriere zu Ende. Sein ziviles leben hatte mit ihm allerdings einiges vor.
Elena Habermann
Rahmenprogramm des Gesprächs: Kostproben ihres überdurchschnittlichen Talents gaben die jungen Militärmusiker beim Präsentationsabend beim Online-Merker
Ein ausgezeichnetes Quartett der Gardemusik verwöhnte uns mit dem Mozart Divertimento in F – Dur (erster und dritter Satz). Und als Draufgabe die Pizzicatopolka von Johann Strauß Sohn. Das Duo Darko und Daniel Piller (Geige und Akkordeon) spielte u.a. den Liebestango von Astor Piazzolla.
Foto: Barbara Zeininger
Foto: Barbara Zeininger
Darko Piller. Foto: Barbara Zeininger
Pizzicatopolka als Abschluß der Veranstaltung: Maxim Tzekov, Christoph Wregg, Mario Kostner, cellist. Foto: Barbara Zeininger
PS.: Militärmusiker aus dem Sultanat Oman gaben dem Online-Merker die Ehre
Derzeit studieren vier junge Soldaten Musiker aus dem Oman hier die Traditionen der europäischen – österreichischen Militärkapellen. Sechs Monate bleiben die Gäste im Lande , wohnen in der Kaserne und machen den normalen Militärdienst, neben der Musikausbildung voll mit, also wie ein österreichischer Wehrdiener.