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Ein ganz persönlicher Nachruf auf Prof. Erich Seitter. Von Klaus Billand

Ein ganz persönlicher Nachruf auf Prof. Erich Seitter. Von Klaus Billand

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Erich Seitter. Foto:Johanes Ifkovits

Gerade ist Erich Seitter verstorben, was viele nicht nur in der Wiener Opernszene und jedenfalls mich überrascht und sehr traurig gestimmt hat. Erst vor kurzem wurde ihm noch der Professor-Titel verliehen. Ich hatte Erich noch zu meiner Geburtstagsfeier Mitte Mai eingeladen, wozu er aus gesundheitlichen Gründen leider nicht kommen konnte. Wie viele andere habe ich ihn sehr geschätzt und konnte auf seinen Rat, was die Opernszene und vor allem den Gesang betrifft, immer völlig vertrauen. Er war so etwas wie die ultimative Erkenntnis auf diesem Gebiet. Noch mehr aber schätzte ich seinen unglaublichen Humor mit einem Wiener „Schmäh“, wie ich in mittlerweile über 40 Jahren in dieser wunderbaren Stadt sonst nie gehört habe. Auch darin war er wohl einzigartig. Das beste war immer, wenn er Birgit Nilsson im Gespräch mit Wolfgang Windgassen vor dem 3. Aufzug des „Siegfried“ nachahmte, als sie sich bei Wolfgang beschwerte, dass es heute ja wieder so spät werden würde. Es war einfach zum Totlachen! Einmal nahm ich ihn auf einer Reise nach München im Auto mit und erlebte solche und ähnliche Erzählungen am Fließband. Nie hatte ich eine so unterhaltsame und im Flug vergehende Autofahrt nach Bayern.

Erich war als ehemaliger studierter Sänger und als d e r Wiener Sänger-Agent ein absoluter Kenner der Oper, aber nicht nur Kenner, sondern auch Liebhaber. Er trug diese wunderbare Kunstform tief in seinem Herzen, was man nicht von allen sagen kann, die heute tonangebend in dieser Branche sind. Gleichwohl ist ihm seine Fachkenntnis niemals zu Kopf gestiegen, immer wieder äußerte er sie mit einem Schuss Humor, aber dennoch stets seriös und ernst zu nehmend. Und er nahm sich selbst dabei nie wichtig. Nicht nur das machte ihn so liebenswert und angenehm in der Unterhaltung und im Beisammensein. Erich, Du wirst mir fehlen, und wohl auch den Wiener Opernliebhabern und Sängern, aber auch dem Gärtnerplatztheater in München, dem Du in den vergangenen Jahren noch mit Deinem Rat zur Seite standest. Wir werden Dich und Deine Orientierung sowie Deinen gerade auch so sehr zur Oper passenden Humor vermissen. Ruhe in Frieden und schaue nun von ganz oben zu, was aus Deiner Oper wird, bzw. ob noch etwas aus ihr wird…

Dein Klaus

 

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