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Edith Kneifl: DIE TOTE VON SCHÖNBRUNN

24.11.2013 | buch

BuchCover Kneifl, Die Tote von Schoenbrunn x

Edith Kneifl:
DIE TOTE VON SCHÖNBRUNN
Ein historischer Wien-Krimi
268 Seiten, Haymon Verlag, 2013

Edith Kneifl, unter Österreichs Krimi-Autorinnen eine der prominentesten und fleißigsten, hat nun schon drei fixe Figuren, die man in ihren Werken kennen gelernt hat und die sie gewissermaßen abwechselnd bedient. Nun ist sie wieder bei Gustav von Karoly im kaiserlichen Wien, wo es ihr (Edith Kneifl nämlich) seit dem vorigen Buch „Der Tod fährt Riesenrad“ offenbar gut gefällt. Damals war man im Juli 1897 unterwegs, jetzt schreiben wir September 1898, und Wien hat eben die Nachricht erhalten, dass Kaiserin Elisabeth in Genf ermordet worden ist.

Das Buch arbeitet nach einem gut funktionierenden Trick: Einerseits gibt es Morde, sogar einige an Damen der hohen Gesellschaft, die alle in irgendeinem Zusammenhang mit der Kaiserin stehen. Aber andererseits kann die Autorin, indem sie den „Fall Elisabeth“ selbstverständlich von allen Seiten diskutieren lässt, wie es damals der Fall gewesen sein muss, das Bild der Kaiserin auch in allen Facetten erstehen lassen – von der anbetenden Bewunderung, die einige ihr entgegen brachten, bis zur schroffen Ablehnung der Frau, die sich nie ihren Pflichten gestellt hat. Im Grunde ist es ein Elisabeth-Diskussionsbuch.

Aber natürlich weder trocken noch theoretisch, denn unser Gustav von Karoly bewegt sich genau in den Kreisen, wo die Morde stattfinden, hat sogar einen (fiktiven) Erzherzog in der näheren Bekanntschaft, abgesehen von einem adeligen Herrn Papa, der ihn nur leider unehelich gezeugt hat. Er kann sich gut auf Mördersuche begeben und tut es letztendlich auch – wie anders? – erfolgreich.

Ein gut recherchiertes Wien der Jahrhundertwende bildet den pittoresken Schauplatz des Geschehens, und Gustavs bewegte Privatleben wird nicht vergessen. Da haben wir die kluge, emanzipierte Tante Vera, vor allem aber deren Schützling, die ambitionierte Dorothea, die ihm so gut gefällt. Hoffentlich spielt der nächste Roman nicht in Zürich – dorthin begibt sie sich nämlich am Ende, weil man damals als Frau nur dort Medizin studieren kann…

Aber Edith Kneifl wird schon das nächste Verbrechen in Wien einfallen, das ihren Gustav und den Leser gemütlich in Atem hält…

Renate Wagner

 

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