Edith Kneifl:
BLUTIGER SAND
Kriminalroman
264 Seiten. Haymon Verlag, 2012
Nachdem Edith Kneifl, eine der fleißigsten Krimi-Schreiberinnen Österreichs, die ihr festes Publikum hat, zuletzt in die Historie abwich und sich im Wien des Kaisers Franz Joseph wieder fand, bekommen ihre Fans nun wieder ein Buch rund um ihre Heldin Katharina Kafka.
Der rothaarige Zigeunersprössling und ihr schwuler (und in dieser Hinsicht höchst unternehmungslustiger) Transvestiten-Freund Orlando haben schon in zwei Büchern ein amüsantes, einander gerne anpfauchendes Duo ergeben, erst in Wien, dann in Italien. Und damit man auch den Reiz des Schauplatzes mitbekommt, reisen die beiden diesmal in die USA. Nicht gerade in angenehmer Mission: Dort sind Katharinas Eltern vor Jahren bei einem Camping-Trip ermordet worden, und nun scheint es, dass man endlich auf die Spur des Mörders geraten ist…
Mit der Krimi-Handlung gibt sich die Autorin diesmal weniger ab als sonst – ein paar skurril-verdächtige Gestalten kriechen herum, gelegentlich denkt sie auch daran, jene Herren verdächtig zu machen, die Katharina umflirren, und am Ende ist dann einer, den man tatsächlich kennen gelernt hat, der gesuchte Täter… aber ausnahmsweise macht nicht das den Reiz des Buches aus.
Wer hingegen einmal – wie offenbar Edith Kneifl selbst – von Las Vegas ins tiefe Land gereist ist, dem irrationalen Zauber der schrillen Glitzerstadt erlegen, voll staunender Bewunderung für die Naturschönheiten, gefangen von der Magie der Indianerreservate, vergnügt angesichts des touristischen Zaubers der „Route 66“, der mag vieles, das er selbst als Eindrücke empfangen hat, hier als die Erlebnisse von Katharina und Orlando wieder finden. Offen gesagt: Das Buch ist vor allem ein Reisebericht, aber ein guter, der sehr viel Information sehr lebendig verpackt. Und die Vorliebe der Autorin für Minderheiten drückt sich hier auch in starker Sympathie für die Indianerwelten aus, über die man viel erfährt. Nicht nur Gutes, wie es denn auch in der Realität so ist.
Belebt wird das Ganze wie immer von den farbigen Charakteren von Katharina Kafka und Orlando mit ihren pointierten Streitgesprächen. Das Ende, wenn die Autorin doch noch „Action“ einbringt (in ziemlich althergebrachtem Sinn – die Heldin wird gekidnappt und natürlich rechtzeitig gerettet, damit verrät man wohl nicht zu viel…), verläuft allerdings ziemlich abrupt. Keine Rückkehr nach Wien. Wer weiß, vielleicht sind Katharina und Orlando im nächsten Buch immer noch in Amerika. Da ist doch der sympathische indianische Polizei Detective…
Renate Wagner